Die Kinder auf einer bretonischen Insel glauben nicht an den Unfalltod einer alten Frau, die sie mit Geschichten um einen verschollenen Strandräuber und dessen Goldschatz in ihren Bann geschlagen hatte. Mit der Hilfe ihrer Lehrerin lüften sie das Geheimnis. Ein mit einer zarten Liebesgeschichte verwobener fantastischer Kinderfilm, bestechend durch die sorgfältige Inszenierung sowie das subtile Zusammenspiel von "großen" Stars und behutsam geführten kleinen Schauspielern.
- Sehenswert ab 10.
Ein Fall für die Inselkinder
Abenteuer | Frankreich 1991 | 99 Minuten
Regie: Jérôme Foulon
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Filmdaten
- Originaltitel
- LES ENFANTS DU NAUFRAGEUR
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 1991
- Produktionsfirma
- K'ien/Gaumont/SGGC
- Regie
- Jérôme Foulon
- Buch
- Jérôme Foulon · François Cellier · Laurent Dussaux
- Kamera
- William Lubtchansky
- Musik
- François Staal
- Schnitt
- Elisabeth Guida
- Darsteller
- Jenny Clève (Marthe) · Brigitte Fossey (Hélène) · Jean Marais (Marc-Antoine) · Jacques Dufilho (P'tit Louis) · Michel Robin (Paul)
- Länge
- 99 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 10.
- Genre
- Abenteuer | Kinderfilm
Diskussion
Der Originaltitel ("Die Kinder des Strandräubers") dieses preisgekrönten Kinderfilms verweist deutlicher auf das Geheimnis, dem eine Schar unzertrennlicher Kinder auf der bretonischen Insel Kervolen auf die Spur kommen will. Der Strandräuber Marc Antoine, ein Dieb, der von der Beute gestrandeter Schiffe lebte, soll im Zweiten Weltkrieg mit der Resistance zusammengearbeitet und den Goldschatz des örtlichen Nazi-Kommandanten zur Seite geschafft haben. Seitdem ist er spurlos verschwunden, und nur seine damalige Braut, die mittlerweile betagte Martha, die im Dorf als verrückt abgestempelt wird, hält die Erinnerung an ihn wach. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern lieben die Kinder Marthas deschichten und sitzen oft um ihren Kamin herum. Eines Abends wird Martha tot aufgefunden. Während die Erwachsenen an einen Unfall glauben, vermuten die Kinder ein Verbrechen: Marthas Keksdose mit ihren Ersparnissen ist seit dieser Nacht verschwunden. Plötzlich benimmt sich der Küster merkwürdig, verdächtig oft schleichen der Gelegenheitsarbeiter Louis und sein Arbeitgeber ums Haus, ein an Krücken gefesselter alter Mann, der mit seinen Bluthunden zurückgezogen auf einer Nachbarinsel lebt. Unterstützung bekommen die Kinder von ihrer neuen Lehrerin Hélène, die sie zunächst ablehnen, weil sie in Marthas Haus einzieht. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen gewinnt Hélène aber das Vertrauen der Kinder. Immer wieder stoßen sie auf den geheimnisvollen Fremden von der Nachbarinsel, und eines Abends setzen sie mit Hélène über, um ihn zur Rede zu stellen. Sie finden ihn sterbend auf seinem Bett, und mit letzter Kraft erzählt er seine Geschichte: er ist kein geringerer als der verschollene Strandräuber. Und auch ein zweites Geheimnis lüftet er: er übergibt den Kindern den Schlüssel zum Versteck des sagenumwobenen Goldschatzes.Schon die Einführung in dieses wunderbare Kinderfilm-Abenteuer zeugt von der Meisterschaft der Filmemacher: In an großes Kino erinnernden Bildern fliegt die Kamera über die bretonische Küste und setzt sich schließlich auf einem mit Kindern besetzten Segelboot fest. Einige knappe Einstellungen auf Gesichter und Andeutungen im Dialog reichen, um mit den Hauptpersonen, den zu erwartenden Konflikten und Stimmungen vertraut zu machen. Da strandet die Kindercrew mit ihrem offensichtlich stibitzten Boot ausgerechnet auf der Insel des geheimnisvollen Fremden, dessen "böser" Blick und dessen scharfe Hunde sie in die Flucht schlagen. Die Fährte der Spannung ist gelegt. Wenig später folgt die einer zarten Liebesgeschichte, als Marion sich beim Wettauchen um ihren jungen Freund Benoit sorgt. Beide Momente nimmt der Film wieder auf, als die Kinder zu Marthas Füßen sitzen, vor dem Haus ein auf Krücken gestützter Unbekannter herumschleicht und sie von ihrer Liebe zu Marc Antoine erzählt, die begann, als sie acht und er elf Jahre alt war: "Wenn zwei glückliche Kinder unter einem Himmel voller Sterne sich zum ersten Mal küssen, müssen sie sich im Angesicht des Meeres ewige Treue schwören." Als sich dabei Benoit und Miriam verliebt in die Augen sehen, hat auch die Poesie den Film erfaßt - und wird ihn trotz Spannung, Humor und realistischer Alltagsdramatik nicht mehr loslassen.Vor allem lassen die Filmemacher die Rasselbande den "Fall" mit viel Fantasie angehen. Um die genervten Erwachsenen unauffällig ausfragen zu können, gründen die Kinder "Die Gazette des Standräubers". Ihr "investigativer Journalismus" führt sie aber erst durch Hélènes Unterstützung zum Ziel. Großen Wert legt die Inszenierung auf diese Annäherung zwischen der anfangs Abgelehnten und den grausam intoleranten Kindern, die mit allen (unerlaubten) Mitteln ihr Kindsein verteidigen und nicht in die weiterführende Schule auf dem Festland geschickt werden wollen. Ohne jede Anbiederung vollzieht sich hier die behutsame Entwicklung einer tiefen Freundschaft. Brigitte Fossey spielt zurückgenommen die Lehrerin mit dem "richtigen pädagogischen Händchen", das auch der Regisseur nicht nur bei der behutsamen Führung seiner jungen (Laien-)Schauspieler beweist, sondern auch beim Umgang mit den Reifeprozessen seiner Protagonisten. So erteilt er einem kleinen "Leinwand-Macho", der gerne mit seiner sexuellen Frühreife prahlt, eine heilsame Lektion, ohne daß er ihn bloßstellt: Als der pubertierende Bursche eine junge Frau beim Nacktbaden beobachtet, nimmt diese der voyeuristischen Situation die Spitze, indem sie sich ihm offen und unbefangen zeigt und ihn damit, kleinlaut geworden, in die Flucht schlägt. Es sind diese liebevoll beobachteten Wahrhaftigkeiten am Rande, die die Qualität des Films ausmachen, der trotz prominenter Besetzung keine Starrollen verteilt, sondern das Spiel des Ensembles in den Vordergrund stellt. Weder der großartige Charakterschauspieler Michel Robin noch die französische Star-Legende Jean Marais sind sich zu schade, kleine Rollen zu übernehmen, die sie mit ihrer Präsenz ausfüllen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen.
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