- | Australien 2000 | 101 Minuten

Regie: Rob Sitch

Australien im Juli 1969: In einem abgelegenen Provinznest wollen vier Techniker mit Hilfe einer riesigen Teleskop-Anlage die erste Mondlandung live in alle Welt übertragen. Doch das Mediengroßereignis wird von allerlei Problemen, vor allem auch der Geltungssucht der meisten Beteiligten überschattet. Liebevoll entwickelte Komödie mit melodramatischen Untertönen, die durch ihre beiläufige Erzählweise ebenso überzeugt wie durch einer Reihe optischer und akustischer Gags. Ein kleiner Film, der in allen Belangen großes Kino bietet. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE DISH
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Working Dog/Distant Horizon/Summit Entertainment
Regie
Rob Sitch
Buch
Santo Cilauro · Tom Gleisner · Rob Sitch
Kamera
Graeme Wood
Musik
Edmund Choi
Schnitt
Jill Bilcock
Darsteller
Sam Neill (Cliff Buxton) · Kevin Harrington (Mitch) · Tom Long (Glenn Latham) · Patrick Warburton (Al Burnett) · Genevieve Mooy (May)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Highlight Video (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Heute weiß man, dass im Juli 1969 nicht die Landung von „Apollo 11“ auf dem Mond, sondern der von 600 Millionen Menschen vor dem Fernseher beobachtete erste Spaziergang des Astronauten Neill Armstrong das Jahrhundertereignis war – das Medienzeitalter hatte endgültig begonnen. Das kleine australische Städtchen Parkes spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Denn dort, auf einer Schafweide, stand das größte Teleskop der südlichen Hemisphäre, das die NASA ausersehen hatte, den historischen Schritt weltweit zum Event zu machen. Um dieses Ereignis spinnt der Film seine Geschichte: Unter der Supervision des NASA-Beobachters Al Burnett bereiten der Leiter der Teleskopstation, Cliff Buxton , und seine beiden Mitarbeiter Mitch und Glenn das Unternehmen vor. Während man sich in der Schaltzentrale der riesigen Antenne noch gegenseitig misstrauisch beäugt, feiert man in der nahen Stadt schon die eigene weltgeschichtliche Bedeutung. Der australische Premierminister sowie der amerikanische Botschafter haben ihren Besuch angekündigt, und der Bürgermeister kann mit höheren politischen Weihen rechnen. Mit der Zeit aber raufen sich die vier Spezialisten zusammen und führen angesichts eines selbstverschuldeten Defekts sogar die NASA hinters Licht; gemeinsam trotzen sie sogar einem aufziehenden Sturm, um die Übertragung nicht platzen zu lassen. Als die Bilder von der Apollo-Mission schließlich über die Bildschirme flimmern, ist man besonders in „down under“ auf die eigenen „High Tech“-Wissenschaftler sehr stolz. Der Stolz auf diese Leistung wird sowohl im Blick von Cliff spürbar, der als alter Mann noch einmal seine Wirkungsstätte besucht, als auch in den „patriotischen“ Klängen, die diesen Blick auf die riesige Antenne begleiten. Wenn in einer langen Rückblende jene Tage vor über 30 Jahren noch einmal vorbeiziehen, versteht es die Inszenierung geschickt, diese Stimmung immer wieder aufzubrechen und in eine liebevolle Beschreibung einer von mehr oder weniger schrulligen Typen bewohnten Kleinstadt-Idylle münden zu lassen. Dort hat die Gattin des Bürgermeisters die Hosen an, während sich ihr Mann als selbsternannter Technik-Visionär nach oben schleimt, obwohl er sich von seinem jüngsten Sohn einfachste Raumfahrtdetails erklären lassen muss. Die Tochter ist die einzige im Ort, die die weltweiten gesellschaftlichen Umwälzungen Ende der 60er-Jahre mitbekommen zu haben scheint und alle Politiker für Faschisten hält. Und Glenn, der gerne strickt, Blumenarrangements bindet und total fit am Computer ist, traut sich nicht, die in ihn verliebte May zum Tanz zu bitten. Doch der Film nähert sich nicht nur den skurrilen Seiten seiner Protagonisten, sondern lässt auch an ihrem Befinden Anteil nehmen. So bringt er beispielsweise Cliff näher, in dem er wie beiläufig vom Tod seiner Frau erzählt. So wenig, wie die Inszenierung ihre Personen um eines Gags willen denunziert, verfällt sie hier in falsche Sentimentalität. Die Beiläufigkeit der Erzählweise setzt sich auch in der Entwicklung der optischen und akustischen Gags fort. Mal fällt unvermittelt ein Ball vom Himmel, der vom Cricketspiel in der Antennenschüssel liegengeblieben war, mal hört man am Schaltgeräusch, dass sich wieder einmal May der Station nähert. Ähnlich unaufdringlich ist auch die formale Gestaltung des Films. Jedes Bild ist sorgfältig ausgeleuchtet und kadriert, jede Kamerafahrt ergibt einen Sinn. Die warmen Farben betonen die idyllische Szenerie, und der flüssige Schnitt unterstreicht die ständig variierenden Einstellungsgrößen. Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegen sich die Schauspieler in dem von der Inszenierung gesteckten Rahmen, wobei sie nie der Versuchung erliegen, ihre Rollen zu überzeichnen. So ist ein ganz dem Ereignis entsprechendes Werk entstanden: ein kleiner, großer Film.
Kommentar verfassen

Kommentieren