Anfangs des 20. Jahrhunderts verlegt sich der Goldgräber Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) auf das Bohren nach Öl. Durch Fleiß, Entschlossenheit und skrupellose Methoden steigt er innerhalb kurzer Zeit zu einem der größten Ölbarone Südkaliforniens auf. Mit seinem Sohn H.W. reist er zu den Farmern und schwatzt ihnen ihre Ländereien ab. Unter ihnen ist auch die Familie des gutwilligen Sunday, der ihm seine Ranch verkauft. Der Farmer hat aber einen evangelikalen Sohn (Paul Dano), der Plainviews Treiben mit einer Mischung aus Missgunst und Aberglauben verfolgt und mit ihm um Macht und Einfluss ringt. Als wenig später bei einer Explosion auf dem Fördergelände mehrere Arbeiter der Gemeinde ums Leben kommen, beginnt der Stern des erfolgsverwöhnten Geschäftsmannes zu sinken.
Das wuchtige Epos von Paul Thomas Anderson erzählt von einem US-amerikanischer Öl-Magnaten, der für sein materiellen Glück alles andere opfert. Es ist fast die Geschichte eines „Übermenschen“, der repräsentativ für das philosophische Bewusstsein einer Nation steht, verdichtet zur klassischen Tragödie. Das nach einem Roman von Upton Sinclair erzählte Werk nimmt den US-Gründungsmythos ins Visier und macht die Wechselhaftigkeit zwischen Zivilisation und Barbarei augenfällig.
Der elegische Film schlägt in seiner visuellen, darstellerischen und auch musikalischen Klasse in Bann, kann aber nicht ganz verbergen, dass jede Einstellung nach Größe und Schicksalshaftigkeit strebt. Großen Anteil an der erzählerischen Brillanz hat insbesondere auch der avantgardistische Soundtrack von Jonny Greenwood, der im Rückgriff auf atonale und repetitive Konzepte eine verstörende Monumentalität in das Geschehen trägt. - Sehenswert ab 16.
Im Anschluss (22.40-23.35) folgt eine Doku mit dem Titel „Daniel Day-Lewis – Der Weg zum weltbesten Schauspieler“. Der Brite gilt als einer der besten Darsteller der Kinogeschichte. Mit Werken wie „Mein linker Fuß“, „There Will Be Blood“ und „Lincoln“ etablierte er sich als feste Größe im US-Kino. Seine Hingabe und extreme Wandlungsfähigkeit brachten ihm als bisherig einzigem Schauspieler drei „Oscars“ für die beste Hauptrolle ein.
Day-Lewis stammt aus einer englischen Kultur-Elite, die er mal verleugnet, mal übernimmt, wenn er sie auf der Leinwand verkörpert. Der Schauspieler hat sich dem Method Acting verschrieben und ist bekannt dafür, seine Rollen intensiv und akribisch vorzubereiten. Da diese Arbeitsweise äußerst kräftezehrend ist, lässt sich seine Filmografie leicht übersehen, zumal er zwischen den einzelnen Filmen oft mehrjährige Pausen einlegt.
Nach „Der seidene Faden“ (2017) gab er zum zweiten Mal in seiner Karriere bekannt, dass er sich dauerhaft aus der Schauspielerei zurückziehen werden. Kehrte er nach seinem „Karriereende“ 1997 aber 2002 für Martin Scorsese zum Kino zurück, unterstützt er dieses Mal die eigene Familie und spielt in „Anemone“, dem Spielfilm-Debüt seines Sohnes Ronan Day-Lewis, mit.
Die Dokumentation von Nicolas Maupied und Jeanne Burel (22.40-23.35) beleuchtet die Karriere des Schauspielers im Spiegel seiner Interviews. Darin gewährt Day-Lewis teils humorvoll, teils zurückhaltend Einblicke in seine Gedankenwelt, wobei auch ein paar private Details aufblitzen. Filmausschnitte und unveröffentlichte Familienakten vervollständigen das Porträt eines der größten Ausnahmetalente der Filmgeschichte. – Ab 14.