Es
gibt derzeit viele Gründe, Angst zu haben – wegen der Pandemie, wegen
politischer Krisen, wegen des Klimawandels. Kein Wunder, dass Angst auch im
Film dauerpräsent ist und das Horror-Genre fröhliche Urstände feiert. Welche Schreckensbilder
spinnt es aus, welche Schatten beschwört es herauf? Eine Bestandsaufnahme zu
Halloween im Corona-Jahr 2020.
Das
Kino ist eine menschliche Reaktion auf die Dunkelheit. Als „Prisoner’s Cinema“
wird ein neurologisches Phänomen beschrieben, mit dem das menschliche
Gehirn auf die Abwesenheit von visuellen Reizen reagiert. Etwa bei Gefangenen
in düsteren Zellen, aber auch bei Truckern, die lange durch Schneestürme
fahren. Diese Halluzination präsentiert sich in der Regel als Sammlung von
flackernden, farbigen Lichtern in kaum fassbaren Formen.
Der
Verstand ordnet Muster, und wo keine sind, erschafft er sie selbst. Deshalb ist
das Kino auch eine Antwort auf den „Horror vacui“: Es füllt die schreckliche
Leere der Leinwand und vertreibt die Schwärze des Saals.