Der Kameramann Roland
Dressel fotografierte in den 1970er- und 1980er-Jahren einige der bedeutendsten
DEFA-Filme. Regisseure wie Rainer Simon, Roland Gräf oder Ulrich Weiß schätzten
ihn für seine Bilderwelten, die sich den Geschichten unterordneten, aber zugleich
mit immer neuen artifiziellen Einfällen aufwarteten. Im Alter von 89 Jahren ist
Roland Dressel jetzt in Potsdam verstorben.
Roland Dressels
Lieblingsfilm war Bernardo Bertoluccis „1900“. Wer sich die
Bilder des Kameramanns Vittorio Storaro ins Gedächtnis ruft,
erahnt die Gründe. Schon als Ouvertüre gibt es ein wunderbares Tableau: In
einem Raum, an einer langen Tafel, bewegt sich die Kamera von der Totale zur
Nahaufnahme der Gesichter, und jede Geste, jeder Augenaufschlag beginnt
plötzlich eine eigene Geschichte zu erzählen. Später, im Dorf und auf den
Feldern, überschlagen sich dann die optischen Einfälle; die Fabel zweier
ungleicher Freunde, eines Armen und eines Reichen, weitet sich zur politischen
Chronik des beginnenden 20. Jahrhunderts. „1900“ ist Schaukino von unerhörter
Opulenz und Gedankentiefe.