Als Zeitreisender wider Willen landet ein verarmter englischer Baron aus dem Jahr 1876 im New York der Gegenwart, muss wegen seiner unpassenden Kleidung und seines steifen Benehmens den Spott seiner Mitmenschen ertragen und kann nach einigen Verwicklungen das Herz einer quirligen Marketing-Managerin erobern. Romantische Komödie mit melodramatischen Akzenten, die vom perfekten Spiel ihres Hauptdarstellers und der detailfreudigen Ausstattung lebt. Vergnügliche Unterhaltung, die einer Rückbesinnung auf innere Werte eine Lanze bricht.
- Ab 12.
Kate & Leopold
Romantische Komödie | USA 2001 | 119 Minuten
Regie: James Mangold
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Filmdaten
- Originaltitel
- KATE & LEOPOLD
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2001
- Produktionsfirma
- Miramax International/Konrad Pictures Prod.
- Regie
- James Mangold
- Buch
- James Mangold · Steven Rogers
- Kamera
- Stuart Dryburgh
- Musik
- Rolfe Kent
- Schnitt
- David Brenner
- Darsteller
- Meg Ryan (Kate McKay) · Hugh Jackman (Leopold) · Liev Schreiber (Stuart Besser) · Breckin Meyer (Charlie McKay) · Natasha Lyonne (Darci)
- Länge
- 119 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Romantische Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Veröffentlicht am
16.04.2002 - 12:43:31
Diskussion
„Frauen lieben Aufrichtigkeit“, lautet Leopolds Credo. Damit hat er nicht nur im Sturm die Herzen seiner Leinwandgespielinnen, sondern auch aller weiblichen Kinozuschauer erobert. Der Engländer im krisengebeutelten New York sieht blendend aus, verfügt als Aristokrat über die hohe Kunst des guten Benehmens, ist belesen und sportlich, liebt Kinder und Hunde und möchte nur eine Dame („the one and only“) beglücken. Leopold ist die Verkörperung all dessen, schlicht gesagt: ein Traummann. Den kann es in der heutigen Zeit nicht wirklich geben, denkt sich die skeptische Kate, obwohl ihr Leopold galant den Hof macht. Die quirlige Marketing-Expertin, die zwar die Karriereleiter in ihrer Firma rasant emporsteigt, in Liebesangelegenheiten aber bisher kein Bein vors andere bekommen hat, ist mit dieser Überlegung nicht nicht ganz im Unrecht: Leopold Alexis Elijah Walker Gareth Thomas, dritter Baron von Albany, hat sich nur ins heutige New York verirrt, er ist ein „Zeitreisender wider Willen“.
Das ist die Ausgangsposition für James Mangolds turbulenten Filmspaß, der mit spielerischer Eleganz die Genres viktorianische Romanze, zeitgenössische Beziehungskomödie und Science-Fiction-Melodram verquickt. Die ambitionierte Mainstream-Produktion kommt ohne traditionelle Zeitmaschine aus: Der chaotische Erfinder Stuart, Kates letzte Männerenttäuschung, findet in einer (zugegeben verwegenen und reichlich unlogischen) Mischung aus Zufall und Genialität unter der monumentalen Great East River Bridge einen Weg durch die Zeit. Von seinem Ausflug ins Jahr 1876 bringt er versehentlich Leopold mit, der nur allzu gerne dem Vollzug einer ihm von der Familie aufgezwungenen Vernunftehe entflieht. So verzichtet der verarmte Baron auf die reizlose Millionenerbin, um im reizüberfluteten Manhattan des Medienzeitalters zu landen. Leopold ist höchst verwundert, sich an einem Ort zu befinden, an dem der „General von Elektrik“ regiert: Kleine Menschen aus merkwürdigen Kisten sprechen zu ihm, beim Spazierengehen auf der Straße rasen ihn große Maschinen fast über den Haufen. Zu allem Unglück ist der überforderte Baron bald auf sich allein gestellt, da sein Begleiter Stuart aufgrund seiner für die Umwelt wirr anmutenden Theorien über Zeit und Raum in einer geschlossenen Anstalt für psychisch Kranke untergebracht wird. Leopold tritt indes von einem Fettnäpfchen ins nächste. Passanten verspotten ihn als „Faschingsscherz“, eine Polizistin nennt ihn gar „Fummeltrine“. Gekränkt zieht sich der Ehrenmann in Stuarts Appartment zurück. Doch auch dort hat er keine Ruhe: Kate fordert die Herausgabe einiger Habseligkeiten und mokiert sich über den lächerlich aussehenden „Sgt. Pepper“. Lediglich ihr Bruder Charlie, den sie zur Verstärkung mitgebracht hat, findet Gefallen an Leopold. Er hält ihn für einen großartigen „method actor“, der ganz in seine Rolle als viktorianischer Gentleman eingetaucht ist.
Dieses Kompliment muss man Hauptdarsteller Hugh Jackman tatsächlich aussprechen. Der Australier verkörpert bis in die kleinste Nuance die biegsame Steifheit und den shakespeareschen Humor, die einst Cary Grant auszeichneten. Gegensätze ziehen sich an, und so bilden Kate und Leopold ein nur auf den ersten Blick ungleiches Paar, das sich zum erwartungsgemäßen Happy End in die Arme schließen wird. Darstellerisch kann die manchmal allzu zappelige Meg Ryan Hugh Jackmann nicht das Wasser reichen. Mangolds erster Ausflug ins Kömödienfach, der neben allem Wortwitz stets Raum für Zwischentöne lässt, ist handwerklich äußerst sorgfältig inszeniert; neben dem historisch stimmigen Set- und Kostümdesign weiß vor allem auch der beschwingte Soundtrack von Rolfe Kent zu gefallen. Den walzertrunkenen Titelsong steuerte Sting bei, der nach seinem Erfolgshit „An English Man in New York“ prädestiniert dafür war. Darüber hinaus ist „Kate und Leopold“ eine vergnügliche Rückbesinnung auf innere Werte, in der dramatische Gesten, schwärmerische Fantasien und das langsame Kennenlernen mehr zählen als die Gier nach schnellem Sex.
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