Un amore - Eine Liebesgeschichte

- | Italien 1999 | 105 Minuten

Regie: Gianluca Maria Tavarelli

Zwölf Episoden aus dem 20-jährigen Zusammenleben eines Liebespaares, die die Intensität ihrer Beziehung ebenso wie ihr letztliches Scheitern beschreiben. Ein stilles Drama, das die Wirklichkeit weitgehend ausblendet und sich ganz auf die beiden Protagonisten konzentriert, die intuitiv spüren, füreinander geschaffen zu sein, ihrem Glück jedoch keine Dauer verleihen zu können. Einfühlsam verdichtet der Film Momente, in denen Verliebtheit, Hoffnung, Schmerz und Trennung intensiv zum Ausdruck kommen. (O.m.d.U.) - Sehenswert.
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Filmdaten

Originaltitel
UN AMORE
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Arcopinto/RAI
Regie
Gianluca Maria Tavarelli
Buch
Gianluca Maria Tavarelli
Kamera
Pietro Sciortino
Musik
Ezio Bosso
Schnitt
Marco Spoletini
Darsteller
Lorenza Indovina (Sara) · Fabrizio Gifuni (Marco) · Luciano Federico (Filippo) · Roberta Lena (Veronica) · Gianluca Arcopinto (Saras Ehemann)
Länge
105 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert.
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Diskussion
Ganz offensichtlich will dieser Film ein Zeichen setzen gegen die gängigen Umschreibungen von Gegenwart, in der die Zeit angeblich so schnell vorbei rauscht, die Welt sich dauernd verändert und man selbst sich auch. Erzählt wird die Geschichte einer Liebe, die allem Wandel stand hält, sogar dem Widerstand der beiden daran beteiligten Personen, und die kunstvolle Art und Weise dieser Erzählung muss man als magisch, wenigstens aber als poetisch bezeichnen. Dabei wirkt sie zunächst gar nicht so. Die Liebe zwischen Sara und Marco beginnt im Jahr 1982. Sara hat Marco in der Universitätsbibliothek angesprochen. Am Anfang warten Marco und sein Freund Filippo in einer Kneipe und reden von nichts anderem als davon, ob sie Sara und ihre Freundin verführen werden. Dass es dann Sara ist, die als Erste zur Sache kommt, ist bezeichnend. Sie ist von Anfang an diejenige, die weiß und sich nimmt, was sie will, während Marco eher in den Tag hinein lebt und lieber in einer Band spielt anstatt für sein Jurastudium zu pauken; ein Junge, der nur mit Mühe erwachsen wird. Dass die beiden sich rund 15 Jahre später trennen werden, erfährt man schon in der ersten Szene. Wie sich die Geschichte bis dahin entwickelt und ob diese erste Szene auch das Ende der Geschichte sein wird, davon erzählen insgesamt zwölf Szenen, die aus rund 20 Jahren Leben beispielhafte Momente heraus picken: Momente, in denen Verliebtheit, Hoffnung, Schmerz und Trennung zum Ausdruck kommen. Mit solchen Begriffen werden die Szenen auch eingeleitet: Kapitelüberschriften, die in kurze, grob animierte Bilder gefasst sind. Schon dadurch legt Regisseur Tavarelli seinem zweiten Film (nach „Portami via“) einen strengen Aufbau zugrunde. Auch drehen sich die einzelnen Szenen nur um die genannten Themen und nur um Sara und Marco: ein Zwei-Personen-Stück mit einigen nur sporadisch auftauchenden Nebenfiguren. Und jede dieser Szenen besteht aus einer, höchstens zwei Plansequenzen, in deren Verlauf die Kamera manchmal sehr kunstvoll Räume überwindet. Einmal bildet sie einen Reigen zwischen zwei Personengruppen, die am Ende der Sequenz wieder aufeinander treffen. Das Erleben von Zweisamkeit wird dadurch quasi in Echtzeit wiedergegeben, fühlbar gemacht als einer jener Momente, an die man sich später in ihrer Ganzheit erinnern kann. Auch die Kameraarbeit setzt damit ein Signal gegen ein Kino, das auf immer neue Wirkungen setzt und dafür prägnante Schnitte braucht. Hier entfaltet sich im Gegenteil erst im Nacheinander der unabhängigen Szenen ihre Wirkung. Aus der scheinbar sachlichen Reihung von Momenten entsteht ein Drama mit universellem Charakter, ein Meditieren über die Dauerhaftigkeit von Liebe und über diejenigen, die sie manchmal nicht erkennen. Sara und Marco versprechen sich zwar immer wieder die ewige Liebe, aber in der nächsten Szene, ein bis drei Jahre später, trennt sich der eine von der anderen oder umgekehrt. Gründe werden nicht genannt, aber die Heftigkeit der jeweiligen Ablehnung lässt erahnen, dass die Unzufriedenheit lange gewachsen sein muss.Thematisch ist der Film zwar mit dem Hollywood-Erfolg „Harry und Sally“ (fd 27 894) verwandt, doch die Ansätze könnten untschiedlicher nicht sein: dort die Komödie mit tragischer Unterfütterung, bei der die Protagonisten gerade an der Reibung mit ihrer Umwelt vorgeführt bekommen, dass sie doch zusammen gehören, hier das stille Drama, in dem die Wirklichkeit fast ganz ausgeblendet ist. Tauchen in den ersten zwei, drei Szenen noch Nebenfiguren und Statisten auf, engt der Film das Blickfeld zusehends ein, bis am Ende nur noch die Gesichter und Hände von Sara und Marco vor schwarzem Hintergrund zu sehen sind. Wo man sich gerade auf der Zeitschiene befindet, davon berichten, manchmal überdeutlich, Zeitungen, Radiosendungen oder Dialogteile: bei Live Aid, beim Fall der Mauer, beim Jahrtausendwechsel. Wirklich wichtig ist all dies aber für beide nicht. Sie spüren intuitiv und wollen doch oft nicht wahr haben, dass das Wichtigste in ihrem Leben jemand ist, der gerade vor einem sitzt.
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