Bushido - Sie lieben und sie töten

wernstein@web.de | 29.05.2024

Ein Samuraifilm, der seinerzeit geschätzt wurde, gute Kritiken bekam und Filmpreise gewann (Goldener Bär auf der Berlinale 1963 u.a.), aber heute nahezu vergessen ist. Wenn man ihn gesehen hat, weiß man warum. Regisseur Tadashi Imai instrumentalisiert den titelgebenden, feudalistischen Verhaltenskodex als Teil eines ideologischen Überbaus, der sich über die sozio-ökonomische Basis erhebt, jahrhundertelang dazu beiträgt, den Menschen in Unfreiheit zu halten und Verhältnisse der Unterdrückung und Ausbeutung innerhalb der japanischen Gesellschaft fossilieren hilft. Auch die sechziger Jahre in Japan wurden noch von diesem Ethos geprägt, das wohl mit seiner Auffassung von Gehorsam und Pflichterfüllung von Imai als Nährboden für den Faschismus Japans aufgefasst wird. Die ausladende und umständliche Dramaturgie folgt dem Prinzip der episodischen Reihung: Im Stammbaum seiner eigenen Familienchronik erforscht die männliche Hauptfigur des Films über sieben Generationen hinweg in Rückblenden von einfallsloser Gleichförmigkeit die Wiederkehr der immergleichen Fremdbestimmtheit durch das Buschido. Die Monotonie des filmischen Ganzen wird noch dadurch verstärkt, dass der etwas spröde Kabuki-Darsteller Kinnosuke Nakamura sage und schreibe acht Repräsentanten eines einzigen Samurai-Geschlechts aus unterschiedlichen Epochen verkörpert. Erst in der Gegenwartsepisode gelingt der Bruch mit der Tradition. Ein Film, dem es an poetischer Kraft, visuellen Einfällen und künstlerischem Wagemut mangelt und der diese innere Leere mit überdeutlichen Botschaften und linkspolitischer Indoktrination zu kompensieren versucht.