Das
Dokudrama „Ich bin! Margot Friedländer“ ist das Fernsehereignis des Jahres
2023. Der Film über das Schicksal der Holocaust-Überlebenden verzichtet auf jedwede
Illustration. Gerade dadurch wird er der Komplexität des Erinnerns wie der der
Katastrophe künstlerisch gerecht, soweit man dieser künstlerisch überhaupt gerecht
werden kann.
Das
Dokudrama ist eine besondere Filmform, die vor allem im deutschen Fernsehen
gepflegt wird. Diese Filmform mischt dokumentarische und fiktionale Verfahren
in der Darstellung meist historischer Ereignisse. Ihr Vorteil besteht darin,
dass in den fiktionalen Passagen das erzählt werden kann, was nicht
dokumentarisch erfasst wurde, während das dokumentarische Material die fiktiven
Bestandteile gleichsam beglaubigt. Produktionstechnisch hat das Folgen:
Dokudramen sind preiswerter als klassische Fernsehfilme und redaktionell meist
bei den Ressorts Politik oder (Zeit-)Geschichte angesiedelt.
Das
wiederum sieht man den Produktionen an: Der Inhalt ist wichtiger als die Form,
so dass die fiktionalen Szenen oft mit schwächeren Darstellern besetzt sind und
nur selten ihren illustrativen Charakter verlieren.