Im Jahr 1990 hält sich Jean-Luc Godard in Deutschland auf - und dreht mit „Allemagne Année 90 Neuf Zeró“ den wichtigsten Film über den Fall der Mauer, den es bislang gibt. Nur hat kaum jemand davon Kenntnis genommen. Vergeblich bemühte sich damals der Berliner Verleih Sputnik, den Film in die deutschen Kinos zu bringen, was an unentwirrbaren Rechteansprüchen der verschiedenen Co-Produzenten scheiterte. Doch selbst wenn das Vorhaben wirklich gelungen wäre, so hätten sich vermutlich nur wenige Zuschauer dieser erbarmungslosen Vivisektion ausgesetzt. Und damit hätte auch „Allemagne Année 90 Neuf Zeró“ das Schicksal anderer, vorrangig später Arbeiten Godards geteilt: von einem kleinen Kreis ersehnt und umjubelt zu sein, vom großen Rest des Publikums jedoch nicht wahrgenommen zu werden. Rechnungsprüfer würden das ihnen gemäße schlichte Urteil fällen: Keine Marktrelevanz.
Gleichzeitig steht es heute außer Frage, dass Jean-Luc Godard die moderne Kinematografie - auch die Hollywoods - in einem Maße beeinflusst hat, das bislang kaum abzuschätzen ist. Man nehme nur Oliver Stones