Das Auge des Adlers (1997)

Abenteuer | Dänemark/Norwegen/Schweden 1997 | 89 Minuten

Regie: Peter Flinth

Ein in der Obhut von Mönchen lebender Königssohn deckt mit Hilfe eines gleichaltrigen Küchenjungen das Komplott eines machthungrigen Bischofs gegen seinen Vater auf. Ein für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen spannender Ritterfilm, der vor dem Hintergrund des Mittelalters vom Wert der Freundschaft und der Erkenntnis, daß man nicht alles alleine schaffen kann, erzählt. Eindrucksvoll fotografiert und vor allem von den kleinen Darstellern überzeugend gespielt, bietet der technisch perfekte Film beste Familienunterhaltung. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
ORNENS OJE
Produktionsland
Dänemark/Norwegen/Schweden
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Metronome/Danmarks Radio TV2/Victoria Film/Sveriges TV/Nordic Screen
Regie
Peter Flinth
Buch
Nikolaj Scherfig · Peter Flinth
Kamera
Eric Kress
Musik
Søren Hyldgaard
Schnitt
Morten Giese
Darsteller
Nijas Ørnbak-Fjeldmose (Valdemar) · Lasse Baunkilde (Aske) · Björn Granath (Bischof) · Lars Lohmann (König) · Maj Bockhahn Bjerregaard (Signe)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (1.85:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
Ehe vorsintflutliche Dinosaurier und galaktische Fabelwesen die Kinderzimmer erobert haben, gehörten, zumindest bei Jungen, Ritterburgen und die dazugehörigen Heerscharen zu den beliebtesten Spielsachen. Zwar sind Bücher über ritterliche Helden wie „Prinz Eisenherz“ heute meist in den Bücherregalen erwachsener Comic-Fans zu finden, aber Filme, die im (finsteren) Mittelalter spielen, üben auch heute noch einen besonderen Reiz auf das junge Publikum aus, kann man doch hier im Gewand eines spannenden, die Fantasie anregenden Abenteuers auch aktuelle und alltägliche Probleme ansprechen. Im Mittelpunkt der Handlung von „Das Auge des Adlers“ steht die langsam wachsende Freundschaft zwischen dem Königssohn Valdemar und dem Küchenjungen Aske, die sich in der Klosterburg des Bischofs Eskil kennenlernen. Valdemar war von seinem in den Krieg ziehenden Vater dorthin gebracht worden, um unter der Obhut der Mönche Latein zu lernen, aber Eskil entpuppt sich als finsterer Geselle, der mit Hilfe des „einäugigen Ritters“ Thorsten den König entmachten will. Durch eine Unachtsamkeit werden Valdemar und Aske entdeckt, als sie ein Treffen der Abtrünnigen belauschen, und müssen vor dem Bischof und dem geheimnisvollen Ritter, der stets von einem Adler begleitet wird, fliehen. Der Adler, so erzählt ihnen ein Bauer, hatte einst ein Auge des Ritters gefressen, das dieser in der Schlacht verloren hat. Er ruhe seitdem nicht eher, bis er den Adler gefangen und gezähmt habe. Wie durch ein Wunder sieht er seit diesem Tag wie mit den Augen eines Adlers. Valdemar und Aske versuchen, die dem König ergebenen Ritter zu warnen, können aber einen Hinterhalt der aufmüpfigen Lehnsherren nicht verhindern. Auch auf der Klosterburg trifft Valdemar zu spät ein. Der König ist schon Eskils Gefangener, und gemeinsam mit seinem Vater steckt man ihn ins Verließ. Gerade als der König seine Abdankung besiegeln soll, naht die Rettung: Aske und das Küchenmädchen Signe befreien Valdemar, eine Schar Königstreuer ihren Herrscher. Im Kampfgetümmel gelingt es Eskil, Valdemar zu entführen. Der schwerverletzte einäugige Ritter sieht sein Unrecht ein und befiehlt Aske, den Adler freizulassen und mit ihm den Bischof zu verfolgen. Im Moor erfüllt sich das Schicksal des hinterhältigen Schurken, und Aske wird fortan als Knappe Valdemars am Königshof wohnen.

Wie der die Guten in Harmonie vereinende Ausgang der Geschichte vermuten läßt, geht es dem Film nicht um eine Kritik an den damals unumstößlichen Standesunterschieden, sondern eher um den Wert der Freundschaft und die Erkenntnis, daß man nicht alles allein schaffen kann. Dies zu erkennen, fällt vor allem Valdemar schwer, der seine Kräfte etwas hochnäsig überschätzt und den Krieg als Männerabenteuer begreift. Askes realistischere Lebenseinstellung bringt ihn ab und an auf den Boden der Tatsachen zurück, und auch die pfiffige Signe bildet einen „natürlichen“ Gegenpol zum eingebildeten Königssohn. Ansonsten bietet das Drehbuch keine auffallenden Widerhaken: die Guten sind edel, die Bösen finster. Und so werden sie auch gespielt, wobei die Schauspieler immer rechtzeitig abgefangen werden, wenn sie in Gefahr geraten, ihre Rollen zu überziehen. Erstaunlich ist, mit welcher Sicherheit Peter Flinth vor allem die kleinen Darsteller lenkt, ebenso aber auch die technische Perfektion, mit der der Werbe- und Kurzfilmregisseur sein Spielfilmdebüt gestaltet. „,Braveheart’ für Kinder“ hat eine nordische Zeitung den Film genannt. Abgesehen davon, daß die Außenaufnahmen beider Filme auf derselben schottischen Burg entstanden sind, braucht „Das Auge des Adlers“ sich wahrlich nicht hinter vergleichbaren Hollywood-Produktionen zu verstecken. Die Bilder arbeiten stimmungsvoll mit Licht und Schatten, „malen“ eindrucksvolle Landschaftstableaus, besonders, wenn man sie durch die Augen des Adlers sieht. Die Geschichte wird gradlinig erzählt, durch eine temporeiche, aber nie hektische Montage spannend vorangetrieben, und selbst die Actionszenen überstrapazieren trotz aller Realistik nicht die Gemüter kleiner Zuschauer. Und Erwachsene werden sich in jene Zeit zurückversetzt fühlen, als man einmal die Woche zum Kiosk rannte, um sich durch das neue „Sigurd“-Heftchen in die Welt der Ritter und Burgen entführen zu lassen.
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