Dokumentarfilm über eine "Streetball"-Saison in Brooklyn, der nicht den Sport in den Mittelpunkt stellt, sondern die sozialen und gesellschaftlichen Hintergründe seiner Akteure. Zentrale Figur ist ein hochtalentierter jugendlicher Schwarzer, der mittels Basketball einer frühen kriminellen Karriere entrinnen konnte, seine große Chance, die Weiterbildung auf einem College, jedoch zunächst verpaßt. Ein faszinierender Film, dynamisch fotografiert und packend geschnitten, zugleich der Beleg einer tiefen menschlichen Anteilnahme. (O.m.d.U.)
- Sehenswert ab 14.
Soul in the Hole
Sportfilm | USA 1995/97 | 98 Minuten
Regie: Danielle Gardner
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Filmdaten
- Originaltitel
- SOUL IN THE HOLE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1995/97
- Produktionsfirma
- Asphalt Films
- Regie
- Danielle Gardner
- Buch
- Danielle Gardner
- Kamera
- Paul Gibson
- Musik
- div. Hip-Hop-Interpreten
- Schnitt
- Melissa Neidich
- Länge
- 98 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Sportfilm | Detektivfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
„Kenny’s Kings“ sind auf dem Durchmarsch. Sie dominieren die Streetball-Saison in Brooklyn, spielen alle anderen Strassen-Basketball-Mannschaften mit spielerischer Eleganz an die Wand. Junger Star der Truppe ist Ed „Booger“ Smith, ein 17jähriger mit krimineller Vergangenheit, den seine Mutter mit 15 vor die Tür setzte, der zunächst für eine Nacht bei seinem Trainer Kenny Jones unterschlüpfte. Aus dem Nachtasyl wurden Jahre, mittlerweile hat Kenny seinen Spitzenspieler adoptiert und setzt fest auf ihn bei der Erreichung des angestrebten Saisonziels, der Meisterschaft im „Soul in the Hole“-Turnier, den angesehensten Wettbewerb, den die Jugendlichen unter sich austragen. Basketball nach festen Regeln der College-Liga, auch wenn das Regelwerk vor und während des Spiels von allen Beteiligten – Schiedsrichter, Trainern und Spielern – heftig und hitzig diskutiert wird.Streetball, so wird in Danielle Gardners Dokumentation deutlich, ist mehr als bloßer Spaß und Freizeitbeschäftigung für jugendliche Nichtstuer. Das über die ganze Stadt verteilte Netzwerk der selbstorganisierten Ligen und Turniere holt die Kids zwar nicht von der Straße, lehrt sie aber, Selbstwertgefühl zu entwickeln und Durchsetzungswille, dämpft ihre kriminellen Energien und gibt den schwarzen Spielern aus meist unterpriviligierten Familien die Chance zu einer weiterführenden Schulausbildung, denn die Colleges vergeben Stidendien und Schulgeld an talentierte Nachwuchsspieler, die die eigene Mannschaft verstärken können. Das ist die Idee, die hinter diesem schnellen, von Paul Gibson in verschiedenen Spielszenen faszinierend fotografiertem Spiel steht, doch die Realität sieht ein wenig anders aus. Kenny hält sich und sein Team mit verschiedenen Jobs über Wasser, organisiert, sponsert, ist Coach und Mädchen für alles und manchmal mit seinem Latein am Ende, wenn die Jungs immer wieder über die Stränge schlagen, es an Disziplin mangeln lassen und Spielausfälle provozieren, weil die erforderlichen sechs Spieler nicht aufzutreiben sind. Kenny weiß, daß die Jungen nur kommen, „solange sie Spaß haben“, er weiß aber auch, daß es mit Spaß allein nicht getan ist.Auch Booger will seinen Spaß, und obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als hätte er mit Kennys Hilfe sein junges Leben in den Griff bekommen, so verfällt er doch immer mal wieder in den alten Trott, stromert nächtelang durch die Gegend, schläft auf Bänken, zieht mit anderen Jugendlichen um die Häuser. Auch wenn Streetball ein wichtiger Bestandteil seines Lebens ist, so ist es nicht sein Leben. Am Ende des Films ist der hochtalentierte Booger der einzige aus seiner Mannschaft, der es nicht am College geschafft hat. Er gibt einfach auf, geht auf die Straße zurück und wird prompt bei einem Überfall erwischt. Kenny, dessen Mannschaft es in diesem Jahr doch nicht geschafft hat, ist zutiefst enttäuscht, sagt aber über seinen Adoptivsohn: „Aus unerfindlichen Gründen liebe ich ihn noch immer über alles.“Diese schlichten, zutiefst menschlichen Aussagen sind es, die „Soul in a Hole“ weit über einen Sportfilm hinausheben und ihn zu einem Porträt einer schwarzen community verdichten, die entschlossen ist, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und das Beste aus ihrem Leben zu machen. Dabei geht der Film keineswegs schönfärberisch zu Werke, zeigt die Aggression der Jugendlichen, Emotionen, die während des Spiels hochkochen und dazu führen, daß Schwarze sich gegenseitig als „nigger“ beschimpfen, zeigt, daß Booger ein Lügner und Großmaul ist, dem seine Adoptivmutter nie im Leben „die Wohnung überlassen“ würde. Das Ergebnis ist eine faszinierende Dokumentation, strukturiert durch den Ablauf der Spielsaison des „Soul in a Hole“-Turniers und durch einen dynamischen Schnitt, der das Geschehen noch packender erscheinen läßt. Zur Dynamik tragen auch die vielen Hip-Hop- und Rap-Klänge bei, die ein authentisches Lebensgefühl der Jugendlichen vermitteln, die sich zwar ganz cool geben, aber genau wissen, das nur eine bessere Bildung der Schlüssel zu einem besseren Leben ist. Doch wissen und dieses Wissen umsetzen sind zweierlei Dinge, auch das belegt der Film, der von der tiefen Anteilnahme für seine Protagonisten geprägt ist, ohne sie dabei zu glorifizieren.
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