Das Leben der aus dem Iran stammenden Filmemacherin Narges ShahidKalhor dreht sich im Kreis. Eigentlich möchte sie nur ihren ersten Nachnamen „Shahid“ loswerden, der im Iran „Märtyrer“ bedeutet und damit auf patriarchale Herrschaft und Gewalt verweist. Doch dieses Ansinnen wird von der deutschen Bürokratie blockiert, obwohl die junge Frau buchstäblich vom langen Schatten ihrer Ahnen verfolgt wird.
Der autobiografische Film, der bei der „Berlinale“ mit dem „Caligari Filmkunstpreis“ ausgezeichnet wurde, nimmt die Identitätssuche zum Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, aber auch der Historie des Iran im 20. Jahrhundert und generell den Möglichkeiten von Kino und Kunst.
Ähnlich wie die Filmemacherin Narges Kalhor ihre Identität zwischen verschiedenen Ländern, Kulturen und Sprachen finden muss, wechselt auch der Film virtuos die Register: zwischen Fiktion und Dokumentation, Tragik und Komik, Genrekino und Experimentalfilm, Zeitlupe und Zeitraffer, Film im Film und Behind-the-Scenes-Momenten. Immer wieder wird die Fiktion brüchig und tun sich doppelte Böden auf. Die Kreisbewegung erweist sich als Spirale in die Untiefen der eigenen Biografie und der kollektiven Vergangenheit.
Der verspielt-verschmitzte Versuch, ererbte patriarchale und gewaltsame Muster loszuwerden, verwandelt sich zur lustvollen Reflexion über die unerschöpflichen Möglichkeiten des filmischen Erzählens. - Sehenswert ab 14.
Hinweis
Ein ausführliches Interview mit der iranisch-stämmige Filmemacherin Narges Kalhor über ihren Film „Shahid“ und ihre Arbeit an einem Kino, das nicht ganz zum deutschen und nicht ganz zum iranischen Kino gehört.