Der Däne Per Fly und der Lette Janis Cimmermanis knüpfen mit ihrem in dreijähriger Arbeit entstandenen „Prop und Berta“ an die Tradition eines auf der Leinwand selten gewordenen Genres an: den Puppentrickfilm. Neben den Pionieren des Puppentrickfilms, dem Russen Aleksandr Ptuschko, den Gebrüdern Diehl aus München mit ihren „Mecki“-Abenteuern und dem Ungarn Georg Pál, der später in Hollywood Science-Fiction-Filme drehen sollte (u.a. „Die Zeitmaschine“, fd 9535), war es vor allem der Tscheche Jirí Trnka, der das Genre international nicht nur als Kinderfilm hoffähig machte. Die Grundlage zu „Prop und Berta“ lieferte ein ebenfalls selten gewordener Beruf: der des Märchenerzählers. Seit Jahrzehnten reist ein alter Mann namens Bent Solhof durch die Kindergärten und Schulen Dänemarks und erzählt seinen kleinen Zuhörern die von ihm erfundenen Geschichten von Herrn Prop und seiner sprechenden Kuh Berta. Solhofs auch auf Tonträgern erschienene Märchen fehlen mittlerweile in kaum einem dänischen Kinderzimmer, bilden quasi eine letzte Bastion der Fantasie gegen Computerspiele und Fernsehserien.
Man verliebt sich schnell in den kleinen, etwas pummeligen Herrn Prop, der sich, als er sein geerbtes Häuschen im Grünen beziehen will, mit der Kuh Berta anfreundet. Gemeinsam machen sie sich an die Renovierung des maroden Hauses und trotzen den Vertreibungsversuchen der im Wald nebenan wohnenden Hexe, die Nachbarn hasst und „böse sein“ für gesund hält. Unterstützung erhalten sie von vier putzigen Beerenrülpser-Trollen, die sie aus der Gefangenschaft der Hexe befreit haben, und die zum Dank Berta die menschliche Sprache schenken. Im nahen Ort stoßen sie dagegen eher auf Ablehnung, fürchten die dort lebenden Menschen, allen voran der eitle Bürgermeister und der verschlafene Polizist Fredricksen, die Rache der Hexe. Diese arbeitet fieberhaft an einem Zaubertrank, der sie zur gemeinsten Hexe der Welt machen soll. Zuerst einmal aber verwandelt sie die Beerenrülpser in zerstörungswütige „Hosenbibberer“ und lässt sie im Städtchen Chaos verbreiten. Als sie ihnen dann auf ihrem Besen hinterher fliegt, brauen Prop und Berta in der verlassenen Hexenküche einen Zaubertrank, der aus fiesen Menschen freundliche Zeitgenossen macht. So endet die große Schlacht im Ort schließlich in Frieden und Harmonie – und mit einem Freiflug für jeden auf dem Hexenbesen.
Das Problem, mit dem jede Puppenfilmdramaturgie zu kämpfen hat, die Starrheit der Gesichter – auch hier bewegen sich nur der Mund und ab und an die Pupillen –, lösen Fly und Cimmermanis vor allem mit dem „Blickfang“ der variationsreichen Knollennasen ihrer Protagonisten, der Dynamik ihrer Bewegungen und den jazzigen Songs, die die Handlung vorwärtstreiben. Liebevoll nimmt der Film kleine menschliche Schwächen und gesellschaftliche Klischees aufs Korn, bricht eine Lanze für Solidarität und friedliches Miteinander, ohne jemals den pädagogischen Zeigefinger zu heben. Auch in seinem Humor begibt er sich nicht auf die Schiene billiger Schadenfreude, sondern entwickelt seine Komik aus slapstickartiger Action, witzigen Dialogen und fantasievollen Tricks. Rhythmus und Szenengestaltung sind perfekt auf die Zielgruppe der kleinsten Kinobesucher zugeschnitten, und selbst in den spannenden Szenen, wie dem Kampf Bertas mit einem „Eisenbullen“, bleibt die Inszenierung wohl tuend gewaltfrei. Nicht nur als Kind möchte man ständig die fetzigen Lieder mitträllern, und man freut sich auch als Erwachsener auf die nächsten Abenteuer mit Prop und Berta.