DVDs, Blu-rays und 4K-UHD-Veröffentlichungen sind nicht nur Trägermedien für Filme, sondern bieten durch ihre Aufmachung und ihr Bonusmaterial einen beträchtlichen Mehrwert. Die besten dieser Editionen werden von filmdienst.de mit dem „Silberling“ ausgezeichnet. Aktuell bekommt die neue 4K-UHD-Edition von M. Night Shyalamans „Signs“ dieses Gütesiegel, wegen der Kombination aus neuer Bild- und Tonqualität und zwar älterem, aber mustergültigem Bonusmaterial.
Es mag etwas pathetisch klingen, aber dass der Film „Signs“ so existiert, wie er existiert, grenzt schon an ein Wunder. Dass man an einem Tag wie dem 11. September 2001 trotz der verheerenden Anschläge in den USA mit den Dreharbeiten zu einem Unterhaltungs-Film begann, in dem es um das mögliche Ende der Welt geht, ist alles andere als selbstverständlich. Im „Making of“ zum Film, das zur Heimkinopremiere 2003 produziert wurde, beschreibt Regisseur M. Night Shyamalan nur kurz den Beginn der Dreharbeiten unter diesen denkbar negativen Bedingungen. Der Film wurde nicht verschoben, doch der Drehplan wurde umgestellt. Shyamalan begann entgegen dem Drehplan mit den traurigsten Szenen des Films, in dem seine Hauptfigur, Pater Graham Hess (Mel Gibson) erst seine Frau und in der Folge seinen Glauben verliert.
Es wird viel geweint in diesem Science-Fiction-Film, vielleicht auch forciert durchs 9/11-Trauma der Entstehungszeit. Zum Glück wird daraus im Making-of kein weiteres melodramatisches Kapital geschlagen. Nicht zuletzt, weil Film-Nerd Shyamalan damals Laurent Bouzereau damit beauftragt hat, die Dokumentation über die Filmentstehung zu produzieren, den besten filmkundlichen Dokumentaristen, den Hollywood als Chronisten besitzt. Bouzereau geht es dann auch gleich um Vorbilder. Und Shyamalan ist Nerd genug, um Hitchcocks „Die Vögel“, Don Siegels „Die Dämonischen“ und George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ zu erwähnen, die ihm beim Schreiben des Drehbuchs im Kopf herumschwirrten. 22 Jahre sind Bouzereaus Betrachtungen zu „Signs“ nun alt, und, im Gegensatz zum frisch auf 4K UHD präsentierten Betrachtungsgegenstand, sieht man der Dokumentation ihr Alter deutlich an – nicht nur weil Shyamalan (30) und Joaquin Phoenix (gerade 26 Jahre) noch so jung aussehen. Bonusmaterialien werden selten restauriert; man kann von Glück sagen, wenn vieles von den alten TV-Bändern wenigstens digital erhalten bleibt. Bouzereau ist ein unaufgeregter Analytiker. Das kommt dem „Making of“ entgegen, das doch einen Regisseur im Mittelpunkt hat, der es liebt, sich emotional in Szene zu setzten. Es fällt auf, dass nicht (wie sonst in vielen „Making ofs“) alles mit Emotion, Lobhudelei und Hintergrundmusik zugekleistert ist. Man kann den Interviewten zuhören, ohne dass man das Gefühl hat, dass sie Promotion machen.
Die Bonusmaterialien zur Neueröffentlichung von „Signs“ in 4K UHD stammen sämtlich von 2003 (DVD) und 2008 (Blu-ray-Premiere). Es ist die Hoch-Zeit dieser Medien, und man merkt, wieviel Experimentierfreude in ihnen steckt. Anhand zweier Szenen kann man beispielsweise neben der Kinoabmischung auch nur die Musik oder die Toneffekte zuschalten sowie das Bild wegklicken und stattdessen die Storyboards dazuschalten. Ein bisschen so wie in guten Filmmuseen bekommt man Einblick in das „Wie“ und das „Warum“. Alles natürlich nur auf der beigelegten Blu-ray der 4K-UHD-Edition. Der Spielfilm selbst profitiert von der Überarbeitung: Tak Fujimotos Bilder sahen nie besser aus und James Newton Howards Musik klang nie überzeugender als jetzt. Immerhin!
Diskografischer Hinweis:
„Signs – Zeichen“. USA 2002; FSK ab 12. Als 4K-UHD-Edition erschienen bei Leonine. VÖ: 7. März 2025
Bonusmaterialien: Das sechsteilige „Making of Signs“ (59 Min.); ein Feature mit fünf im Film nicht verwendeten Szenen (8 Min.) sowie eine „Multi Angle“-Demonstration mit zwei Szenen (5 Min.), die wahlweise in der 5.1-Kinomischung, nur mit Musik und nur mit Ton-Effekten im Realbild oder mit den Storyboards abgespielt werden können. Die 4K-UHD-Edition ist mit dem Silberling 2025 ausgezeichnet.