Ein französischer Provinzanwalt versucht nach 15 Jahren Ehe, die Liebe und Leidenschaft seiner Frau neu zu erobern, indem er ihr durch "verrückte" Ideen seine Zuneigung zu beweisen versucht. Am Ende verfällt er auf den Gedanken, seinen Selbstmord zu inszenieren. Ausgelassen gespielte, aber auch voller Melancholie steckende Komödie, die durch präzise Regie und sensibel geführte Darsteller den Blick hinter die vergnügliche Oberfläche für den Sinngehalt der Geschichte öffnet: die Sehnsucht des Menschen nach einem erfüllten (Liebes-)Leben.
- Ab 16.
Das Zebra
Komödie | Frankreich 1992 | 92 Minuten
Regie: Jean Poiret
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Filmdaten
- Originaltitel
- LE ZEBRE
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 1992
- Produktionsfirma
- Lambert Prod./TF1 Films
- Regie
- Jean Poiret
- Buch
- Martin Lamotte · Jean Poiret
- Kamera
- Eduardo Serra
- Musik
- Jean-Claude Petit
- Schnitt
- Catherine Kelber
- Darsteller
- Thierry Lhermitte (Hippolyte) · Caroline Cellier (Camille) · Christian Pereira (Grégoire) · Annie Grégorio (Marie-Louise) · François Dyrek (Alphonse)
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Komödie | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
"Amour fou", das ist die verrückte, bedingungslose und oft auch aussichtslose Liebe -nicht selten aus den geordneten Bahnen einer eintönig gewordenen Beziehung ausbrechender - Verliebter. Daß man diese "verrückte Liebe" mit seinem Ehepartner noch einmal erlebt, ist eher ungewöhnlich. Aber diese Konstellation mag den Produzenten Thierry de Ganay gereizt haben, zumal er mit seiner "eigenen" "Amour fou"-Geschichte "Der Mann der Friseuse" (fd 28 730) einen Volltreffer im Kino gelandet hatte. Als Glücksgriff erwies es sich auch, mit der Inszenierung den bisher nur als Komödien-Autor (u.a. "Ein Käfig voller Narren", fd 21 083) und Schauspieler bekanntgewordenen Jean Poiret zu betrauen: "Das Zebra" war nach "Indochine" (fd 29 598) 1992 der erfolgreichste französische Film.Seit 15 Jahren ist der Mittvierziger Hippolyte Pecheral mit der Lehrerin Camille, mit der er zwei Kinder von 10 und 13 Jahren hat, verheiratet. Da seine Ehe genauso vor sich hindümpelt wie sein Anwaltsbüro, versucht er die Leidenschaft vergangener Zeiten wieder aufleben zu lassen. Er schickt seiner Frau anonym Liebesbriefe, als deren Absender Camille in sie verliebte Schüler oder Kollegen vermutet. Da auch sie dem Trott der Ehe entfliehen will, geht sie auf die Forderungen des geheimnisvollen Briefschreibers ein, trifft sich sogar, mit verbundenen Augen, zu einem leidenschaftlichen "Tête a tête" mit dem maskierten Fremden in einem Stundenhotel. Als sich Hippolyte am nächsten Tag als der "Verführer" zu erkennen gibt, ist Camille außer sich vor Wut, verzeiht ihm dann aber, als er ihr seine Beweggründe erklärt. Von nun an versuchen die beiden mit verschiedenen Mitteln, ihre Beziehung aufregender zu gestalten. Aber als Hippolyte zum "Beweis" seiner unendlichen Liebe mit Camille in einen See rast, hat sie die Faxen dicke und zieht mit den Kindern zu ihrer Mutter. Hippolyte stürzt sich in die Arbeit, versucht sie zu vergessen mit fremden Frauen, die er als Camille verkleidet. Als er knapp vor dem physischen und psychischen Zusammenbruch steht, besucht er Camille und versöhnt sich mit ihr. Sie reisen zum Liebesnest ihrer Flitterwochen. Hippolyte denkt sich für die erste Nacht eine besonders romantische Idee aus: er will sich vom Meer aus mit einem Boot dem Haus und der "Geliebten" nähern. Aber er kommt nie an. Nach zwei Monaten des Verschollenseins wird er für tot erklärt. Kurz darauf bekommt Camille vom Sekretär ihres Mannes ein Video, auf dem Hippolyte ihr seinen Selbstmord als letzte Möglichkeit erklärt, ihrer Liebe Unsterblichkeit zu verleihen.Zwei Szenen zu Beginn des Films zeugen von Poirets beim Kabarett und der Boulevardkomödie erlerntem Handwerk, Komik, Timing und den Blick fürs (komische) Detail in Einklang zu bringen. Da zeichnet er den "verschrobenen" Anwalt Hippolyte, der seine Klienten in einem Fußbad aus Orangenblütenwasser sitzend empfängt, und aus dessen Schreibtisch weiße Mäuse krabbeln und Scherzkugelschreiber "springen" mit knappen, präzisen "Pinselstrichen". Zu Hause ist er dann der "normale" Ehemann, der beim Essen den nackten Blondinen der TV-Werbung mehr Aufmerksamkeit schenkt als seiner Familie, bis Camille den Nachtisch im BH serviert. Hier wie dort vermeidet Poiret trotz der abstrusen, geradezu zum Klamauk einladenden Situationen, dem "Affen Zucker" zu geben.Natürlich trägt Thierry Lhermittes jungenhafter Charme viel zum Erfolg des Films bei. Caroline Cellier verkörpert mehr den sinnlichen, fordernden Part der Beziehung. Ihr scheint die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Die übrigen Darsteller sind wie im Boulevard-Theater Stichwortgeber für die fast schon surrealistischen Einfälle des die "unsterbliche Liebe" suchenden Helden. Aber alle gewinnen in ihren kurzen Auftritten Kontur, fügen sich unaufdringlich ins Ensemblespiel ein. Das gilt besonders für die beiden Kinder-Darsteller Walter Allouch und Carine Lemaire, die nie den Eindruck der "Schauspielerei" vermitteln. Für Carine Lemaire hat sich Poiret eine wunderschöne, wahrhaftige Szene ausgedacht: sie trägt auf einem Friedhof Blumen von "überbedachten" Gräbern auf solche ohne Schmuck. "Arm und tot - das find ich ungerecht."Ungewöhnlich auch, daß man für eine hauptsächlich in Innenräumen spielende und nie ihre Nähe zum Boulevardtheater leugnende Komödie das CinemaScope-Format wählte. Aber Kameramann Eduardo Serra versteht es, die Möglichkeiten des Formats zu nutzen. Keines seiner Bilder wirkt "leer", stets ordnen sie sich der Funktionalität der Geschichte unter. Dabei erreichen sie wie die Inszenierung einen "Fluß", von dem man sich gerne mitreißen läßt in eine manchmal ausgelassene, manchmal melancholische Geschichte, die trotz aller Nähe zum Leben nie die Magie des Kinos leugnet.
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