© Michael Kalb (Plakatausschnitt zu "Shahid")

"Shahid" gewinnt den Caligari-Preis

Der 39. Caligari-Filmpreis geht an die deutsche Produktion "Shahid" von Narges Kalhor

Veröffentlicht am
04. März 2024
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Die deutsche Produktion „Shahid“ der Regisseurin Narges Kalhor gewinnt den 39. Caligari-Filmpreis, der jährlich im Rahmen der Berlinale vergeben wird. Damit wählte die Jury aus den 30 Filmen des Internationalen Forums einen Film aus, der Dokumentarisches und Fiktionales verbindet und die Geschichte einer deutsch-iranischen Frau erzählt, die ihren Namen ändern lassen will.



„Die Entscheidung“, schreibt die Jury, „welcher Film den Caligari-Filmpreis in diesem Jahr gewinnen soll, ist uns sowohl schwer als auch leicht gefallen. Sie war schwierig, weil es unter den insgesamt dreißig Filmen etliche gab, die einen Preis verdient und ihn unter anderen Bedingungen vielleicht auch erhalten hätten. Einfach war das Votum hingegen, weil wir uns sehr schnell einig wurden, welcher dieser Filme uns am Ende am meisten beeindruckt hat: „Shahid“ von Narges Kalhor.“

Das Leben von Narges Shahid Kalhor dreht sich im Kreis. Eigentlich möchte sie nur ihren ersten Nachnamen Shahid loswerden, der im Iran „Märtyrer“ bedeutet und damit auf patriarchale Herrschaft und Gewalt verweist. Doch dieses Ansinnen wird von der deutschen Bürokratie blockiert, obwohl die junge Frau buchstäblich vom langen Schatten ihrer Ahnen verfolgt wird.

Ähnlich wie Narges Kalhor ihre Identität zwischen verschiedenen Ländern, Kulturen und Sprachen finden muss, wechselt auch der Film virtuos die Register: zwischen Fiktion und Dokumentation, Tragik und Komik, Genrekino und Experimentalfilm, Zeitlupe und Zeitraffer, Film, Film im Film und Behind-the-Scenes-Momenten. Immer wieder wird die Fiktion brüchig und tun sich doppelte Böden auf. Die Kreisbewegung erweist sich als Spirale in die Untiefen der eigenen Biografie und der kollektiven Vergangenheit.

"Shahid" von Narges Kalhor (Michael Kalb)
"Shahid" von Narges Kalhor (© Michael Kalb)

„Shahid“ ist ein komplexes, vielstimmiges Werk, das die eigene Form hinterfragt, und doch zugleich sichtbar ein Werk über die Regisseurin selbst. „Narges Kalhor“, so die Jury, „findet einen Ausdruck für ihre persönlichen Erfahrungen gerade in der kreativen Zusammenarbeit in den verschiedensten Bereichen: sei es im unvorhersehbaren wie geschickt konstruierten Drehbuch mit Co-Autor Aydin Alinejad, der präzisen und einfallsreichen Kameraarbeit von Felix Pflieger, den bewegenden Kompositionen von Marja Burchard, den fließenden Szenenübergängen im Schnitt mit Frank Müller, oder in der Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle zusammen mit ihrem Alter Ego, gespielt von Baharak Abdolifard.“


Laut & herzhaft gelacht

Die dreiköpfige Jury, der in diesem Jahr Maximilian Grenz, Christiane Schleindl und Andreas Vogel angehörten, hat den Film auf unterschiedlichen Vorführungen der Berlinale gesehen, wobei jedes Mal laut und herzhaft gelacht wurde. „Obwohl der Film oft von schweren und schmerzhaften Erfahrungen erzählt, spricht er mit einer großen Leichtigkeit von diesen Themen. Das hat uns beeindruckt. „Shahid“ ist ein Befreiungsschlag aus den Zwängen von Konvention und Tradition, ein Film, nach dem alles möglich zu sein scheint. Wir sind sehr gespannt, welche weiteren Wege Narges Kalhor gehen wird und beglückwünschen sie und ihr ganzes Team zu diesem Werk.“

Narges Kalhor wurde 1984 in Teheran geboren, wo sie Filmregie und visuelle Kommunikation studierte. 2009 beantragte sie während eines Festivalbesuchs in Deutschland politisches Asyl. Der Abschlussfilm ihres Filmstudiums „In the Name of Scheherazade“ (2019) wurde beim Festival „Visions du Réel“ in Nyon uraufgeführt und beim Dok-Festival in Leipzig mit dem Preis des Goethe-Instituts für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Caligari-Filmpreis (Bundesverband der Kommunalen Filmarbeit)
Caligari-Filmpreis (© Bundesverband der Kommunalen Filmarbeit)

Der Caligari-Filmpreis ist ein von den Kommunalen Kinos ausgelobter Filmpreis, der in diesem Jahr erstmalig in Kooperation mit filmfriend, dem Streamingportal der Bibliotheken, vergeben wurde.

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