Der
französische Filmemacher Jean Eustache (1938-1981) griff in seinen autobiografischen
Werken wie „Meine kleinen Geliebten“ das eigene Leben auf, setzte sich aber
radikal von den Konventionen biografischen Erzählens ab. Statt sein Dasein im
Nachhinein mit Bedeutung aufzuladen, wollte er das Überzeitliche betonen und als
Autor bei seinen Filmen am liebsten gar nicht anwesend sein. Vor dem
Hintergrund aktueller literarischer Autofiktion wie von Annie Ernaux lässt sich
Eustaches Oeuvre als filmisches Wagnis neu verstehen.
„Die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart
ermisst sich vielleicht an dem Licht, das zwischen den Schatten auf den Boden
fällt, das auf den Gesichtern liegt und die Falten eines Rocks hervorhebt, an
der dämmrigen Helligkeit eines Schwarzweiß-Fotos.“
Annie
Ernaux, „Die Jahre“
Auf dem Boulevard in Narbonne lässt sich
Tag für Tag das gleiche Schauspiel beobachten. Mechanisch und ein wenig
kraftlos promenieren die Bewohner des Ortes in der von Bäumen gesäumten Allee
auf un