Dune: Prophecy
Science-Fiction | USA 2024 | Minuten
Regie: Anna Foerster
Filmdaten
- Originaltitel
- DUNE: PROPHECY
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Cunning Hand/HBO Max/Legendary Television/Pioneer Stillking Films/Villeneuve Films/Warner Bros. Television
- Regie
- Anna Foerster · John Cameron · Richard J. Lewis
- Buch
- Diane Ademu-John · Lea Benavides Rodriguez · Carlito Rodriguez
- Kamera
- Pierre Gill · Richard Donnelly · Nikolaus Summerer
- Musik
- Volker Bertelmann
- Schnitt
- Sarah C. Reeves · Amelia Allwarden · Mark Hartzell
- Darsteller
- Emily Watson (Valya Harkonnen) · Jessica Barden (Valya Harkonnen als junge Frau) · Olivia Williams (Tula Harkonnen) · Emma Canning (Tula Harkonnen als junge Frau) · Travis Fimmel (Desmond Hart)
- Länge
- Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Science-Fiction | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Spin-off-Serie zu den „Dune“-Filmen von Denis Villeneuve, die sich der Gründungsphase des Bene Gesserit-Ordens widmet und parallel dazu von ihrem Überlebenskampf in der Gegenwart erzählt.
Der Orden der Bene Gesserit gehörte sowohl in den „Dune“-Verfilmung von Denis Villeneuve, von denen bisher „Dune: Teil 1“ und „Dune: Teil 2“ erschienen sind, als auch in der Romanvorlage von Frank Herbert zu den interessantesten Akteuren im intergalaktischen Kräftemessen. Sie bilden eine matriarchale Kaste, die in einer Sphäre voller dominanter Männer heimlich die Fäden zieht. Ein Bündnis, das Imperatoren einsetzt und einen Erlöser heranzüchtet, um durch ein pseudo-religiöses Marionettenregime seine eigene Macht zu sichern.
In „Dune: Prophecy“ soll die Entstehungsgeschichte der Bebe Gesserit erzählt werden. Das Versprechen, mehr über die mysteriöse Schwesternschaft zu erfahren, klingt nach einer lohnenden Rückkehr ins Dune-Universum. Doch ein Blick in Zukunft und Vergangenheit zeigt: Es wäre nicht das erste Prequel, dass Gefahr läuft, verheißungsvolle Geheimnisse mit banalen Antworten abzuspeisen.
Anfänge einer Schwesternschaft
Die Ereignisse in „Dune: Prophecy“ spielen rund 10 000 Jahre vor der Geschichte von „Dune“ und fühlen sich angenehm unerzählt an. Die Menschheit taumelt gerade aus einem Krieg gegen Maschinen und erklärt KI für illegal. Auf dem Thron des Imperiums sitzt Javicco Corrino (Mark Strong). Während die Familie Atreides als Kriegshelden gefeiert wird, fristen die Harkonnen als verarmter Adel ein trostloses Dasein auf einem Planeten, der vom Walfang lebt.
Überzeugt davon, dass der Niedergang ihres Hauses hauptsächlich der Propaganda der Atreides zuzuschreiben ist, beschließt die junge Valya Harkonnen (Jessica Barden; in höherem Alter dann Emily Watson), ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie verlässt ihre Familie, um einer neugegründeten Schwesternschaft beizutreten, die sie bald anführt. Wenig später folgt auch ihre Schwester Tula (Emma Canning, im Alter Olivia Williams), die zur ihrer engsten Beraterin wird.
Parallel vom Aufstieg der Harkonnen-Schwestern handelt die Serie von einer akuten Krise in der Erzählgegenwart. Während sich die Rückblenden mit der Fehde gegen das Haus Atreides und mit den Moralvorstellungen der Schwestern auseinandersetzen, geht es in der Gegenwart um einen Machtkampf zwischen Haus Corrino und Haus Richese. Der entbrennt, als ein mysteriöser Soldat (Travis Fimmel) vom Wüstenplaneten Arrakis zurückkehrt. Plötzlich kämpft auch die Schwesternschaft nicht mehr nur um den Erhalt ihrer Macht, sondern um ihr Leben und ihre Zukunft.
Dune of Thrones
„Dune: Prophecy“ versucht, eine moralische Grauzone aufrecht zu erhalten. Die Bene Gesserit werden weder als missverstandene Außenseiterinnen noch als böswillige Hexen dargestellt; für die meisten Figuren gibt es vielmehr Augenblicke der Bewunderung wie auch der Verachtung.
