Drama | USA 2021 |

Regie: Lucia Anniello

Eine arrivierte Komikerin und eine jüngere Autorin müssen gezwungenermaßen für eine Bühnenshow in Las Vegas zusammenarbeiten; dabei bringen die zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen zunächst wenig Verständnis füreinander auf und teilen noch nicht einmal denselben Humor. Nichtsdestotrotz erweisen sich die Gegensätze auch als durchaus produktiv. Die Dramedy-Serie bezieht ihre Energie vor allem aus den vielgestaltigen Reibungen zwischen dem ungleichen Paar im Zentrum. Darüber hinaus gelingt es, schwierige Themen wie Altersdiskriminierung, Erfolgsdruck, Sexismus und Cancel Culture in der Unterhaltungsbranche auf bitterböse und zugleich amüsante Weise anzusprechen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
HACKS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Universal Television
Regie
Lucia Anniello · Paul W. Downs · Desiree Akhavan · Trent O'Donnell · Jessica Brunetto
Buch
Lucia Anniello · Paul W. Downs · Jen Statsky
Kamera
Simone D'Onofrio
Musik
Carlos Rafael Rivera · David Stal
Schnitt
Rob Paglia · Jessica Brunetto · Jon Philpot
Darsteller
Jean Smart (Deborah Vance) · Hannah Einbinder (Ava Daniels) · Carl Clemons-Hopkins (Marcus) · Paul W. Downs (Jimmy) · Christopher McDonald (Marty)
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Komödie
Externe Links
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Preisgekrönte Sitcom um eine ältere Stand-Up-Komikerin in Las Vegas und ihren Clash mit einer jungen Autorin, die ihr Showprogramm aufpäppeln soll.

Aktualisiert am
10.03.2025 - 10:50:20
Diskussion

Las Vegas ist der Höhe- und Endpunkt des amerikanischen Traums. Wenn hier Stars im fortgeschrittenen Alter auftreten, kommt das sowohl der Krönung als auch dem Vorruhestand gleich. Deborah Vance (Jean Smart) ist mit über 2500 Shows eine Ikone der Stand-up-Comedy und steht immer noch fleißig abends im Casino auf der Bühne, um derbe und politisch unkorrekte Witze über Beziehungen und Sex zu reißen. Die Shows sind zwar gut besucht, aber der Hotelmanager Marty (Christopher McDonald) möchte mehr Familien und junge Erwachsene Mitte zwanzig erreichen und daher Deborah die beliebten Termine am Freitag- und Samstagabend wegnehmen. Und was ist mit den Menschen aus Florida?! So leicht gibt sich die geschäftstüchtige Deborah nicht geschlagen.

Genauso aussortiert fühlt sich auch die jüngere Autorin Ava Daniels (Hannah Einbinder). Seit einem Witz auf Twitter über einen ungeouteten Senator will niemand mehr in der Unterhaltungsbranche in Los Angeles mit ihr zusammenarbeiten. Dass sie erst ein Reihenhaus gekauft hat und ihre Eltern finanziell unterstützt, macht es nicht leichter für sie. Ihr Agent Jimmy (Paul W. Downs) kann aber kein Angebot für Ava an Land fischen. Da kommt ihm die Idee, die erfolglose Autorin mit der erfolgsversessenen Komikerin – Deborah ist ebenfalls seine Klientin – zusammenzubringen. Doch was in der Theorie logisch klingt, stellt sich zwischenmenschlich als Clash der Generationen dar. Bereits das Bewerbungsgespräch endet mit gegenseitigen Beschimpfungen. Wobei die deutsche Synchronisation recht harmlos klingt („Alte Hexe“ oder „Schornsteinfeger“).

