Sponsae Christi - Die Bräute Christi

Dokumentarfilm | Deutschland 1991 | 68 Minuten

Regie: Thomas Riedelsheimer

Eindrucksvoller Dokumentarfilm über sinnerfülltes Leben im Kloster auch im ausklingenden 20. Jahrhundert, ernsthaft beobachtet in dem 1245 gegründeten Kloster Lichtenthal bei Baden-Baden am Beispiel von Zisterzienserinnen, die nach der strengen Regel des hl. Benedikt durch Stillsein und Schweigenkönnen, Tätigsein und Kontemplation zu innerer Fröhlichkeit reifen. Der Film fängt bemerkenswert taktvoll Selbstzeugnisse ein und ist eine verdienstvolle Widerlegung von Vorurteilen über angebliche Weltflucht und Verklemmtheit. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1991
Produktionsfirma
Thomas Riedelsheimer Prod./ZDF
Regie
Thomas Riedelsheimer
Buch
Thomas Riedelsheimer · Jay Richard Kennedy
Kamera
Thomas Riedelsheimer
Schnitt
Thomas Riedelsheimer
Länge
68 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb

Diskussion
Die Kamera fährt von einer dunklen Straße her die wuchtigen Klostermauern ab, die an ein wehrhaftiges Gefängnis erinnern. Darüber gesprochen wird eine Meditation über den Sinn des klausulierten Klosterlebens. Das Kloster ist geschieden von der Welt, ist aber in der Welt und in seiner Mitte, im Chorraum in der Kirche wacht der Konvent im Dunkel der Nacht.

Thomas Riedelsheimer 1993 mit dem "Grimme-Preis in Gold" ausgezeichneter Film handelt, um ein biblisches Bild zu gebrauchen, von den (klugen) Jungfrauen, die jederzeit mit dem Eintreffen des Herrn rechnen, ihn deshalb im ständigen Gebet erwarten. Er erzählt von den Wegen in eine solche Gemeinschaft, von dem konkreten Leben im Kloster und des Klosters, hier die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal bei Baden-Baden.

Dieser Dokumentarfilm ist gewissermaßen ein ethnografischer Reisebericht in eine fremde Welt, zu einer fernen Kultur, die nicht nur allgemein, sondern auch den kirchlich gebundenen Christen in der Welt als nicht nachvollziehbar erscheint. Behutsam nähert sich Riedelsheimer dieser Welt, erkundigt sich taktvoll und respektiert, wenn seine drei Gesprächspartnerinnen - die Postulantin Brigitta, die Novizin Sr. Roswitha und Sr. Lätitia, die die ewigen Gelübde abgelegt hat - Grenzen zur Wahrung ihrer Intimsphäre ziehen. In seinem Ersten Brief an die Korinther schreibt Paulus, jeder solle so leben, wie der Herr ihm zugemessen, wie Gott ihn gerufen hat. Ein zentrales Thema der Selbstauskünfte der Frauen ist das Vernehmen des Anrufes Gottes, als Töchter des hl. Benedikt zu leben. Es sind kleine Schritte, die erst im Rückblick als Weg ins Kloster erkennbar sind (Brigitta), der "Zufall", nach Kardinal Suenens das Incognito Gottes, der den allerersten Anstoß gab (Sr. Lätitia), oder auch ein namhaft zu machendes Erlebnis (Sr. Roswitha). Verzicht begleitet die Hinwendung zum Leben als Religiose: die große Familie (die ehemalige SOS-Kinderdorf-Mutter Sr. Roswitha) oder der Freund (Sr. Lätitia). Das Leben vor dem Eintritt ins Kloster war gut und wichtig, keinesfalls gering, aber die Frauen spürten, daß es ihnen nicht zugemessen sei. Argumentativ ist der Ruf zum Ordensleben nicht begründbar, insofern bleibt er ein Geheimnis, das sich den Worten entzieht.

Was tritt an die Stelle der zwischenmenschlichen Beziehungen, des Berufes, des Reisens etc.? Die ausschließliche Hinordnung allen Tun und Lassens, allen Denkens und Fühlens auf Gott hin unter bewußtem, schmerzhaft empfundenem Verzicht auf die Ausgestaltung der vielen Begabungen, Fertigkeiten und Wünsche in einem selbst. Christus wird der Bräutigam, der umfassender annimmt und trägt als es ein Mensch vermag. Dieser ist jedoch abwesend und wird nur in gnadenhaften Momenten innigst gespürt.

Dankenswerterweise fällt der sonst in diesem Zusammenhang gängige und den Laien gegenüber zumindest unsensible Ausdruck vom "gottgeweihten Leben" für die monastische Lebensform nicht. Das macht es dem Laien. dessen Gott geweihtes Leben in der Welt kaum über explizit religiöse Handlungsmuster verfügt, leicht, den Zeichencharakter der klösterlichen Lebensform, in der die Christusorientierung eines jeden Christen anschaulich gelebt wird, ohne das Gefühl der Minderwertigkeit anzuerkennen. Den Laien ist anderes, aber nichts Geringeres zugemessen.

Neben der exzellenten Erzählstruktur besticht der Film durch Farbgebung und Bildaufbau. Im wärmenden Glanz der Farben scheint die spirituelle Dimension der klösterlichen Existenz durch, ein trotz aller Dunkelheit an der Herrlichkeit des Bräutigams Christi partizipierendes Dasein. Die Kamera: feinfühlig, nah und zugleich diskret. Längere Einstellungen und ruhige Montage vermitteln das Gleichmaß des Lebensrhythmus der Nonnen. Bis in die Details durchkomponierter Bildaufbau, nichts ist bedeutungslos. Das Bild ordnet die Interviews in übergreifende und tiefere Zusammenhänge deutend ein. Neben dem Wort sind es die Gesichter, die sprechen. Als Spiegel der Seele zeigen sie Sammlung und Einkehr und Lebendigkeit zugleich. Ein ästhetischer Film, dessen Ästhetik auf die spirituelle Dimension der Wirklichkeit verweist.
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