Das Muster, nach dem „Dune: Prophecy“ gestrickt ist, wird schnell klar: „Game of Thrones“ im Weltall. Eine Vielzahl an mächtigen Dynastien kämpft um die Macht im Imperium. Hinter jeder Ecke lauert eine Intrige. Jede Figur könnte überraschend zu Tode kommen. Und mehrere Szenen erinnern an eine Neuauflage der berühmt-berüchtigten „Roten Hochzeit“ in der dritten „Game of Thrones“-Staffel. Dazu gibt es ausgedehnte Sexszenen und eine Prise Magie, die allerdings nur am Rande relevant ist. Wenn man die Augen etwas zukneift, wirken sogar die Drehorte und Kostüme fast mehr wie Westeros denn Salusa Secundus.
Die wichtigste Lektion, die sich „Dune: Prophecy“ beim großen Vorbild abgeschaut hat, ist, dass jede Episode einen möglichst effizienten Cliffhanger bekommt. Ein simpler, aber auch effizienter Trick, so verführerisch-unwiderstehlich wie ein Befehl der Bene Gesserit.
Obwohl die finalen Minuten meistens zum Weiterschauen reichen, schleicht sich auf dem Weg dorthin aber häufig Frustration ein. In erstaunlicher Konsistenz sind in den einzelnen Folgen großartige und minderwertige Momente gleichmäßig vertreten. In aufsehenerregenden Augenblicken taucht man tief in die Geheimnisse der Bene Gesserit ein und wandeln auf den dunklen Pfaden zwischen Vision und Albtraum, um kurz darauf mit einer Gruppe reicher Geschwister Drogen zu schniefen oder in einem Club zu landen, der sich auch in Berlin finden könnte. Szenen aus dem Krieg gegen die Maschinen wirken wie Überbleibsel aus „I, Robot“. Doch kaum hat man die Hoffnung aufgegeben, taucht eine neue Figur auf, und die Geschichte nimmt wieder an Fahrt auf.
Keine eigene Stimme
Das Spice ist vorhanden und es fließt durch die Adern der Serie, doch es muss viel Sand geschluckt werden, ehe man es ausfindig macht. Die Inkonsistenzen in der Qualität lassen sich oft darauf zurückführen, dass der Spagat zwischen den verschiedenen Inspirationsquellen nicht sauber gelingt. Auf der einen Schulter der Serie ruhen die beiden „Dune“-Filme von Denis Villeneuve, dessen bildgewaltiger Geschichte um einen falschen Propheten Tribut gezollt werden muss. Auf der anderen Schulter sitzt „Game of Thrones“, das eine Welt voller konkurrierender Dynastien mit unzähligen Figuren zu einem epischen Erzählteppich verwebte. Beide Ansätze sind in Herberts Roman vorhanden und könnten ausformuliert werden, doch man müsste sich für einen von beiden entscheiden. Beim Versuch, sie zeitgleich zu stemmen, bricht „Dune: Prophecy“ in sich zusammen.
Das knappe Zeitfenster – unwesentlich länger als die beiden Filme, aber wesentlich kürzer als eine Staffel von „Game of Thrones“ – reicht nicht aus, um mehrere Generationsgeschichten zu erzählen, eine politische Ordnung zu etablieren und Verknüpfungen zu den Spielfilmen herzustellen. Die durchweg überzeugenden Darsteller können den Figuren nur selten genügend Tiefe verleihen, um drastische Wendungen der Handlung vorzubereiten, da in den klobigen Dialogen jede Menge Vorgeschichte vermittelt werden muss.
Dass das Budget nicht mit den Kinoproduktionen mithalten kann, die sich beim Storytelling und Worldbuildung auf ihre eindrucksvolle Visualität verlassen konnten, macht die Aufgabe nicht einfacher. Die Stärke von Villeneuves Filmen besteht darin, dass er mit einem enormen Budget eine imposante Welt erschuf, in der ein klassisches Drama erzählt wird. Die Stärke von „Game of Thrones“ liegt darin, dem Publikum so lange Figuren ans Herz wachsen zu lassen, bis ihr überraschender Verlust echte Schmerzen verursacht. Die große Schwäche von „Dune: Prophecy“ ist es, beides nicht leisten zu können.
Durch diesen Mangel fühlt sich die Serie ähnlich wie manch anderes Großprojekt an. Ob man sich mit den Bene Gesserit einlässt, Galadriel in „Rings of Power“ folgt oder mit „House of the Dragon“ bei der „Game of Thrones“-Kopie bleibt, hängt hauptsächlich von der Vorliebe für die jeweilige Welt ab. Wer sich von einer generischen Routine nicht abschrecken lässt und danach dürstet, tiefer in den Mythos der „Dune“-Filme einzutauchen, findet hier zumindest so viel Wasser, dass es zum Überleben reicht.