Ein wegen seines Charmes und Einfühlungsvermögens verehrter Frauenarzt geht ganz in der Liebe zu seinem Beruf und seinen Patientinnen auf, während in seinem Privatleben das Chaos ausbricht. Seine Frau landet in der Psychiatrie, er verliebt sich in eine selbstbewusste Ex-Profi-Golferin, seine Tochter brennt während der Trauung mit ihrer Geliebten durch. Eine mal liebevolle, mal bitterböse Satire auf die Lebensumstände der High Society in der Republikaner-Hochburg Dallas, getragen von der Liebe des Regisseurs zu starken Frauenfiguren und einem Hauptdarsteller, der mit wohltuender Distanz und auch ein wenig Selbstironie gegen sein "Womanizer"-Image anspielt.
- Sehenswert ab 16.
Dr. T & The Women
Komödie | USA/Deutschland 2000 | 122 Minuten
Regie: Robert Altman
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Filmdaten
- Originaltitel
- DR. T AND THE WOMEN
- Produktionsland
- USA/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- Dr. T Inc./Sandcastle 5/Splendid Medien AG
- Regie
- Robert Altman
- Buch
- Anne Rapp
- Kamera
- Jan Kiesser
- Musik
- Lyle Lovett
- Schnitt
- Geraldine Peroni
- Darsteller
- Richard Gere (Dr. T.) · Helen Hunt (Bree) · Farrah Fawcett (Kate) · Laura Dern (Peggy) · Shelley Long (Carolyn)
- Länge
- 122 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
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Heimkino
Diskussion
Nach der konturlosen John-Grisham-Verfilmung „The Gingerbread Man“ (fd 33 131) hatte man schon befürchtet, dass sich einer der letzten Autorenfilmer aus Hollywoods betagter Regiegarde aufs (filmische) Altenteil zurückgezogen hat. Doch mit Anne Rapp fand Robert Altman vor zwei Jahren eine Autorin, die es versteht, präzise „Vorlagen“ für seine liebevollen Gesellschaftssatiren zu liefern. Mit „Cookie’s Fortune“ (fd 33 817) entführten sie in einen kleinen Ort im Süden der USA, um jetzt mit der High Society der Südstaaten-Metropole Dallas zu konfrontieren. Erneut genügen wenige Schauplätze, um einen illustren Mikrokosmos zu entwerfen. Nur für kurze Augenblicke verlässt die Kamera die Gynäkologen-Praxis des Titelhelden, um in dessen gediegenes Zuhause einzutauchen, seine Freizeitaktivitäten oder seine Familie zu porträtieren. „Frauen sind von Natur aus Heilige“, lautet das Credo des Frauenarztes Dr. Sullivan Travis, und deshalb behandelt er seine Patientinnen auch so. Während die Liebe zu seinen Patientinnen ihm ein ständig volles Wartezimmer und laufend Einladungen zu Champagner-Empfängen beschert, fühlt sich seine Frau Kate von der Liebe ihres Ehemannes und ihrer beiden Töchter Dee Dee und Connie eher erdrückt. Nach einem Nacktbad im Springbrunnen einer Einkaufspassage wird sie in die Psychiatrie eingeliefert, wo man einen „Hestia-Komplex“ diagnostiziert. Ihre Schwester Peggy zieht daraufhin mit ihren beiden Kindern ins Haus ihres Schwagers und übernimmt die Vorbereitungen für Dee Dees Hochzeit, während sich Connie noch mehr in ihren Job als Tour-Führerin zu den Schauplätzen des Kennedy-Attentats stürzt. Dr. T., der spürt, dass Kate nie mehr zu ihm zurückkehren wird, verliebt sich in die selbstbewusste Ex-Profi-Golferin Bree. Während sein Seelenleben wieder ins Gleichgewicht kommt, hängt der Haussegen schief: Dee Dee möchte unbedingt, dass Marylin, mit der sie während der Studienzeit angeblich eine lesbische Beziehung hatte, ihre Brautjungfer wird. Dr. T. hält dieses Gerücht - wenn es denn stimmen sollte - für eine verzeihbare Jugendsünde, und da auch Dee Dee keinerlei Anstalten macht, die Hochzeit in Frage zu stellen, führt er seine Tochter unter der Anteilnahme aller Freunde und Patientinnen zum Traualtar. Auf dem Weg dorthin braut sich nicht nur über den Köpfen der Hochzeitsgesellschaft ein Sturm zusammen - auch die Gefühle wirbeln kräftig durcheinander. Während Dee Dee sich ein Herz fasst und Marylin statt des Bräutigams küsst, wird Dr. T. samt Auto von einer Windhose erfasst und fällt ausgerechnet über einem mexikanischen Wüstendorf vom Himmel, wo er einem Kind auf die Welt helfen kann.
Dass es sich auch hierbei um einen nur von Frauen umgebenen Jungen handelt, markiert das ironische Ende eines Films, an dessen Beginn man durch die hintersinnige Besetzung, den „Womanizer“ Richard Gere mit der Frauenarzt-Rolle zu betrauen, irritiert worden war. Richard Gere entspricht durch sein Aussehen und seinen Charme genau jenem Gynäkologen-Klischee, das sowohl die erotischen Fantasien der Frauen als auch die eifersüchtigen Gedanken ihrer Männer bedient. Dass Gere diese Figur mit einer wohl tuenden Distanz ausstattet, zeugt einerseits von seiner gereiften Kunst, andererseits von Altmans sensibler Schauspielerführung, die durch Improvisationen das natürliche Verhalten der Protagonisten betont, sie aber gleichzeitig auch vor dem Chargieren bewahrt. Das ist umso erstaunlicher, weil Altman diesmal - bis auf Liv Tyler - nicht auf seine eingeschworene Darstellerriege zurückgegriffen hat. Trotzdem wirkt sein Film bis in die kleinste Nebenrolle hinein wie das seit Jahren gewachsene Spiel eines Theater-Ensembles. Das gegenseitige Einvernehmen bewahrt den Film auch in heiklen Momenten vor dem Abgleiten ins Geschmacklose, wenn beispielsweise die einsame Sprechstundenhilfe Carolyn ihren Chef verführen will. Auch wenn Richard Gere die meisten Szenen beherrscht, ist „Dr.T. & The Women“ doch - wie so oft bei Altman - ein Film voller starker Frauenfiguren, von denen besonders Bree plastisch herausgearbeitet ist. Helen Hunt füllt diese Rolle mit jenem Selbstbewusstsein, das Männern immer noch Angst macht, strahlt aber gleichzeitig so viel Wärme aus, dass man ermutigt wird, diese Herausforderung anzunehmen.
Wie wenig Altman letztlich von den Männern hält, obwohl er ähnlich wie François Truffaut in „Der Mann, der die Frauen liebte“ (fd 20 563) , Dr.T. als Projektionsfigur seiner Verehrung für das Weibliche benutzt, zeigt sich in ihrer minimalen Präsenz: als Dr. Ts Jagdkumpane laufen sie wie bei einem Räuber-und-Gendarm-Spiel in alberner Tarnkleidung herum, und den Bräutigam, ein postpubertäres Jüngelchen, bekommt man erst bei der Trauung zu Gesicht. Wenn Dee Dee dann unter seinem ungläubigen Blick Marylin „entführt“, hört man zumindest die konservativen Republikaner förmlich aufheulen, die hier in Dallas ihre Hochburg haben.
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