Resist! Ein Traum vom Leben mit dem Living Theatre
Dokumentarfilm | Belgien/Deutschland 2003 | 90 Minuten
Regie: Dirk Szuszies
Filmdaten
- Originaltitel
- RESIST!
- Produktionsland
- Belgien/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- YC Aligator/Triangle 7/RTBF
- Regie
- Dirk Szuszies · Karin Kaper
- Buch
- Dirk Szuszies · Karin Kaper
- Kamera
- Dieter Vervuurt
- Musik
- Carlo Altomare · Patrick Grant · Andrea Liberovici
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- 21.10.2004
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Doch es ist nicht nur eine Dokumentation der aktuellen Aktivitäten, sondern zugleich eine Hommage an die über 50-jährige Tradition der Living-Theatre-Truppe, die 1951 von Judith Malina und Julian Beck gegründet wurde. Beeinflusst wurden sie von Erwin Piscators Theaterarbeit im amerikanischen Exil, der insistierte, dass die Schauspieler auf der Bühne etwas zu sagen haben und ihre politische Meinung artikulieren sollen. Ihr neues Konzept sah vor, das Leben ins Theater zu bringen und das Theater ins Leben, sich also einzumischen. Die Gruppe galt in den 1960er- und 1970er- Jahren als Inbegriff der Einheit von Leben, Kunst und Revolution. Legendär sind ihre aktive Einmischung bei den Mai-Unruhen in Paris 1968 oder ihre Auftritte während der Studentenrevolte in Berlin, die in Archivaufnahmen inzwischen bekannter Regisseure wie Jonas Mekas oder Nam June Paik dokumentiert wurden. Dem Film gelingt es eindrucksvoll, eine Brücke von diesen früheren Protestbewegungen zu den heute wieder politisch aktiven Jugendlichen zu schlagen. Eine weitere Stärke von „Resist!“ ist, dass er Momente der Selbstzweifel und Konflikte nicht verschweigt. In den USA hat das Living Theatre nicht nur Freunde, und einige ihrer Straßenaktionen stoßen auf heftigsten Protest. In Genua fühlen sie sich aufgerieben zwischen der brutalen Polizei und den gewalttätigen Demonstranten. Im Südlibanon verzichtet eine Gruppe der Libanesen nach den Proben auf die weitere Mitarbeit, da sie sich dem Postulat der absoluten Gewaltlosigkeit nicht anschließen können. Trotz der jüdischen Herkunft einiger Mitglieder der Theatergruppe wurde sie noch nie nach Israel zu einem Gastspiel eingeladen. Die Gruppe lebt inzwischen zeitweise in Italien, wo sie politisch aneckt und vor Anfeindungen rechter Gruppen keineswegs geschützt ist. Politischer Widerstand und bürgerlicher Ungehorsam können aufreibend sein und sind nicht immer erfolgreich. Trotzdem, so der Film, sollte man alles versuchen, um brennende Probleme der Gesellschaft zu lösen. Der Idealismus und die Begeisterung des politischen Protests für die richtige Sache verleiht „Resist!“ eine unglaubliche Kraft und Dynamik. Im Mittelpunkt steht die inzwischen 78-jährige Gründerin Judith Malina, die nichts von ihrem Engagement und ihrer Energie verloren hat. Sie wurde in Kiel als Tochter eines Rabbis geboren, der bereits 1928 in die USA emigrierte. Diese persönlichen Erfahrungen mit Geschichte wurden zum Motor ihres Kampfs um Gerechtigkeit. Hartnäckig verteidigt sie ihren pazifistischen Ansatz: „Unsere Erziehung sagt uns, dass wir nichts ändern können. Aber die Kunst zeigt, dass es möglich ist, etwas zu tun. Jeder einzelne ist Antigone.“