El tren blanco - Der weiße Zug

Dokumentarfilm | Argentinien/Spanien 2003 | 80 Minuten

Regie: Nahuel García

Dokumentarfilm über die Papiersammler von Buenos Aires, die für wenig Geld Altpapier auf den Straßen einsammeln und an die Deponien verkaufen. Mit einer einfachen Videokamera schildert er minutiös den Ablauf eines Tages und lässt Menschen jeden Alters und Herkunft von ihren Schicksalen berichten. Abgesehen von Bildern der Unruhen des Jahres 2001 kommt er dabei ohne zusätzliche Elemente und Kommentare aus. Die eindringlichen Aufnahmen vermitteln ein ungeschminktes Bild des wirtschaftlichen und sozialen Chaos in Argentinien. (O.m.d.U.) - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
EL TREN BLANCO
Produktionsland
Argentinien/Spanien
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
Terraplen Producciones/Cinefectivo/Aquelarre Servicios Cinematográficos
Regie
Nahuel García · Sheila Pérez Giménez · Ramiro García
Buch
Nahuel García · Sheila Pérez Giménez · Ramiro García
Kamera
Gabriel Villazón · Ramiro García · Nahuel García
Schnitt
Nahuel García · Sheila Pérez Giménez · Ramiro García
Länge
80 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Von den Unruhen in Buenos Aires ist immer wieder berichtet worden und davon, wie das Kapital der Mittelschicht eingefroren wurde und an Wert verlor, wie sich also eine jahrzehntelang desolate Politik auf das soziale Gefüge niederschlug. Auch dieser Dokumentarfilm zeigt die Auswirkungen der Krise, auch hier sind die Bilder von den Protestierenden auf der Plaza de Mayo zu sehen, die von der Polizei verprügelt wurden, und von den Plünderungen, bei denen Bürger aus reiner Not zu Kriminellen wurden. Allerdings ist dies die spektakuläre Seite der wirtschaftlichen Katastrophe; in „El tren blanco“ beleuchtet sie nur den Rahmen eines Phänomens, das bislang eher im Verborgenen blieb, aber nicht minder bezeichnend ist: die Auswirkungen der Krise auf die Ärmsten der Armen.

Jeden Tag pendeln Züge zwischen den Armenvierteln und dem Zentrum der argentinischen Hauptstadt, die die Cartoñeros in die Stadt und wieder zurück bringen: Papier- und Müllsammler, die für ein paar Pesos pro Woche an die Mülldeponien verkaufen, was auf den Straßen zu finden ist. Die weißen Züge wurden von der Regierung eigens für die Cartoñeros eingesetzt, für die die Fahrt allerdings nicht umsonst ist. Im Lauf der Zeit ist die Zahl der Züge noch gestiegen, weil immer mehr Bewohner der Hauptstadt in der Armut versinken – was wiederum die Müllpreise drückt.

Monatelang haben die drei jungen argentinischen Filmemacher Nahuel und Ramiro García sowie Sheila Pérez Giménez die Cartoñeros begleitet und mit minimalen technischen Mitteln auf Video gebannt. Die Dreharbeiten begannen auf dem Höhepunkt der Krise im Jahr 2001, daher die Zwischenschnitte mit den Demonstrationen. Der Film beginnt mit dem Aufbruch am frühen Abend und der langen Hinfahrt, zeigt in aller Ausführlichkeit die Schinderei und endet bei der Rückkehr. Die Kamera folgt den Cartoñeros auf Schritt und Tritt, fängt jede Handbewegung ein, vom Wühlen in den schwarzen Müllsäcken bis zum Ausbalancieren der gigantischen Papierhaufen auf den Sackkarren. Dadurch vermittelt der Film, ohne jede Ablenkung oder Abstraktion, ein Gefühl für die Mühsal dieser Arbeit und für die Not, die diese Menschen hierher gebracht hat. Auf der Fahrt im Zug haben die Cartoñeros viel Zeit, zu erzählen und über ihre Situation nachzudenken. Es sind Leute jeden Alters, Alte, Junge, auch Kinder. Während diese in den leer geräumten Abteilen zwischen den Karren Fußball spielen, berichten die Älteren von ihrem alltäglichen Geschäft, von ihrer handwerklichen Ausbildung, die ihnen nichts mehr nützt, von ihren zahlreichen Kindern, die alle ernährt werden wollen, und vor allem von der Würde, die sie behalten wollen. Schließlich, sagt einer, sei auch dies ein Job, und irgend etwas müsse man ja tun, um zu überleben, ohne kriminell zu werden. Manchen ist der Groll über die Politik anzumerken, andere haben sich mit den Jahren mit dem System abgefunden, wieder andere, auch dies eine Überlebensstrategie, halten das Ganze für ein vorübergehendes Phänomen. Er sei nicht arm, sagt einer der Heranwachsenden, er sei zurzeit nur knapp bei Kasse.

Kommentar verfassen

Kommentieren