„Jeder stirbt für sich allein“, lautet der Titel eines Romans, den Hans Fallada Ende 1946 wenige Wochen vor seinem Tod schrieb. Er erzählt die wahre Geschichte der Eheleute Otto und Elise Hampel, die in der Nazi-Zeit literarisch aktiv waren – als Widerständler. Anatol Regniers schon im Titel auf Falladas Roman Bezug nehmendes Buch „Jeder schreibt für sich allein“ (2020) befasst sich mit Schriftstellern im nationalsozialistischen Deutschland. Im Anschluss an dieses Buch hat Dominik Graf das Thema in seinem gleichnamigen, knapp dreistündigen Dokumentarfilm aufgegriffen, in dem Regnier selbst eine zentrale, angenehme Präsenz hat.
Der Film beleuchtet Leben und Wirken von Schriftstellern während des Dritten Reiches, die nicht emigrierten. Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem NS-Regime? Mit einer enormen Fülle an historischem Material, Gesprächen und einem Off-Kommentar kämpft der Film um einen differenzierten Blick. Fragen nach Schuld und Unschuld sollen nicht verabsolutiert, Lebenslügen aber auch nicht perpetuiert werden. Deutlich wird auch der enorme Verlust, den die Kultur durch die Nazis erlitten hat. - Sehenswert ab 14.