© Atoms & Void („Die Invasion“ von Sergei Loznitsa)

Die Invasion

Filmisches Mosaik der ukrainischen Gesellschaft aus den ersten zwei Jahren nach dem russischen Überfall - in der arte-Mediathek

Aktualisiert am
14.02.2025 - 08:19:51
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Nach der russischen Invasion 2022 schickt der ukrainische Filmemacher Sergei Loznitsa kleine Kamerateams in seinem Heimatland aus und zeichnet die Reaktionen der Bevölkerung auf. Es ist dasselbe Muster, nach dem bereits einer seiner besten Dokumentarfilme, „Maidan“ über die Proteste von 2014, entstanden ist und wie dort ergeben die mehrmonatigen Beobachtungen ein eindrucksvolles filmisches Mosaik von Eindrücken.

So fängt der Film Trotz, Kampfeswillen, Wut auf Russland, Verzweiflung, Resignation und Momente des Ausblendens ein und zeugt davon, wie sehr der Krieg in alle Bereiche des alltäglichen Lebens eingedrungen ist: Eine Massenbeerdigung von Soldaten ist einer von vielen Momenten, in denen die hohe Zahl von Opfern auf ukrainischer Seite schlagartig zu Bewusstsein kommt, ebenso wie die Strategien, diese als Helden zu verklären. Kriegsversehrte, die Arme oder Beine verloren haben, sind bei den ersten Schritten der Regeneration zu sehen. 

Eine Hochzeit wird mit aller gebotenen Freude zelebriert, doch der heiratende Mann trägt bereits die Uniform, mit der als Soldat in den Kampf ziehen wird. Bücher von Stalin werden mit denen russischer Autoren wie Dostojewski und Nabokov in Massen in LKWs verladen und in Shredder gefüllt. Schulkinder zeichnen Flugzeuge und Schiffe, die ihre Sicht auf den Krieg widerspiegeln. Und immer wieder zeichnet die Kamera auch Gespräche auf, in denen sich die zwiespältigen Gefühle der Ukrainer offenbaren.

Bei alldem verzichtet Loznitsa wie gewohnt auf Kommentare und wertende Einordnungen. Das erweist sich als Schlüssel für die Wirkung des Films, der nachvollziehbar macht, wie der Kriegszustand in der Ukraine weit über die eigentlichen Schlachtfelder hinausgeht. (O.m.d.U.) – Sehenswert ab 16.

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