Martins Passion
Dokumentarfilm | Deutschland 2004 | 100 Minuten
Regie: Irene Langemann
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2004
- Produktionsfirma
- Lichtfilm/3sat/WDR/arte
- Regie
- Irene Langemann
- Buch
- Irene Langemann
- Kamera
- Dieter Stürmer
- Musik
- Johann Sebastian Bach · Dave Brubeck
- Schnitt
- Kawe Vakil
- Darsteller
- João Carlos Martins · Pelé · Dave Brubeck · Heiner Stadler
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
Martins' Interpretationen werden eigenwilliger, die Musikwelt verehrt ihn. Doch Ende der 1990er-Jahre ereilt ihn ein weiteres Desaster. Ein Nerv der verletzten Hand muss durchtrennt werden, die nun zum nutzlosen Körperteil eines Pianisten verdammt scheint. Martins ist am Ende, aber er gibt nicht auf, trainiert die Partituren allein für die linke Hand; ein Comeback in London scheint in greifbarer Nähe, doch dann verweigert die überbelastete Hand ihren Dienst. Das Konzert muss abgesagt werden, Martins scheint endgültig vor dem Aus zu stehen. Da geschieht wieder eines jener Wunder, die den Maestro zeitlebens begleitet und neue Perspektiven eröffnet haben.
Es wäre nicht redlich, die Geschichte João Carlos Martins so verkaufen zu wollen, als wäre man intimer Kenner in Sachen EMusik oder gehöre zum engeren BachKreis. Nicht zu übersehen ist, dass Martins trotz seiner gewaltigen Plattenerfolge in Südamerika hierzulande eher ein unbeschriebenes Blatt ist. Ihn ins Bewusstsein einer Dokumentarfilm-Öffentlichkeit zu hieven, ist auch nicht das eigentliche Verdienst von „Martins Passion“, sondern einen Menschen vorzustellen, der ganz in seinen Leidenschaften aufgeht: Musik und Fußball. Dabei wird der Mensch Martins, der mit einer Fülle von Archivmaterial, kompiliert mit aktuellen Interviews, vorgestellt wird, nie so recht greifbar, bleibt eher Mythos: Ikone und Frauenheld zugleich, der jede Strapaze und jeden körperlichen Schmerz in Kauf nimmt, um seine Ausnahmestellung zu behaupten. Diese (Selbst- )Darstellung birgt die Gefahr, sich in Eitelkeit zu erschöpfen. Doch die Regisseurin umschifft diese Klippe, indem sie es dem Zuschauer überlässt, sich ein eigenes Bild der widersprüchlichen Persönlichkeit des Künstlers zu machen. Dieses setzt sich nicht über die eher schlichten Filmbilder zusammen, sondern über die von Martins interpretierte Musik; über sie wird ein Charakter transparent, der sich einem vielleicht nie erreichbaren Ideal verschrieben hat. Deutlich spürt man dies in der letzten Sequenz, die Martins in einer Session mit Jazz-Pianist Dave Brubeck zeigt; Martins, der seine neue Technik demonstrieren will, und sein langjähriger Freund steigern sich in eine solche Improvisationslust, dass das Glück dieses Augenblicks auch auf Zuschauer überspringt, die mit dieser Art von Musik eher wenig anfangen können.