Nach ihrer Scheidung zieht eine Frau mit ihrer sechsjährigen Tochter in ein abgewohntes Mietshaus. Schon bald sieht sie sich mit immer wiederkehrenden Wasserschäden konfrontiert und wird von Visionen eines ertrunkenen Mädchens heimgesucht. Subtiler Horrorfilm aus der Feder des japanischen Kultautors Koji Suzuki, inszeniert von Hideo Nakata, die beide mit "Ring" einen Welterfolg verbuchten. Zwar erreicht der Film nicht die Dichte dieses Films, aber die bedrohlich-düstere Atmosphäre, der dichte Klangteppich, kluge Zitate und das bedacht verschleppte Erzähltempo beschwören eine verstörende Stimmung, die an einen Klassiker wie Polanskis "Ekel" erinnert.
- Sehenswert.
Dark Water (2001)
Psychothriller | Japan 2001 | 97 Minuten
Regie: Hideo Nakata
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Filmdaten
- Originaltitel
- HONOGURAI MIZU NO SOKO KARA
- Produktionsland
- Japan
- Produktionsjahr
- 2001
- Regie
- Hideo Nakata
- Buch
- Hideo Nakata · Takashige Ichise
- Kamera
- Junichirô Hayashi
- Musik
- Kenji Kawai · Shikao Suga
- Schnitt
- Nobuyuki Takahashi
- Darsteller
- Hitomi Kuroki (Yoshimi Matsubara) · Rio Kanno (Ikubo Matsubara mit 5 Jahren) · Mirei Oguchi (Mitsuko Kawai) · Asami Mizukawa (Ikuko Matsubara als Teenager) · Fumiyo Kohinata (Kunio Hamada)
- Länge
- 97 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Psychothriller
Heimkino
Diskussion
Nach der Trennung von ihrem Ehemann will Yoshimi möglichst schnell eine neue Wohnung finden. Zum einen, weil sie ihrer kleinen Tochter Ikuko ein neues, ruhiges Zuhause bieten will, zum anderen, damit sie im anstehenden Sorgerechtsverfahren bessere Chancen hat, ihr Kind zu behalten, bietet der Vater doch die besseren finanziellen und sozialen Sicherheiten. Der mächtige Mietshauskomplex ist nicht Yoshimis erste Wahl, doch angesichts der misslichen Lage und des netten Maklers scheint die recht geräumige Wohnung kein schlechter Kompromiss. In den unübersichtlichen Fluren des grau-kühlen Betonkomplexes scheint indes etwas zu hausen, von dem die Mutter noch keine Ahnung hat. Ganz im Gegensatz zur fünfjährigen Ikuko, die sofort dem Bann des Hauses verfällt. Bald schöpft auch die Mutter den Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. So findet sie in Ikukos Zimmer ständig eine rote Handtasche, die das Mädchen auf dem Dach gefunden haben will; aus der unbewohnten Wohnung über ihnen dringen seltsame Geräusche, und ein Wasserfleck an der Decke lässt sich partout nicht entfernen. Viel zu spät findet Yoshimi heraus, dass die Vorkommnisse mit einem kleinen Mädchen zu tun haben könnten, das vermisst wird und in der oberen Wohnung mit seinem Vater wohnte. Ikuko geht, einem Medium gleich, auf die Signale des Hauses ein und ist dem Geheimnis schon dicht auf der Spur. Dass aus Fernost derzeit die spannendsten Horrorfilme kommen, hat Hollywood längst bemerkt; in Deutschland scheint der Genuss der Filme im adäquaten Kinoformat weiterhin nur Insidern auf Fantasy-Filmfesten vorbehalten. Nach Nakatas „Ring“ (fd 35 918) ist nun „Dark Water“ wenigstens auf DVD und Video zu bestaunen. Vergegenwärtigt man sich die immense Sogwirkung, die diese Geistergeschichte selbst auf dem Fernsehbildschirm noch entfaltet, kann man erahnen, wie sich die Spannung im dunklen Kinosaal auf großer Leinwand entfalten würde. Nakata ist ein Meister des beiläufigen Horrors; die wenigen expliziten Schockmomente wirken fast schon als karthatisches Element, um aus einem Gefühl ständiger diffuser Bedrohung zu entfliehen. Es sind alltägliche Szenerien wie ein im Regen ergrauendes Mietshaus, öde Hausflure oder ein Fahrstuhl, die, subtil ausgeleuchtet und mit einer minimalistisch-mysteriösen Musik (von „Ghost in the Shell“-Komponist Kenji Kawai) versehen, ein monströses Eigenleben entwickeln. Da reicht dann ein Schatten, der durch den Fahrstuhl huscht, um Schrecken auszulösen. Mit der Zeit offenbart die Geschichte eine komplexe Struktur, die erst mit den letzten Szenen ihre ganze Tragweite verrät. So macht auch das trübe Wasser, durch das die Kamera während des Vorspanns taucht, schließlich Sinn. In der Welt von Hideo Nakata gelten nicht die Gesetze des Mainstream, sodass man sich nicht auf ein Happy End einstellen sollte: Der Horror endet hier nicht mit dem Abspann.
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