Zwerg Nase (2002)
Zeichentrick | Russland 2002 | 80 Minuten
Regie: Ilja Maximow
Filmdaten
- Originaltitel
- KARLIK NOS
- Produktionsland
- Russland
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Melnitsa Animation/CTB
- Regie
- Ilja Maximow
- Buch
- Alexander Bojarski
- Musik
- Walentin Wasenkow
- Länge
- 80 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 6.
- Genre
- Zeichentrick | Märchenfilm
Heimkino
Kaum eine andere Filmgattung ist im Augenblick stärker im Umbruch als der Trickfilm. Buena Vista, immer noch der Inbegriff des Qualitätstrickfilms, schließt ganze Produktionssparten, die für die traditionelle 2D-Animation stehen; Pixar („Findet Nemo!“, fd 36 237) hat sich von Disney getrennt; gleichzeitig feiert der digitale Animationsfilm Einspielrekorde und erhält inzwischen auch die Weihen renommierter Festivals wie Cannes und Berlin. Außerdem öffnet sich der westliche Markt immer mehr Produktionen, die nicht aus Hollywood stammen; neben asiatischen Trickfilmen kommen selbst „Exoten“ wie der belgische Film „Belville – Rendezvous“ und jetzt sogar ein russischer Beitrag in die amerikanischen Kinos; der US-Major Warner hat sich im Fall von „Zwerg Nase“ auch für Deutschland die Vertriebsrechte gesichert.
„Zwerg Nase“ ist in mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswertes Werk. Nicht nur, dass seit mehr als 40 Jahren erstmals wieder ein Animationsfilm aus St. Petersburg, der einstigen Trickfilmhochburg Russlands, in die (internationalen) Kinos kommt, auch die Produktionsbedingungen scheinen hoffnungslos anachronistisch. Mehr als zwei Jahre arbeitete man an der Konzeption und Umsetzung dieses abendfüllenden Trickfilms. Dabei verzichtete man größtenteils auf aufwändige 3D-Computeranimation, sondern realisierte das Projekt im traditionellen Stil klassischer Disney-Zeichentrickfilme. Für US-Studios ist ein solches Unterfangen inzwischen viel zu personal- und kostenintensiv, in St. Petersburg aber hatte man offenbar noch genügend Zeit und Mitarbeiter und schuf eine bis in die Hintergründe detailverliebte Szenerie in sorgfältiger Umsetzung. Das Ergebnis ist nicht in allen Sequenzen geglückt, aber über weite Strecken atemberaubend, beispielsweise in der Marktplatzsequenz, in der sich in den Panorama-Shots in jedem Winkel eine kleine Geschichte abspielt. Man muss schon weit in der Tradition der Disney-Trickfilme zurückgehen, um ähnlich aufwändige Passagen geboten zu bekommen. Leider haben sich die Hersteller aber auch eine Unart der amerikanischen Kollegen zu eigen gemacht: In kurzen Abständen erklingen schmalzige Balladen und Duette, die in einer Mischung aus russischen Schlagern und amerikanischem Pathos am Rande des Erträglichen angesiedelt sind. Doch sieht man einmal von diesem Manko ab, ist den russischen Trickfilmkünstlern eine lebendige und fantasievolle Adaption des Märchenklassikers gelungen, wie sie im Zuge der fortschreitenden 3D-Digitalisierung des Animationsfilms nicht mehr allzu häufig zu sehen sein wird.