© Judo Production LLC/Juda Khatia Psuturi ("Tatami")

Fritz-Gerlich-Preis 2024 geht an „Tatami“

Das Judoka-Drama „Tatami“ von Guy Nattiv und Zar Amir wurde beim Filmfest München mit dem Fritz-Gerlich-Preis ausgezeichnet

Veröffentlicht am
03. Juli 2024
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Beim 41. Filmfest München ist am Mittwoch, 3. Juli 2024, zum zwölften Mal der Fritz-Gerlich-Preis verliehen worden. Mit dem Filmpreis im Gedenken an den katholischen Journalisten und Nazi-Gegner Fritz Gerlich (1883-1934) wurde das US-amerikanische-georgische Sportlerinnen- und Gewissensdrama „Tatami“ ausgezeichnet. Das Regie-Duo Guy Nattiv und Zar Amir erzählt darin von einer iranischen Judoka, die während eines Wettbewerbs in Tiflis von Funktionären ihres Landes unter Druck gesetzt wird, nicht gegen eine israelische Sportlerin anzutreten. Die Begründung der Jury im Wortlaut.


Tatami“ erzählt die Geschichte zweier Frauen, die Entscheidungen treffen müssen, die nicht nur ihr eigenes Leben grundlegend verändern. In fast archaisch anmutenden Schwarz-Weiß-Bildern wird ihr Ringen mitreißend erzählt. Wir erleben, wie sich aus einem anfangs reinen Sportwettkampf für die erste mögliche Goldmedaille im Judo für den Iran ein innerer und äußerer Kampf entwickelt: Der Wunsch nach Selbstentfaltung trifft auf die immer härteren Repressionen eines diktatorischen Regimes. Mit aller Macht soll der iranischen Sportlerin Leila Hosseini und ihrer Trainerin Maryam der Wille der Diktatur aufgezwungen werden, nämlich aufzugeben, um eine mögliche Niederlage für das Land zu verhindern. Dabei wird schließlich vor Verfolgung, Inhaftierung und Folter von Familienangehörigen nicht Halt gemacht.

Am Ende entscheiden sich beide Frauen für die Freiheit, für einen selbstbestimmten Lebensweg.

Arienne Mandi (l.), Zar Amir Ebrahimi in "Tatami" (Judo Production)
Arienne Mandi (l.), Zar Amir Ebrahimi in "Tatami" (Judo Production)

Der Film eines israelisch-iranischen Regie-Duos reißt die gesellschaftlich-politische Wahrnehmung in den persönlichen Verzweiflungen auf. Der Film des israelisch-iranischen Regie-Duos Guy Nattiv und Zar Amir Ebrahimi verschweigt aber auch die Kosten dieser Entscheidung nicht: das Exil für Leila und ihre Trainerin Maryam, die Flucht von Ehemann und Sohn der Judoka aus dem Iran, das ungewisse Schicksal der Eltern der Sportlerin und der Mutter der Trainerin.

Die Jury erkennt „Tatami“ den Fritz-Gerlich-Filmpreis 2024 zu, weil er in bewegender, stets glaubhafter und mitreißender Weise zentrale Gedanken aus Leben und Werk von Fritz Gerlich aufgreift: Den Widerstand gegen diktatorische Regime, das innere Ringen, das zu Entscheidungen führt, die mit harten Konsequenzen verbunden sind. Rückgrat zu beweisen, die persönliche Freiheit zu erkämpfen, der Gewalt und der Lüge zu widerstehen, die Opfer, die damit verbunden sind – diese Motive verbinden Fritz Gerlich und den Film „Tatami“ über die Zeiten und die Kulturen hinweg in beeindruckender Weise.“

Mitglieder der Jury waren 2024 Alexander Bothe, Sandra Krump, Claudia Luzius, Cosima von Spreti, Matthias Thön

Weitere Infos zum Fritz-Gerlich-Preis finden sich hier.

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