„Whiplash“ (zu deutsch: „Peitschenschlag“) ist der Titel einer Komposition des US-amerikanischen Jazzmusikers Hank Levy, dessen Stücke in der Regel als äußerst schwierig zu spielen gelten. Dass diese Komposition das Leben des Schlagzeugers Andrew auf eine besonders schmerzhafte Weise verändert, ahnt der 19-Jährige noch nicht, als er im Shaffer-Konservatorium, einer Elite-Musikschule, aufgenommen wird.
Andrew träumt davon, so berühmt wie der Jazz-Schlagzeuger Buddy Rich zu werden. Im Gegensatz zu seinem Vater, einem erfolglosen Schriftsteller, will Andrew es „bis ganz nach oben“ schaffen. Dafür übt er Nacht für Nacht allein im Konservatorium. Seine einzige Ablenkung besteht in gelegentlichen Kinobesuchen mit seinem Vater; für Freunde oder eine Freundin hat Andrew keine Zeit. Eines Abends, als er sich wieder einmal am Schlagzeug verausgabt, wird er von dem Lehrer und Bandleader Terence Fletcher beobachtet. Fletcher ist berühmt für seine rabiaten Lehrmethoden wie auch für die hohe Qualität seiner Jazzband. So kann es Andrew gar nicht fassen, dass Fletcher ihn am nächsten Tag zu einer Probe einlädt. Die Atmosphäre dort ist allerdings erdrückend: Die Studenten wagen nicht, Flechter ins Gesicht zu sehen, wissen sie doch, dass ein falscher Blick, eine falsche Handbewegung genügt, um von ihm beleidigt, beschimpft und erniedrigt zu werden. Auch Andrew wird sogleich in die Schranken gewiesen. Denn entgegen seiner Erwartung darf er nicht spielen, sondern zunächst lediglich die Seiten des Notenheftes umblättern. Geprobt wird Levys „Whiplash“ – immer und immer wieder, weil nach Fletchers Meinung das Tempo nicht stimmt.
Andrew ist besessen davon, dieses Stück zu beherrschen. Heimlich übt er es, bis ihm die Hände bluten. Als bei einem Wettbewerb dem Schlagzeuger die Noten abhanden kommen, darf Andrew, der „Whiplash“ inzwischen auswendig spielen kann, für ihn einspringen. Die Band gewinnt den Wettbewerb, und Andrew glaubt, endlich Fletchers Anerkennung errungen zu haben und die Stelle des Schlagzeugers einnehmen zu können. Doch Fletcher spielt weiter sein böses Spiel, bis es zu einem Eklat auf offener Bühne kommt und Andrew aus dem Shaffer-Konservatorium ausgeschlossen wird. Monate später kreuzen sich noch einmal ihre Wege, und wieder versucht Fletcher, seine Macht über den jungen Musiker auszuspielen.
„Whiplash“ ist nach dem Jazz-Musical „Guy and Madeline on a Park Bench“ (2009) der zweite Spielfilm des 1985 geborene Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle. Der fesselnd, unter die Haut gehender Film fragt danach, wie weit ein Lehrer gehen darf, um seinen Schüler zu Höchstleistungen zu treiben, aber auch, was ein junger Musiker dafür mit sich macht und mit sich machen lässt. Die diabolische Fähigkeit zur Manipulation des Dozenten wird hier durch das psychologisch genau ausgelotete Drehbuch wie auch durch das grandiose Spiel von J. K. Simmons auf erschütternde Weise dargestellt. Bis zum Schluss bleibt offen, ob die Triebfeder für Fletchers Handeln tatsächlich die Überzeugung ist, dass nur Leiderfahrungen junge Musiker zu außergewöhnlichen Leistungen befähigen, oder ob ihn nicht eher eine sadistische Veranlagung zu menschenunwürdigen Machtspielen treibt. Am Schluss vermag Andrew zwar ein atemberaubendes Solo auf die Bühne zu zaubern, das die Kamera von Sharone Meir bravourös einfängt. Doch zu welchem Preis? Diese Frage lässt die Inszenierung sehr dezidiert im Raum stehen.