Ladj
Ly, Franzose mit malischen Wurzeln, schwimmt mit „Die Wütenden – Les
Misérables“ auf der Erfolgswelle: Das wuchtige Werk über die Konfrontation
zwischen Polizei und Einwohnern in den von der Politik aufgegebenen Pariser
Banlieues fand in Frankreich fast zwei Millionen Kino-Zuschauer; beim Festival
de Cannes wurde das bewegende Debüt mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet und
ist jetzt für den „Oscar“ in der Kategorie „Bester Internationaler Film“
nominiert. Weit weg vom französischen „Savoir Vivre“ ist sein Film Fanal, Aufschrei,
Warnung. Im Gespräch berichtet er über den sozialen Sprengstoff, den sein Film
spiegelt.
Ihr Insiderblick
auf den sozialen Brennpunkt Montfermeil schockiert durch Härte und
Kompromisslosigkeit. Ist die Lage wirklich so schlimm?
Ladj
Ly:
Die Wirklichkeit ist manchmal noch schlimmer. Die soziale Katastrophe spielt im
Hier und Jetzt. Ich komme vom Dokumentarischen und beschäftige mich schon seit
15 Jahren mit diesem Thema. Alles be