Montags in der Sonne

- | Spanien/Italien/Frankreich 2002 | 113 Minuten

Regie: Fernando León de Aranoa

Fünf arbeitslose Werftarbeiter in der nordspanischen Hafenstadt Vigo versuchen ihren Alltag in den Griff zu bekommen, wobei jeder eine andere (Überlebens-)Strategie an den Tag legt. Gelungene Mischung aus tragischen und komischen Momenten, die sich als sarkastische Zustandsbeschreibung der spanischen Gesellschaft versteht. Dabei beeindruckt der Film durch seine lakonische Situationskomik und die Menschlichkeit seiner Protagonisten, deren Selbstfindung am Rande der Wohlstandsgesellschaft man augenzwinkernd zur Kenntnis nimmt. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LOS LUNES AL SOL | LES LUNDIS AU SOLEIL | IL LUNEDI AL SOLE
Produktionsland
Spanien/Italien/Frankreich
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Elias Querejeta Prod./Mediapro/Antena 3/Eyescreen/Quo Vadis Cinéma/Sogepaq/Television Galicia/Via Digital
Regie
Fernando León de Aranoa
Buch
Fernando León de Aranoa · Ignacio del Moral
Kamera
Alfredo Mayo
Musik
Lucio Godoy
Schnitt
Nacho Ruiz Capillas
Darsteller
Javier Bardem (Santa) · Luis Tosar (José) · José Angel Edigo (Lino) · Nieve de Medina (Ana) · Enrique Villén (Reina)
Länge
113 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
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Heimkino

Die Extras beinhalten u.a. ein Feature mit Storyboards.

Verleih DVD
absolut (16:9, 1.85:1, DD5.1 span./dt.)
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Diskussion
„Was willst du denn mit 49 Jahren anfangen, arbeitslos, mit zwei Kindern und nur noch Miesen auf dem Konto“, fragt Santa seine Freunde mit Sarkasmus. Während seine Freunde immer noch versuchen, sich auf freie Stellen zu bewerben und einen neuen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden, hat Santa längst mit den Vorgaben gebrochen; er versucht, ein freies Leben innerhalb der Zwänge seines Arbeitslosendaseins zu verwirklichen, in einer Pension mit flüchtigen Liebesaffären, Gelegenheitsjobs und großen Träumen von einem besseren Leben in Australien. „Montags in der Sonne“, der dritte Spielfilm des spanischen Jungfilmers Fernando Leon de Aranoa, erzählt von fünf ehemaligen Werftarbeitern in der nordspanischen Hafenstadt Vigo. Der Schiffbau liegt seit langem darnieder; die Grundstücke, auf denen die riesigen Fabrikgebäude stehen, dienen nur noch Immobilienhändlern als begehrliche Spekulationsobjekte. Nach zwei Jahren Streik, nach 24 endlosen Monaten des gemeinsamen Arbeitskampfes, der mit der Schließung der Werft endete, sind alle Ersparnisse aufgebraucht; jeder versucht, mit der Situation irgendwie fertig zu werden und sich mit Würde und Galgenhumor durchzuschlagen.

Zu Santas Gruppe gehört Lino, der immer noch vertrauensvoll die Stellenanzeigen durchblättert, sich die Haare schwarz färbt und sich auf jede noch so unerreichbare Position bewirbt; einen Großteil seiner Lebenszeit verbringt er in den Vorzimmern irgendwelcher Personalbüros, obwohl seine Chancen, sich gegen viel jüngere Mitbewerber durchzusetzen, gegen Null tendieren. José dagegen will sich nicht damit abfinden, dass seine Frau den Unterhalt für beide in einer übelriechenden Konservenfabrik verdient. Über seinem Gram bemerkt er gar nicht, wie sie sich zunehmend entfremden. Schließlich Amador, der sich jeden Abend in der Kneipe seines ehemaligen Kollegen Rico betrinkt und seinen Freunden verheimlicht, dass ihn seine Frau längst verlassen hat. Immer wieder ist es Santa, der lautstark und mit Witz versucht, seine Freunde aufzumuntern, beispielsweise, indem er die Fabel von der arbeitswütigen Ameise und der vergnügungssüchtigen Grille als reaktionäre Mär entlarvt, sich aus trotzigem Stolz immer tiefer in juristische Schwierigkeiten verstrickt oder sich standhaft weigert, das Bußgeld für eine kaputte Straßenlampe zu bezahlen, auf die er bei den Protesten gegen die Werftenschließung einen Stein geworfen hatte.

In seiner Mischung aus tragischen und komischen Momenten ist „Montags in der Sonne“ kein soziales Melodram, sondern eine lebendige, durchaus sarkastische Situationsbeschreibung des gegenwärtigen Spaniens. Vor allem beeindruckt der Film durch seine Situationskomik und die Menschlichkeit der Protagonisten, wenn die fünf Freunde etwa ein Fußballspiel von einer Baustelle aus umsonst beobachten, von der aus der gegnerische Torraum nicht einzusehen ist, oder in der lakonischen Komik der Kneipendialoge. Der 34-jährige de Aranoa hatte sich bereits mit „Barrio“ (1998) profiliert, dessen sozialer Realismus in Spanien bislang nicht üblich war, wobei besonders seine Fähigkeit zur choralen Inszenierung auffiel. Produziert wurden beide Filme von Elias Querejeta, der seit den frühen Filmen von Carlos Saura für ein sozial bewusstes und psychologisch kohärentes spanisches Kino steht. „Los lunes al sol“ ist jedoch kein Minoritätenkino, sondern thematisiert eine immer größer werdende Minderheit, wobei der Film die Arbeitslosen zu sympathischen Protagonisten des kommerziellen Kinos macht. In Spanien avancierte der Film mit mehr als zwei Mio. Zuschauern zum Kinohit und heimste außerdem bei den Spanischen Filmpreisen 2003 fünf „Goyas“ ein.

„Montags in der Sonne“ lebt von seinem Humor, der zwischen Sarkasmus und Lebensfreude changiert und dadurch eine zutiefst menschliche Zustandsbeschreibung eines im Ausland weitgehend unbekannten Spaniens ermöglicht. Ein Film über die Selbstbestimmung und Selbstfindung von fünf Arbeitslosen, die an den Rand der Wohlstandsgesellschaft gedrängt werden und deren geschäftiger Routine im Weg stehen, was der Film auch über die Fähren symbolisiert, die die verschiedenen Teile der Hafenstadt verbinden. In der Durchbrechung dieser absurden Routine durch eine noch absurdere Reaktion der Arbeitslosen gelingt dem Film ein fulminanter Schlusspunkt – auch als Protest gegen die ausgrenzende Arbeitswelt.

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