Man schreibt das Jahr 2013. Amerika, wie man es kennt, ist nicht mehr existent. Der technische und zivilisatorische Fortschritt des 20. Jahrhunderts ist ausradiert, politische Anarchie hat sich breitgemacht. Im pazifischen Nordwesten der einstigen Vereinigten Staaten treibt ein selbsternannter General mit dem beziehungsreichen Namen Bethlehem sein Unwesen. Wer nicht Angehöriger seiner plündernden und mordenden Armee ist, muß sich mit einem aufgezwungenen Frondasein abfinden. Aus dem Nirgendwo taucht ein abgerissener Einzelgänger mit seinem Maultier auf, der mit seinen billigen Tricks und einem Arsenal von Shakespeare-Zitaten den Ärmsten der Armen einen Teller Suppe abnötigt. Eines Tages stößt der ziellose Vagabund auf das Wrack eines ehemaligen Postautos, in dem er nicht nur die Gebeine des Postboten, sondern auch ganze Säcke voll einst nicht mehr zugestellter Briefe findet. Er zieht sich die Uniform des Postboten an und behauptet, er sei ein Abgesandter des wieder installierten Kongresses und eines neuen Staatspräsidenten, sozusagen der Vorbote einer aus der Asche hervorsprießenden Zivilisation. Anfangs dienen ihm Mütze und Postsäcke lediglich als Hilfsmittel, um Aufnahme in einer der wenigen noch existierenden Städte zu finden; bald werden sie zu Symbolen der geistigen Restauration und des Widerstands gegen die Knechtschaft durch den skrupellosen General. Besonders die Jugend zeigt sich animiert und schafft in Windeseile die Etablierung eines neuen Postvertriebs, der zum Netzwerk des Kampfes für Gerechtigkeit und Frieden wird.Losgelöst von der Schwerfälligkeit ihrer filmischen Inszenierung, könnte diese Geschichte durchaus Qualitäten des absurden Theaters in sich tragen. Mit Sinn für hinterlistige Ironie hätte sich aus ihr nicht nur ein unterhaltsamer Film, sondern vermutlich sogar eine bezugsreiche Parabel entwickeln lassen. Doch das ist des humorlosen Kevin Costners Sache nicht. Schon als er in den ersten Einstellungen des Films mit langem zerschlissenem Mantel und verbiesterten Gesichtszügen auftaucht, wirkt er wie der einzelgängerische Held von „Waterworld“
(fd 31 536), der sich aus Versehen in die Wüste verirrt hat. Wie jener bleibt er auch weiterhin ein mürrischer Außenseiter, der es nur einer Verkettung von Zufällen zu verdanken hat, daß man ihm 30 Jahre später ein Denkmal setzt. So phlegmatisch wie Costners Darstellung schleppt sich auch die Story in endlosen Windungen und über absonderliche Umwege auf die Adoration eines messianischen Sendboten zu, die dem Schauspieler Gelegenheit bieten soll, sich in der Bewunderung seiner Anhänger zu baden. Doch die Rechnung geht nicht auf. Nie zuvor war Kevin Costner auf der Leinwand so trostlos anzusehen und so schwer zu ertragen wie hier. Selten zuvor hat auch ein Schauspieler seine Fähigkeiten als Regisseur so maßlos überschätzt. Daß die Story allenthalben Löcher und Brüche hat, ließe sich großherzig übersehen, wäre sie nicht gleichzeitig mit so viel falschem Pathos und abstoßender Selbstbeweihräucherung aufgeblasen. Was Costner wohl für epische Breite hält, ist nichts anderes als der Mangel an erzählerischer Stringenz. Am schlimmsten aber wirkt sich die Penetranz aus, mit der hier eine Art Heilsfigur aufgeplustert wird, deren menschliches Charisma gleich null ist. Sie erwies sich auch dann als unerträglich, wenn sie nicht mit einer unglaublich naiven Hymne auf die Unverzichtbarkeit nationalen Gemeinschaftssinns amerikanischer Prägung verbunden wäre. Costner mag sich dabei wie ein neuzeitlicher Frank Capra des Zukunftsfilms vorgekommen sein, doch er ist Lichtjahre davon entfernt, die falschen Hoffnungen auf einen wiedergeborenen Mr. Smith im postapokalyptischen Amerika zu erfüllen.