Struggle
Drama | Österreich 2003 | 74 Minuten
Regie: Ruth Mader
Filmdaten
- Originaltitel
- STRUGGLE
- Produktionsland
- Österreich
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Amour Fou/Struggle
- Regie
- Ruth Mader
- Buch
- Ruth Mader · Barbara Albert · Martin Leidenfrost
- Kamera
- Bernhard Keller
- Schnitt
- Niki Mossböck
- Darsteller
- Aleksandra Justa (Ewa) · Gottfried Breitfuß (Harold) · Margit Wrobel (Ärztin) · Martin Brambach (Martin) · Rainer Egger
- Länge
- 74 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Die Wienerin Ruth Mader zeigt in ihrem Diplom- und Debütfilm das Elend in Echtzeit. Wenn Harold durch Betonlandschaften fährt und dazu ein viel zu fröhlicher Song aus dem Radio dröhnt, hält die Kamera drauf, ohne zu schneiden, minutenlang. Wenn er allein sein Essen in sich hinein schaufelt, ebenfalls. Wenn das Geflügel ausgenommen wird, dokumentiert Mader die grässliche Prozedur in aller Ausführlichkeit, und selbst das unwürdige Warten an der Landstraße wird wie ungekürzt dargestellt. Geredet wird dabei so gut wie nicht. Es gibt nichts zu sagen, man fürchtet sich scheinbar sogar vor einer Kommunikation, in der man etwas von sich preisgeben müsste. Nicht andeuten, dramatisieren oder metaphorisch vermitteln will Mader die Situation, sondern spürbar machen. Das Konzept ist halbdokumentarisch, die Nebendarsteller sind echte Arbeiter, die Schauplätze existieren und funktionieren so wie im Film. Vor diesem Hintergrund tatsächlicher Ausbeutung, Verelendung und Vereinsamung bildet Mader zwei Schicksale ab, die sich erst gegen Ende annähern und sich bis dahin mehr schlecht als recht durchschlagen. Sie stehen zwar prototypisch für zwei ganz unterschiedliche Lebenswege, wirken aber ebenso aus dem Leben gegriffen wie alles Übrige im Film.
Dies ist ein Konzept, das im österreichischen Film häufiger Anwendung findet und dessen prominentester Vertreter Ulrich Seidl ist. Seidl kommt vom Dokumentarfilm, hat seine Filme aber zunehmend mit Inszenierungen durchsetzt, um seine Sicht auf die fehlgeleiteten und seelisch verarmten Landsleute zu dokumentieren, bis er in „Hundstage“ (fd 35 499) kaum merklich den Übergang zum Spielfilm vollzog. Aber nicht nur die Hybridform verbindet Mader mit ihm, auch das Thema und die Klarheit ihrer Darstellung, die es im deutschen Film so nicht gibt. Dafür, was wirklich los ist hinter Hochhauswänden und Reihenhausfenstern, Werkstoren und selbst den Nobelfassaden, hat dieses Kino eine ganz eigene Sensibilität entwickelt. Es zeigt, mit dem Anspruch der Sozialkritik, was dem Publikum hierzulande kaum oder auf oft unglaubwürdige Weise zugemutet wird: die Schattenseiten der Gesellschaft, die sowohl im wirtschaftlichen Elend begründet sind, das auch die Osterweiterung so schnell nicht überwinden wird, als auch in der Saturiertheit des Mittelstandes, der sich über soziale Absicherung definiert und dafür, im Zwischenmenschlichen, die Quittung bekommt.