Die Zwillinge

Drama | Niederlande/Luxemburg 2002 | 137 Minuten

Regie: Ben Sombogaart

Zwei Schwestern aus Deutschland wachsen nach dem Tod der Mutter in den 1920er-Jahren getrennt von einander auf und schlagen unterschiedliche Lebenswege ein. Während die eine in den Niederlanden eine privilegierte Ausbildung genießt, wächst die andere auf einem deutschen Bauernhof heran. Als sie sich im Nazi-Deutschland wiederbegegnen, sind der soziale Unterschied und die entgegengesetzte politische Ausprägung schon zu weit fortgeschritten. Dramatische Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans um Schwesternliebe und -hass, soziale Ungleichheit und Verlust, Vertrauensbrüche und politische Feindschaft. Trotz Redundanzen und Längen ein bewegendes Drama, getragen von der eindrucksvollen Kameraarbeit und hervorragenden Hauptdarstellerinnen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DE TWEELING
Produktionsland
Niederlande/Luxemburg
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
IDTV Film/Samsa Film
Regie
Ben Sombogaart
Buch
Marieke van der Pol
Kamera
Piotr Kukla
Musik
Fons Merkies
Schnitt
Herman P. Koerts
Darsteller
Thekla Reuten (Lotte mit 20) · Nadja Uhl (Anna mit 20) · Ellen Vogel (Lotte mit 80) · Gudrun Okras (Anna mit 80) · Julia Koopmans (Lotte mit 6)
Länge
137 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras beinhalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Kinowelt/Arthaus (16:9, 1.85:1, DD5.1 flämisch/dt.)
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Diskussion
Ein Drama, das über eine Lebensspanne hinweg den Weg zweier Schwestern erzählt, die getrennt von einander aufwachsen und deren unterschiedliche Lebenswege einen Keil zwischen sie treiben. Die Kinder Anna und Lotte verlieren im Deutschland der 1920er- Jahre ihre Mutter. Lotte kämpft mit Tuberkulose und wird von entfernten holländischen Verwandten aufgenommen und gesund gepflegt. Anna ist robuster und kommt zu Onkel und Tante auf einen deutschen Bauernhof. Die Briefe, die sie sich gegenseitig schreiben, kommen nicht an – zu sehr hassen sich die beiden pflegenden Familien. So entwickeln sich die Schwestern unterschiedlich: Lotte genießt in den Niederlanden die privilegierte Ausbildung, nach der sich Anna sehnt. Erst als Anna sich in einen jungen Nazi verliebt und deshalb von ihrem katholischen Onkel blutig geprügelt wird, holt sie der Dorfpfarrer aus den katastrophalen Verhältnissen heraus und vermittelt sie an eine Haushaltsschule. Die Mädchen reifen zu jungen Frauen heran. Lotte verliebt sich in Holland in den Juden David und entdeckt die zurückgehaltenen Briefe an die Schwester – endlich kann sie Abschied nehmen von der Lüge der Pflegeeltern, ihre Schwester sei tot. Sie suchen den Kontakt, und Anna fährt vorfreudig nach Deutschland. Doch der soziale Unterschied ist schon weit fortgeschritten, und Nazi-Deutschland verstört die Besucherin. Als Anna beiläufig das Foto Davids mit den Worten „Ich dachte zuerst, er sei Jude“ kommentiert, erkennt Lotte die Entfremdung. Monate später folgt ein Gegenbesuch in dem besetzten Holland. Lotte hat soeben vom Tod Davids im Konzerntrationslager erfahren, als sie das Foto des Ehemanns ihrer Schwester entdeckt: ein Soldat in SS-Uniform. Auch Anna verliert ihren Mann im Krieg, im Wissen, dass ihre Schwester sie nie wieder sehen will. 50 Jahre später treffen sie sich unverhofft wieder: als alte Damen in einem Sanatorium. Der Groll sitzt noch tief, doch zu guter Letzt kommt es zur Aussprache.

Tessa de Loos gleichnamiger Erfolgsroman handelt von Schwesternliebe und Schwesternhass, von sozialer Ungleichheit und Verlust, von Vertrauensbrüchen und politischer Feindschaft. Die Verfilmung leidet an der grundsätzlichen Problematik vieler Literaturadaptionen: Um möglichst allen Aspekten der Vorlage gerecht zu werden, ergeht sich der Film in Details der intensiven Porträtierung der Schwestern sowie der Kennzeichnung des Zeitgefühls vor und während des Zweiten Weltkriegs, was schon bald zu Längen in der Handlung führt. Die meisten Nebenfiguren sind nur stichwortartig umrissen; was für Menschen die Geliebten der beiden waren, wird kaum erkenntlich.Was das Drehbuch vielleicht nicht vorgesehen hat, erschließt dafür um so eindrucksvoller die subtile und kunstvolle Kameraarbeit von Piotr Kukla, der ein sicheres Gespür für atmosphärische Bilder beweist und Innenansichten freilegt, wie sie über Sprechtext kaum möglich gewesen wären: Die Desorientierung des kranken Kindes in neuer Umgebung leitet er durch Detailaufnahmen eines Konstrukts ein, das sich erst später als Pavillon erkennen lässt, einem gläsernen Käfig gleich, in dem Lotte genesen soll. Die Sehnsucht nach Bildung, Liebe und Harmonie, die Verzweiflung ob der Zwangstrennung der Schwestern, der Hass und die Abscheu, wenn Lotte Anna als Nazi zu erkennen glaubt – all das vermittelt sich eindrucksvoll über die Bilder. Insbesondere die vier Schauspielerinnen, die das ältere und alte Schwesternpaar verkörpern, unterstützen die berührende Erzählung und vermitteln ohne plakative Übertreibung ein Gespür für das ganze Ausmaß des Missverständnisses.

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