In den Schären, der in der Ostsee vor Stockholm gelegenen Insel-Landschaft, verbrachte Astrid Lindgren seit 1935 jeden Sommer. Immer wieder hatte sie den Gedanken aufgeschoben, ihre Erlebnisse auf Furusund in Romanform zu bringen. Als man aber Anfang der 60er Jahre an sie herantrat, eine 13teilige Fernsehserie über Ferien auf den Schären zu schreiben, verarbeitete sie ihre Aufzeichnungen zu Drehbüchern. Teilweise parallel zu der Fernsehserie drehte Olle Hellbom eine fünfteilige Kinoversion, die vom Erfolg der Fernsehfilme profitierte: „Der verwunschene Prinz“, 1964 als erste der „Saltkrokan“-Geschichten im Kino gestartet, entwickelte sich zum Kassenschlager. Hierzulande allerdings fiel der Film durch, wohl auch deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt eine deutsche Übersetzung des erst nach dem Film entstandenen Buches noch nicht erschienen war. Mittlerweile sind die Figuren auch deutschen Kindern durch die Fernsehausstrahlungen und die „Saltkrokan“-Romane bekannt, so daß man nicht unbedingt den ersten Teil „Ferien auf Saltkrokan“
(fd 30 668), in dem die Personen eingeführt wurden, gesehen haben muß. So begegnen einem Tjorven, eine pummelige, etwas aufmüpfige „Schwester“ von Pippi Langstrumpf, ihre pfiffige, kleine Freundin Stine und der verwitwete Schriftsteller Melkersson mit seinen vier Kindern wie „alte“ Bekannte, die man jedes Jahr am Urlaubsort wiedertrifft. Diesmal stehen zwei Tiere und eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt der ereignisreichen Ferien: „Bootsmann“, Tjorvens treuer Bernhardiner, soll erschossen werden, weil er angeblich Pelles Kaninchen und ein Schaf aus der Herde von Stines Großvater gerissen hat. In letzter Sekunde wird der wahre Übeltäter, ein Fuchs, gesichtet, genauso wie die junge Robbe „Moses“, die Fischer Vestermann Tjorven geschenkt hatte, letztlich in die Freiheit entlassen und nicht an ein zoologisches Institut verkauft wird. Das dritte Happy End gibt es dann für Melkerssons erwachsene Tochter Malin, der Tjorven und Stine ihren „Prinzen“ herzaubern.Wie immer bei Astrid Lindgren passieren die aufregenden Geschichten ganz undramatisch nebenbei, und die aufgeweckten Kinder finden immer von selbst eine Lösung der Probleme. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten mit den Erwachsenen bleibt das Verhältnis zueinander doch harmonisch, weil auch die Großen bereit sind, in Konfliktfällen ihr „Unrecht“ vor den Kindern einzugestehen. Pädagogisch gesehen, ist „Saltkrokan“ das reinste Paradies. Bei soviel Idylle fragt man sich, ob man sie den aufgeklärten und von Action „verdorbenen“ Kids der 90er Jahre noch anbieten kann. Man muß diese Frage uneingeschränkt mit „Ja“ beantworten. Denn die „Saltkrokan“-Filme strahlen immer noch so viel Charme aus, daß man die gestalterischen „Altersschwächen“ gar nicht richtig wahrnimmt. Das frische und unkomplizierte Spiel der Kinder steht im Vordergrund, und so, wie Olle Hellbom mit Inger Nilsson die ideale Pippi Langstrumpf entdeckte, fand er auch für Tjorven die perfekte Besetzung. Maria Johansson ist keine „Barbie“-Puppe, sondern eine selbstbewußte Göre, die man auch als Junge gerne als Kumpel-Freundin hätte. So werden auch diese „Ferien auf Saltkrokan“ zu einem „Urlaub“, den man als kleiner Kinobesucher gerne selbst miterleben würde, und der neugierig auf die weiteren Ferien-Abenteuer der Kinder-Clique um Tjorven macht. (Der Film wurde 1964 unter dem Titel „Bootsmann und Moses“ erstbesprochen.)