Chantal Akermans „Jeanne Dielman“ gewinnt die „Sight
& Sound“-Kritiker-Umfrage 2022 als „bester Film aller Zeiten“. Doch die
verdiente Anerkennung weckt unter Filmemachern auch Kritik.
Zehn Jahre sind – in Film gemessen – eine halbe
Ewigkeit. Wer sich professionell mit dem Kino beschäftigt, bringt es in einer
Dekade leicht auf 4000 filmische Begegnungen, genug eigentlich, um die Sicht
auf diese Kunstform zu erneuern. Entsprechend kurz, sollte man vermuten, müsste
das Gedächtnis sein, wenn es in Umfragen um die besten Filme geht, doch das
Gegenteil scheint der Fall. Prägende Filme behalten über viele Jahre ihren Platz
im individuellen Kanon, neues dringt nur langsam hinein. Und so scheint es fast,
als würden Meisterwerke immer seltener geboren.
In der nur alle zehn Jahre abgehaltenen Umfrage
der britischen Filmzeitschrift „Sight & Sound“
schafften es nur neun Filme aus den letzten zwei Jahrzehnten in die Top 100.
Vor zehn Jahren waren es sogar nur zwei. Andererseits: Die klassische Periode
der Filmgeschichte vor 1960 verliert im Bew