Rob Peace
Biopic | USA 2024 | 120 Minuten
Regie: Chiwetel Ejiofor
Filmdaten
- Originaltitel
- ROB PEACE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Los Angeles Media Fund/Participant/Hill District Media/25 Stories
- Regie
- Chiwetel Ejiofor
- Buch
- Chiwetel Ejiofor
- Kamera
- Ksenia Sereda
- Musik
- Jeff Russo
- Schnitt
- Masahiro Hirakubo
- Darsteller
- Jay Will (Rob Peace) · Mary J. Blige (Jackie Peace) · Chiwetel Ejiofor (Skeet Douglas) · Camila Cabello (Naya Vazquez) · Curt Morlaye (Tavarus Heston)
- Länge
- 120 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Biopic | Drama | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Ein biografisches Drama um die Lebensgeschichte des Wissenschaftlers Robert Peace und seinen Aufstieg aus prekären Verhältnissen zur Eliteuni-Karriere, der dann aber ein tiefer Fall folgte.
Das Haus des Vaters brennt ab, das Haus der Mutter steht. Der Vater ist arbeitslos, die Mutter schuftet sich in zwei Jobs ab. Der Vater landet hinter Gittern, die Mutter ermöglicht ihrem Sohn Robert „Shaun“ Peace (Jay Will), auf eine Privatschule zu gehen. Der junge Afroamerikaner wächst in einfachen Verhältnissen im Newark der 1980er-Jahre auf. Man sieht sofort den Unterschied zwischen den Lebensentwürfen der Elternteile Skett (Chiwetel Ejiofor) und Jackie (Mary J. Blige). Aber das Kind verbringt mit beiden gleich gerne Zeit.
Auf einem Ausflug mit seinem Vater löst Rob ohne Anstrengungen im Kopf die schwierigsten Matheaufgaben. Skett bemerkt, wie begabt sein Sohn ist. Doch gleichzeitig markiert der Moment den letzten Tag in Robs Kindheit. Der Vater landet in Gewahrsam, weil er unter Verdacht steht, zwei Mädchen ermordet zu haben. Vor Gericht und vor den Augen seines Sohns beteuert er seine Unschuld, aber wird trotzdem verurteilt. Jackie übernimmt nun das Ruder vollständig. Sie arbeitet noch mehr, damit der Lebensunterhalt finanzierbar bleibt, und auch Rob verdient mit einem Nebenjob dazu. Später schafft er es, für ein Studium der Biochemie und Biophysik an der Yale University aufgenommen zu werden.
Vom Tellerwäscher zum Wissenschaftler
Die zweite Regiearbeit des Schauspielers Chiwetel Ejiofor widmet sich dem Leben von Robert Peace (1980-2011) auf Basis einer Biografie von Jeff Hobbs und folgt dem Lebensweg des Wissenschaftlers hauptsächlich chronologisch. Zunächst sieht es nach einer klassischen „American Dream“-Geschichte vom gesellschaftlichen Aufstieg eines Underdogs aus. Trotz der prekären Verhältnisse und der Doppelbelastung durch finanzielle Sorgen und den Leistungsdruck an der Eliteuni gelingt Rob alles, was er sich vornimmt. In Yale studieren zwar größtenteils nur weiße reiche Kids, aber um Rassismus im akademischen Bereich geht es nur am Rand. Rob schreibt gute Noten, er experimentiert im Labor mit höheren Semesterjahrgängen und arbeitet nebenbei in der Kantine. Die Doktorarbeit steht als Nächstes an.
Der Konflikt des Films, der in diese Erfolgsstory schließlich schmerzhaft hineingrätscht, ergibt sich weniger aus den äußeren Faktoren als aus der inneren Zerrissenheit der Hauptfigur zwischen ihrem Wissensdrang und ihrer Herkunft. Noch bevor Rob an die Uni geht, fällt ihm auf, dass bei dem Gerichtsverfahren ein Fehler begangen wurde. Es findet ein neues Eilverfahren statt; Robs Vater kommt frei und ist stolz auf seinen Sohn. Während der Studienzeit landet Skett aber erneut im Gefängnis, nur diesmal kann Rob nichts ausrichten. Der Vater brüllt den Sohn an: „Tu etwas!“ Rob, der seinen Eltern immer geholfen hat, lässt sich von Skett ein schlechtes Gewissen einreden, fühlt sich ihm auf ungute Weise verpflichtet. Das führt dazu, dass Rob in Yale anfängt, Drogen an seine Kommilitonen zu verkaufen. Von da an beginnt der Abstieg.
Bemühter Sozialrealismus und unbeabsichtigte Klischees
Diesen tragischen Lebensverlauf übersetzt Chiwetel Ejiofor in einen Film, der etwas zu bieder etablierten Strukturen folgt und keine eigenständige, interessante Form findet. Optisch bewegt sich die Handkamera in sozialrealistischer Manier durch die kaputten Vororte und durch das dunkle gotische Unigebäude; in der Dramaturgie wirkt dagegen vieles etwas konstruiert. Der Aufstieg von Rob als perfektem Sohn und unterschätztem Genie läuft viel zu glatt, während dann der Niedergang viel zu zwanghaft und fatalistisch geschieht. Rob verfällt der Kriminalität, missbraucht das Labor zum Drogenmixen, und dann kommt noch der Börsencrash 2008. Dadurch verfestigt der Film letztlich das Klischee, dass Afroamerikaner das „Gangsta“-Gen sozusagen in sich tragen, obwohl die Macher sicherlich das Gegenteil beabsichtigt haben.
In dem Film „American Fiction“ von Cord Jefferson ist die Hauptperson, ein Professor und Autor, sehr frustriert darüber, dass nur Bücher erfolgreich sind, die schwarze Lebensrealitäten im Ghetto und im Bann krimineller Verstrickungen zeigen. Selbst ein B-Gangster-Thriller, den er unter einem Pseudonym veröffentlicht, wird zu einem Bestseller und Preisgewinner, weil das nun mal die Geschichten sind, die die Leute über Afroamerikaner hören wollen. Diese Kritik an der einengenden Perspektive auf afroamerikanische Geschichten trifft auf „Rob Peace“ exakt zu. Selbst das Gegenargument, dass es sich eben um eine wahre Geschichte handelt, ist schwach, weil der Figur Rob wenig bis kein Reflexionsraum zugesprochen wird. Stattdessen wird eine nebensächliche und flache Love Story mit einer von Pop- und Latin-Superstar Camila Cabello gespielten Frau eingeflochten.
Afro-American New Wave
In den letzten Jahren gab es andere Filme wie „Moonlight“, „Widows“, „Waves“ oder „Blindspotting“, in denen People of Color ebenfalls mit Kriminalität zu tun hatten, aber in denen die Lebensentscheidungen der Figuren und deren Folgen nicht als zwingender Verlauf dargestellt wurden, sondern immer im Zweifel, im Uneindeutigen und in der oft lebenslangen Unsicherheit liegen. Auch ästhetisch und erzählerisch sind die genannten Beispiele raffinierter und innovativer.
Positiv zu erwähnen wäre bei „Rob Peace“ aber das Schauspiel der Hauptdarsteller Jay Will, Mary J. Blige und Chiwetel Ejiofor. Alle drei spielen so eindrücklich, dass man über das Drehbuch mit dem vielen unnötigen Kalendersprüchen im Voice-Over hinwegsehen kann. Insgesamt wird der Film dem Leben von Robert Peace damit leider trotzdem nur bedingt gerecht.