Durch die Filme mit ihrem
Lebensgefährten Michelangelo Antonioni wurde die 1931 geborene Schauspielerin
Monica Vitti in den 1960er-Jahren zu einer Ikone des italienischen Kinos; der Ruf
der „Diva Antidiva“ ist bezeichnend für eine Zeit, in der die „Goldene Ära“ des
Kinos Neuem Platz machte und Geschlechterbeziehungen und -rollen gesellschaftlich
neu verhandelt wurden. Eine Hommage an die Schauspielerin, die vier Monate nach ihrem 90. Geburtstag verstorben ist.
In meinem Arbeitszimmer hängt
ein Plakat, das 1993 anlässlich der Michelangelo-Antonioni-Retrospektive im
Hamburger Metropolis gedruckt wurde. Darauf ist links Monica Vitti
zu sehen, wie sie lässig an einem Treppenaufgang zu einer Kirche lehnt. Sie wird
von sage und schreibe elf Männern lüstern angestarrt, von oben auf der Treppe,
aber auch von ganz rechts auf der Piazza. Das ist eine eigentümlich überhöhte,
surreale Szene – die Frau als Sirene, die die Männer magisch anzieht, aber auch
die Frau als Objekt, das unmittelbar Sehnsucht und Begierde auslöst. Die
Gefahr, die dabei vielleicht auch von den Männern ausgeht, ist in diesem Moment
schon erhalten, und so löst er auch Beklemmung aus.