Frühherbst, im Jahr 2001: In der iranischen Pilgerstadt Maschhad tötet ein Serienkiller mehrere Prostituierte. In anonymen Anrufen bezeichnet er sich als "Heiligen Krieger", der dazu bestimmt sei, die Stadt von Unrat und Laster zu befreien. Als eine Journalistin in den Ort reist, um über den Fall zu berichten, stößt sie auf frauenfeindliche Ressentiments und sieht sich in ihrer Arbeit massiv behindert.
Zugrunde liegt diesem Thriller der Fall eines der berüchtigtsten und brutalsten Serienmörder des Irans, der 16 Frauen umbrachte, bevor man ihn 2001 zu fassen bekam und vor Gericht stellte. Der dritte lange Film des in Schweden lebenden Exil-Iraners Ali Abbasi funktioniert in seiner Aufarbeitung des Falls und der Ermittlungen der Journalistin als spannender Krimi. Er ist aber zugleich mehr. Von den ersten Bildern an geht es auch um das Porträt beziehungsweise um eine mit künstlerischer Freiheit gestaltete Abrechnung mit einer tief gespaltenen Gesellschaft, in der Klerus und die staatliche Obrigkeit unter einer Decke stecken und die Meinung des Volkes von übermächtiger religiöser Doktrin bestimmt wird.
Der Film legt seine Frauenfiguren, aber
auch den Mörder als vielschichtige Charaktere an, die Opfer eines
menschenverachtenden Systems werden. Hauptdarstellerin Zar Amir, die die Journalistin spielt, wurde beim Filmfestival in Cannes 2022 mit dem Preis als beste Schauspielerin geehrt.
- Sehenswert ab 16.