The Assessment
Drama | USA/Großbritannien/Deutschland 2024 | 114 Minuten
Regie: Fleur Fortuné
Filmdaten
- Originaltitel
- THE ASSESSMENT
- Produktionsland
- USA/Großbritannien/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Augenschein Filmprod./Number 9 Films/Project Infinity/ShivHans Pic./Tiki Tane Pic.
- Regie
- Fleur Fortuné
- Buch
- John Donnelly · Dave Thomas · Neil Garfath Cox
- Kamera
- Magnus Nordenhof Jønck
- Musik
- Emilie Levienaise-Farrouch
- Schnitt
- Yorgos Lamprinos
- Darsteller
- Elizabeth Olsen (Mia) · Alicia Vikander (Virginia) · Himesh Patel (Aaryan) · Minnie Driver (Evie) · Indira Varma (Ambika)
- Länge
- 114 Minuten
- Kinostart
- 03.04.2025
- Fsk
- ab 16; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Mystery | Science-Fiction | Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Science-Fiction-Film um ein Paar, das nach der Klimakatastrophe unter einer gläsernen Kuppel lebt und in allem, auch seinem Kinderwunsch, von einem totalitären Staat abhängig ist.
Endlos und verlassen wirkt die wüstenähnliche Landschaft, in der die modernistische Strandvilla von Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel) steht. Das Paar scheint hier ein nicht nur luxuriöses, sondern auch ungebundenes Dasein zu führen. Als erster Makel erscheinen jedoch seltsame weiße Schlieren am Firmament. Je mehr man in den Alltag der beiden Wissenschaftler eintaucht, desto stärker zeichnet sich ab, wie penibel kontrolliert ihr Leben ist. „The Assessment“ spielt in der Zukunft, in der nach einer Klimakatastrophe nur wenige Auserwählte unter einer gläsernen Kuppel ein privilegiertes Leben haben. Der Preis, den sie dafür zahlen, besteht darin, sich gänzlich einem totalitären Staat zu unterwerfen.
Sieben furchtbare Tage
Die Natur ist in der glatten, durchoptimierten Welt in dem Science-Fiction-Film von Fleur Fortuné zu einem unabsehbaren Risiko geworden. Haustiere hat man schon vor längerer Zeit getötet, um Infektionen und emotional ungesunde Beziehungen zu den Vierbeinern zu unterbinden. Als Ersatz versucht Aaryan, auf synthetische Weise Tiere herzustellen. Doch dem Hologramm des Affen, das vor ihm erscheint, fehlt noch eine realistische Fellstruktur. Ähnlich zwanghaft wird die menschliche Fortpflanzung geregelt. Jene Paare, denen ein per künstlicher Befruchtung hergestelltes Kind gewährt wird, müssen sich zunächst der titelgebenden Beurteilung unterziehen. Und die hat es in sich. Für sieben Tage zieht die kühle, undurchsichtige Gutachterin Virginia (Alicia Vikander) bei dem Paar ein, um es psychisch an seine Grenzen zu bringen.
Im Kern funktioniert „The Assessment“ wie ein Horrorfilm, in dem die Protagonisten hilflos einer unberechenbaren Macht ausgeliefert sind. Zunächst sind es nur ätzende Interviews, die Mia und Aaryan über sich ergehen lassen müssen. Bald in den folgenden Tagen wandelt sich die Untersuchung zu einem von Provokationen und Demütigungen flankierten Höllentrip. Die ständige Anwesenheit des unheimlichen Gastes beginnt mit entwürdigenden Grenzüberschreitungen. Mal muss Aaryan in ihrer Gegenwart eine Samenprobe abgegeben, dann steht sie nachts plötzlich im Schlafzimmer, als das Paar Sex hat.
Hässliche Eskalationen häufen sich
Doch die Strapazen steigern sich weiter. Den werdenden Eltern sitzt dabei stets die Angst im Nacken, ihre Aufgaben nicht gut genug zu bewältigen. Für ein spontanes Abendessen lädt Virginia Aayrans geschwätzige Mutter wie auch seine Ex-Freundin ein, um eine möglichst hässliche Eskalation zu provozieren. Besonders verstörend wird es, wenn Virginia in die Rolle eines renitenten Kleinkinds verfällt, das seine „Eltern“ pausenlos terrorisiert oder kalkuliert gegeneinander ausspielt.
Der von der auf internationale Genrefilme spezialisierten Kölner Firma Augenschein produzierte Film weiß seine unbehagliche Prämisse effektiv zu nutzen. Er entwirft eine perverse Dystopie, in der sich Menschen für selbstverständliche Dinge erniedrigen müssen und ihrer intimen Rückzugsorte beraubt werden. Seine eng gesetzten Grenzen kann der Film oft geschickt kaschieren. Die Kamera wird subtil und abwechslungsreich eingesetzt, und das schummrige Licht schafft eine unbehagliche Atmosphäre. Dadurch vergisst man fast, dass der Film überwiegend in den immergleichen Innenräumen spielt. Auch dass sich viel über den Dialog abspielt, gerät durch die dichte Inszenierung in den Hintergrund. Schauspielerisch sind vor allem die zunehmend zermürbte, immer kurz vorm Kontrollverlust stehende Elizabeth Olsen und die mal roboterartige, mal kindlich verwundbare, mal hinterhältig sadistische Alicia Vikander eindrucksvoll.
Beklemmende Momente
Doch auch wenn es nicht weiter ins Gewicht fällt, dass die Außenwelt und die Vorgeschichte der dystopischen Welt nur über Dialoge erzählt werden, hätte das „Worldbuilding“ des Films ausgefeilter sein können. Die Idee einer autoritären und zunehmend synthetischen Zukunft mit starker Klassenhierarchie, aber auch der aufkeimende Zwiespalt zwischen einem bequem-falschen und einem strapaziös-echten Leben wirkt als Unterbau der Geschichte zu schwammig und generisch. Lieblos gerät auch der Versuch, Virginia am Ende eine tragische Dimension zu verleihen und dabei etwas Bedeutungsvolles über Mutterschaft zu sagen. Am besten ist „The Assessment“ immer dann, wenn er den zwischenmenschlichen Spannungen und der klaustrophobischen Situation Raum gibt. Wenn das gelingt, entstehen beklemmende Momente, die nicht so schnell wieder loslassen.