Mit „Vor dem Frühling“
(Kinostart: 29. März) setzt der georgische Filmemacher George Ovashvili zu
einem Nachdenken über das Machtvakuum an, das nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion zu einem Bürgerkrieg, ethnischer Gewalt und dem Tod des ersten
demokratisch gewählten Präsidenten führte. Ebenso wie in seinen Vorgängern „Das andere Ufer“ und „Die Maisinsel“ zeigt sich dabei in den Naturinszenierungen
die Ambivalenz der postsozialistischen Gesellschaft zwischen kultureller
Restauration und dem Wiedererstarken eines nationalistischen Mythos.
Eine
Männerhorde hat sich in der schneebedeckten Landschaft der kaukasischen Berge
unter einem alten Baum aufgereiht, der aus dem kahlen Wald hervorsticht. Seine
massive Krone weckt Assoziationen an Genealogien und Stammbäume, die tröstliche
Stärke eines Vaterlands, doch die Leere der Äste lässt offen, ob überhaupt noch
Leben in ihm steckt und ein Frühling auf ihn wartet. Die Titeleinblendung des
nächsten Bildes verweist dann auch auf das Sterben, bezeichnet der
Originaltitel des Films, „Khibula“, doch den Ort, an dem der georgische
Präsident Zviad Gamsachurdia unter
ungeklärten Umständen ums Leben kam.