Jung vs. Alt

Die beiden teilen nicht mal denselben Humor. Während Deborah Witze über Äußerlichkeiten macht, versteht sie die humorvoll verarbeiteten Ängste der Millennial-Generation überhaupt nicht („Ich hatte einen Albtraum, in dem ich eine Sprachnachricht bekam.“). Die Pointen von Deborah gehen eher auf die Kosten der anderen, während Ava die Neurosen von sich selbst ausstellt. Auch die Arbeitsroutine der beiden Frauen könnte nicht unterschiedlicher sein. Deborah steht morgens um 5 Uhr 15 auf, rudert am Pool ihrer riesigen Villa, macht sich frisch, bespricht sich mit ihrem Manager, fliegt mit dem Privatjet nach L.A., dreht dort einen Werbespot und ist abends wieder zurück auf der Bühne. Der Tag von Ava geht eher um 10.30 Uhr los, und sie schreibt ihre Witze am Laptop vorm Glückspielautomaten mit ein paar Wodka-Soda-Drinks.

Die Dramedy-Serie „Hacks“ von Lucia Aniello, Paul W. Downs und Jen Statsky lebt von den Gegensätzen der beiden Hauptfiguren. Hier trifft aber nicht einfach nur Jung auf Alt, sondern gleichzeitig verhandelt die mit zahlreichen „Emmys“ und „Golden Globes“ prämierte Serie sehr gekonnt die Themen Altersdiskriminierung, Erfolgsdruck, Sexismus, Cancel Culture und andere menschliche Abgründe, die hinter der glamourösen Fassade des Unterhaltungsgeschäfts lauern. Beispielsweise lernt Ava in einer Folge Deborahs Tochter DJ kennen. Die erwachsene Frau, die früher drogenabhängig war, versucht mittlerweile mit einer Schmuckkollektion auf eigenen Beinen zu stehen, aber von ihrer Mutter bekommt sie keine Anerkennung, sondern nur Verachtung. Wer aber wen in dieser Mutter-Tochter-Beziehung mehr ausnutzt, wird erst allmählich klar. Auch Ava hat mit ihren Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Weder ihre Ex-Freundin noch ihre früheren Bekannten aus L.A. wollen mit ihr zu tun haben, nicht etwa wegen des problematischen Tweets, sondern weil Ava ihre Beziehungen nach dem eigenen Nutzen ausrichtet.

Ein Leben für die Show

In dieser Hinsicht sind sich Deborah und Ava vermutlich ähnlicher, als sie es zugeben würden. Beide wollen unbedingt ans Ziel kommen, koste es, was es wolle. Das heißt auch zu drastischeren Mitteln zu greifen. Einmal erzwingt Ava für Deborah einen unbezahlbaren Pfefferstreuer, und Deborah wiederum erpresst den Hotelmanager mit seinen gefälschten Vermögensangaben. Somit passen die Protagonistinnen bestens in die Phalanx der Anti-Held:innen des jüngeren Serienzeitalters, die teils nachvollziehbar, teils fragwürdig agieren. Der Unterschied zu einer Serie wie „Breaking Bad“ liegt darin, dass hier kein Niedergang gezeigt wird. Die zwei Frauen streiten auf Augenhöhe miteinander, aber sie halten sich gelegentlich auch den Rücken frei. Ava beginnt Deborahs Archiv zu digitalisieren, um so neue Witze aus dem biographischen Material zu schreiben, und Deborah erweist Avas Familie einen großen Gefallen. Gewissermaßen wachsen die Komikerin und die Autorin aufgrund der angespannten und spannungsreichen Arbeitsbeziehung über sich hinaus.

In Staffel 2 schließlich lassen die zwei Frauen Las Vegas hinter sich und gehen auf Tournee durch die USA. Deborah fühlt sich wiederbelebt durch das neue Programm, das sie mit Ava erarbeitet. Gleichzeitig bestehen die Konflikte aber fort. Aus Wut hatte Ava an eine Produktionsfirma, die eine Serie über ihre Chefin drehen will, pikante Details aus Deborahs Privatleben weitergegeben. Jetzt versuchen Ava und ihr Agent Jimmy alles Mögliche, um die Serie zu verhindern. Auch die absurd-komischen Nebenhandlungsstränge mit Jimmy und seiner aufdringlichen Assistentin sowie mit Deborahs verzweifeltem CEO Marcus spinnen die Showrunner gekonnt fort. Nach all den Folgen wird klar: wer in der Unterhaltungsindustrie arbeitet, lebt ausschließlich für die Show.

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