Grimley, ein Bergbaustädtchen in der Grafschaft Yorkshire, 1992: Der Kampf um die Kohlenzechen, der in den 80er Jahren tobte und den die Kumpel verbissen, aber erfolglos gegen die Thatcher-Regierung führten, ist noch in bester Erinnerung. Die Stimmung ist gedrückt, denn eine neue Schließungswelle droht, von der auch Grimley betroffen ist. Gewiß keine idealen Voraussetzungen für die Grimley Brass Band, die traditionelle Bergmannskapelle des Ortes, die Bandleader Danny endlich einmal für die natioanle Endausscheidung in die Londoner Royal Albert Hall führen will. Doch vor dem Hintergrund der sozialen Katastrophe ist der Probeeifer der Kumpel erloschen, politisieren und diskutieren ist angesagt, und Danny kann sie nur mit Mühe motivieren, zumindest so lange bei der Stange zu bleiben, bis die Schließung der Zeche beschlossene Sache ist. Neuer Elan kommt in die Truppe, als eine junge talentierte Flügelhornistin um ein Vorspiel bittet und entgegen allen Traditionen in den Männerverein aufgenommen wird. Bald stellt sich heraus, das Gloria aus Grimley stammt und schon in Kindertagen mit Andy, dem Posaunisten, befreundet war. Für beide Grund genug, diese Freundschaft wieder aufleben zu lassen, während die anderen Musiker bei jeder sich bietenden Gelegenheit über die körperlichen Vorzüge ihrer Mitstreiterin tuscheln können.Bei aller Gemeinsamkeit tut sich ein tiefer Graben zwischen den anfangs kämpferisch eingestellten Bergleuten auf, als die Zechenleitung eine großzügige Abfindung anbietet, und die Gewerkschaft eine Urabstimmung ins Leben ruft. Eine überwältigende Mehrheit entscheidet sich gegen den Arbeitskampf und für das sichere Geld, Dannys Dirigententräume scheinen damit zerstoben und auch die Beziehung zwischen Gloria und Andy erleidet einen Riß, als sich herausstellt, daß sie im Auftrag der Bergwerksgesellschaft ein Gutachten über die Zeche erstellen soll. Die Kumpel glauben an Verrat und unterstellen ihr unlautere Absichten. Sie fällt aus allen Wolken, als sie erkennen muß, daß die Schließung seit langem beschlossene Sache ist und ihre Arbeit bloß den schönen Schein wahren sollte.In dieser Situation erleidet Danny einen Lungenkollaps und sein Sohn Phil, natürlich auch Bandmitglied, organisiert ein Abschiedsständchen. Arbeitslos,: ohne Geld, gepfändet und von seiner Frau und den Kindern verlassen, schlägt er sich als trauriger Clown durchs Leben. Es gelingt ihm nicht mehr, seine Verzweiflung abzuschütteln. Erst nach einem Selbstmordversuch erwacht der alte Kampfeswille, und wider Erwarten reißen sich die Kumpel noch einmal zusammen, um in London anzutreten: jetzt erst recht und besonders für Danny lautet die Devise.Man muß kein Freund von Blasmusik sein, um diesen Film ins Herz schließen zu können. Es wird zwar viel musiziert, doch die Musik steht nicht für sich, sondern als Metapher für Gemeinschaft und Solidarität, und spätestens als die Grimley Brass Band in der Royal Albert Hall Rossinis "Wilhelm Teil Ouverture" anstimmt und sich in einen wahren Rausch hineinsteigert, wird deutlich, daß diese Menschen angetreten sind, um der herrschenden Klasse den Marsch zu blasen. Um zu demonstrieren, daß man ihnen zwar die Arbeit nehmen kann, aber nicht Stolz und Würde. In der Tat steht Mark Hermans zweiter Spielfilm in einer guten alten englischen Filmtradition, beschwört die Kraft der Solidarität, die Würde des arbeitenden Volkes, die Freude am einfachen, unverbogenen Leben und den Mut, der aus Freundschaft geschöpft werden kann. Es liegt auf der Hand, daß man an Ken Loach und Mike Leigh denken muß, doch durch die Mischung verschiedener Sujets, den oft abrupten Wechsel zwischen Komödie und Drama und den Mut zum Sentiment setzt sich Herman von den beiden Altmeistern ab und liefert eine höchst eigenständige Arbeit, die den Zuschauer verschmitzt lachen läßt und ihm Augenblicke später den sprichwörtlichen Kloß im Hals beschert. Bei aller Leichtigkeit der Inszenierung ist der Film von einer spürbaren Wut geprägt, Wut auf die Tory-Regierung, die sich wenig um die Belange des kleinen Mannes schert, sondern deren Gesetze auf die Bedürfnisse des Kapitals zugeschnitten sind. Ein parteiischer Film, eine Seltenheit zu einer Zeit, in der es vielen politisch unkorrekt erscheint, eindeutig Partei zu ergreifen.Sinn für Details und eine stimmungsvolle Kameraarbeit, die immer wieder die Gesichter der Protagonisten sucht, um ihre Gefühle und Stimmungen in den Vordergrund zu rücken, die sich Zeit für die Figuren nimmt und bei ihnen verweilt, runden den Film ab, dessen größtes Kapital jedoch seine großartigen Hauptdarsteller sind. Inmitten der Laiendarsteller und wirklichen Musiker wirkt Pete Postlethwaites Danny wie ein Fels in der Brandung, ein wenig aristokratisch und stur, der unbeirrt an seinem großen Ziel festhält und der um die Macht der Gemeinschaft weiß und dieses Wissen vermittelt, ohne dies nur ein einziges Mal anzusprechen. Jungenhaft und schlaksig wirkt Ewan McGregor, dessen Andy eine stoische Ruhe ausstellt, die scheinbar nichts aus der Fassung bringen kann, doch in seinen Augen glimmt Verletzlichkeit auf. Stephen Tompkinsons Phil ist die große tragische Figur des Films, nicht weil er alles Unglück auf sich zu ziehen scheint, sondern weil er schon zu Beginn aufgegeben hat, er hat keinen Glauben mehr und keine Träume, spielt nur noch seinem Vater zuliebe in der Band, mutlos und ohne Hoffnung. Und natürlich Tara Fitzgerald, deren Gloria eine glaubhafte Naivität verströmt; eine junge Frau, deren Idealismus überzeugend wirkt, die sich wie der pfadfinderhafte Kumpel gibt, es jedoch auch faustdick hinter den Ohren hat. Sie alle tragen zum Gelingen des Films bei, der voller leisem Humor den Mut zum Träumen ebenso beschwört wie das Zutrauen auf die eigene Kraft und das Vertrauen auf die Mitmenschen. Mit einer solchen Haltung wird aus dem noch so schäbigsten Pub Heimat und ein Hort der Geborgenheit, weil sich Menschen mit großen Herzen in ihm treffen.