Es muss eine irritierende Erfahrung gewesen sein, als der Verleih Sputnik Film 1991 in Deutschland einen Zeichentrickfilm ins Kino brachte, der so gar nicht den üblichen Vorstellungen entsprach. Zeichentrickfilme wurden damals weitgehend gleichgesetzt mit Kinderfilmen oder Family Entertainment. „Akira“ jedoch entstammte einer anderen Bildtradition. Mit einem lauten Knall hatte sich eine besondere Form des Zeichentrickfilms in Europa und den USA vorgestellt, die sich auch an ein jugendliches oder erwachsenes Publikum richtet: der Anime.
Tatsächlich beginnt „Akira“ mit passenderweise einem lauten Knall. In der ersten Szene detoniert eine Atombombe und hinterlässt einen tiefen Krater in Tokio. In der zweiten Szene jagen jugendliche Motorradgangs durch die Straßen der Metropole; die Kamera bewegt sich flirrend um sie herum. Zeigt ihre Sichtweise. Zeigt sie aus der Untersicht. Scheint sich an ihre Motorräder zu hängen. „Akira“ setzt nicht auf Panoramaeinstellungen, in denen Figuren animiert werden, sondern imitiert die dynamische Inszenierung eines actionreichen Realfilms.