© The Outrun Ltd./StudioCanal (Saoirse Ronan in „The Outrun“)

Neuer Kinotipp: „The Outrun“

Die Jury der Katholischen Filmkritik hat das Drama „The Outrun“ von Nora Fingscheidt zum neuen Kinotipp gekürt.

Veröffentlicht am
06. Dezember 2024
Diskussion

Die Jury der Katholischen Filmkritik hat das Drama „The Outrun“ von Nora Fingscheidt zum neuen Kinotipp gekürt. Der Film handelt von einer jungen Frau von den schottischen Orkney-Inseln, die im Studium zur Alkoholikerin wird und sich lange dagegen wehrt, ihre Sucht beim Namen zu nennen. Erst die Rückkehr in ihre Heimat birgt die Chance auf einen Neuanfang, doch auch in der rauen Natur lässt sich die Sucht nicht einfach abschütteln.


Die Orkney-Inseln im Norden von Schottland sind eine raue, von Stürmen heimgesuchte Gegend. Außer Schafzucht kann man hier nicht viel betreiben. Nach dem Ende ihrer Schulzeit zieht Rona (Saoirse Ronan) deshalb nach London, wo sie neben dem Studium ausgelassen zu feiern beginnt. Dabei trinkt sie buchstäblich bis zum Umfallen und geht aus den Alkoholexzessen nicht unbeschadet hervor. Lange Zeit jedoch bekommen selbst ihre Freunde von ihrer Alkoholsucht nichts mit, und auch die Zuschauer von „The Outrun“ wissen anfangs nicht, ob Ronas Rauschepisoden nur temporäre Exzesse sind.

Erst allmählich verdichten sich die Indizien für ihre Sucht. Nachdem sie in lebensbedrohliche Gefahr gerät, wird das Problem auch von Rona endlich beim Namen genannt. Sie wendet London den Rücken und kehrt auf die Orkney-Inseln zurück. Es kommt zu einer zeitweiligen Wiederannäherung an ihren bipolaren Vater und ihre fromme Mutter, und Rona nimmt einen ungewöhnlichen Job an: Sie soll das Singen des Wachtelkönigs dokumentieren und erkunden, ob es diese Spezies auf der Insel überhaupt noch gibt. Doch auch wenn die Natur eine beruhigende Wirkung auf sie hat, ist auch auf den Inseln ein Rückfall in die Sucht jederzeit möglich.

Der Film von Nora Fingscheidt beruht auf dem autobiographischen Buch von Amy Liptrot, die auf den Orkney-Inseln aufwuchs und darin ausführlich ihre Alkoholabhängigkeit schildert. Die Sucht erscheint wie eine Naturgewalt, vergleichbar den rauen Inseln, auf denen Rona Zuflucht sucht. Echtes Verständnis erfährt sie dabei nur von gleichfalls Betroffenen, die ihr aber auch bewusst machen, dass die Sucht nicht heilbar, sondern nur beherrschbar ist. Doch trotz allem scheint Hoffnung auf, dass Rona ihr Leben wieder in den Griff bekommt.

Die Alkoholexzesse gehen nicht spurlos an Rona (Saoirse Ronan) vorbei (© The Outrun Ltd./StudioCanal)
Die Alkoholexzesse gehen nicht spurlos an Rona (Saoirse Ronan) vorbei (© The Outrun Ltd./StudioCanal)


Herausfordernd, konfrontativ, gnadenlos ehrlich

Die Jury der Katholischen Filmkritik wählte „The Outrun“, der am 5. Dezember in den deutschen Kinos startet, zum Kinotipp. Als sehr gelungen lobte die Jury die Verbindung der überwältigenden Natur der Orkney-Inseln mit dem Drama und inneren Kämpfen einer suchtkranken jungen Frau. Der Film sei herausfordernd, konfrontativ, gnadenlos ehrlich und in Inszenierung, Darstellung und visueller Gestaltung gleichermaßen beeindruckend.

Die Jury merkte an, dass „The Outrun“ sehr viele Themen anreißt, diese aber auch souverän miteinander verknüpft, wie das Miteinander von Ethnien und Generationen, den Gegensatz von Stadt und Land oder auch Glauben und psychische Erkrankung bei den Figuren der Eltern. Seine Wirkung entfaltet der Film auch durch die nicht-chronologische Erzählweise. Diese konfrontiert die Zuschauer immer wieder mit der nie vollständig überstandenen Sucht und deren Folgen. Sie lässt auch die Hochs und Tiefs der freundschaftlichen und der familiären Beziehungen emotional hautnah miterleben. Die Krankheit des Vaters und die Flucht der Mutter in den christlichen Glauben erhalten so einen besonderen Stellenwert und werden differenziert erfahren. Mag Rona die Frömmigkeit der Mutter auch ablehnen, so versteht sie schließlich doch deren Gefühle und Haltungen.

Ein Lob spendete die Jury außerdem dem Einbezug von Natur-Mythologie und der sichtbaren Naturgewalten. Diese trügen viel zur Atmosphäre der Erzählung bei, die dadurch vom Individuellen ins Überzeitliche wechsle, so die Jury. Am Ende gewinnen bei aller Tragik der persönlichen Erfahrungen die Hoffnung und die Perspektive auf einen Neuanfang die Oberhand, ohne dass der Film Ronas Chancen verklären würde.


The Outrun“ läuft ab 5. Dezember in den deutschen Kinos.


Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.

Kommentar verfassen

Kommentieren