Ruinen, in denen der Mensch früher Gott angebetete oder sich selbst gefeiert hat, verlassene Siedlungen, verwüstete Büroräume, in denen noch Dokumente umherflattern, trostlose Bars mit zerbrochenen Gläsern, ausgeräumte Kinosäle mit zerrissenen Vorhängen, eingetrocknete Spaßbäder. Aber auch Vögel, die im stillgelegten Reaktor leben, Pflanzen, die Dächer und Straßen durchbrechen, und immer wieder Wasser, das die ehemals technisierte Welt durchflutet.
Wenn der Mensch von der Erde verschwunden ist, erobert sich die Natur den Raum zurück, aus dem sie verdrängt oder wo sie zerstört wurde. Oft hat der Mensch Ödnis hinterlassen, verseuchtes Gebiet, Beton- und Stahlruinen.
Der Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter entwirft in fantastischen Bildern und mittels eines hypnotischen Sounddesigns das Panorama einer Welt, die den Menschen nicht braucht. Sein Film „Homo sapiens“ macht deutlich, wie es sich anfühlt und anhört, wenn die menschliche Zivilisation sich überlebt hat. Da der Film auf jeden Kommentar verzichtet und auch keine menschlichen Protagonisten kennt, wird man als Zuschauer auf sich selbst zurückgeworfen. Das zwingt fast automatisch zu der Erkenntnis, wie drastisch die Eingriffe der Menschen in die Natur sind und welche Konsequenzen unsere Lebensweise für die Umwelt hat. Es führt aber auch zu der Frage: Wäre die Welt ohne den Menschen nicht besser dran?
Bei aller Melancholie erscheinen die Bilder durch die Präsenz der Natur und einer stets vorhandenen Geräuschkulisse aber nicht lebensleer. Den Film durchzieht zwar eine Aura der Wehmut, doch eine gelassene Grundstimmung behält trotz allem die Oberhand. - Sehenswert ab 16.