Mystery | USA 2024 | 300 (zehn Folgen) Minuten

Regie: Jet Wilkinson

Ein auf Kinderpsychologie spezialisierter Psychiater leidet schwer unter dem Verlust seiner Ehefrau, die Suizid begangen hat; ihn plagen Albträume, Halluzinationen und Angstzustände. Als ein seltsamer Junge in sein Leben tritt, den ebenfalls unheimliche Visionen heimzusuchen scheinen, zeigt sich eine rätselhafte Verbindung zwischen dem Mann und dem Jungen. Der Psychiater begibt sich auf die Suche nach einem lange zurückliegenden Geheimnis, bei der die Grenzen von Wissenschaft und Glaube schließlich zu verschwimmen scheinen. Eine atmosphärisch dichte, spannungsreiche Mysteryserie, bei der sich mitunter Horrorversatzstücke in das Psychothriller-Szenario mischen. Im Kern kreist sie um Trauer und die Fortwirkung von Traumata. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
BEFORE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
AppleTV+/Paramount Television Studios
Regie
Jet Wilkinson · David Petrarca · Adam Bernstein · Barry Levinson
Buch
Sarah Thorp · Howie Miller · Emmy Grinwis · Desta Tedros Reff · Joseph Sousa
Kamera
William Rexer
Musik
Jay Wadley
Schnitt
Matthew Pevic · Rich Fox · Kent Beyda
Darsteller
Billy Crystal (Eli) · Jacobi Jupe (Noah) · Judith Light (Lynn) · Rosie Perez (Denise) · Maria Dizzia (Barbara)
Länge
300 (zehn Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Mystery | Psychothriller | Serie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Miniserie um einen Kinderpsychologen, der unter dem Selbstmord seiner Frau leidet, dann aber mit einem Jungen mit seltsamen, unheimlichen Visionen konfrontiert wird, der eine rätselhafte Verbindung zu ihm hat.

Diskussion

Als Experte für das Seelenleben anderer ist Psychiater Eli (Billy Crystal) mit den Abgründen, die unser Bewusstsein wie Unterbewusstsein hervorbringen kann, bestens vertraut. Angesichts des jüngsten Verlusts seiner eigenen Ehefrau bemerkt der Therapeut bei sich selbst jedoch eine beunruhigende psychische Disposition: Albtraumbilder beginnen ihn nachts und mitunter selbst tagsüber heimzusuchen. Neben Träumen, in denen Zombies herumlungern und in denen blutige Szenen dominieren, zeigen sich bei Eli auch im Wachzustand verstörende Sinneseindrücke – handelt es sich bei ihnen um Halluzinationen?

Ein seltsamer Junge bringt den Psychologen an seine Grenzen

Für die akute labile Seelenlage des Analytikers gibt es eine einfache wie niederschmetternde Erklärung: seine Frau hat im gemeinsamen Heim Suizid begangen. Der Verlust seiner geliebten Partnerin wirft Eli aus der Bahn, während er gegenüber seinem Umfeld, bestehend aus Kollegen, seiner Therapeutin sowie seiner Tochter, versucht, den Anschein von Gefasstheit zu vermitteln. Als wäre all das nicht genug, macht Eli bald schon die unheimliche Begegnung mit einem Jungen aus der Nachbarschaft, der eines Nachts bei Eli zuhause – einem kleinen Gespenst gleich – im Schlafzimmer steht. Das Kind scheint stumm zu sein; wie es sich Zugang zum Haus verschafft haben mag, ist Eli ein Rätsel. Und so unvermutet, wie der Junge aufgetaucht ist, verschwindet er auch wieder in die New Yorker Nacht. Der Psychologe, dessen Fachgebiet die Kinderpsychologie ist, macht sich auf die Spuren des nächtlichen Eindringlings.

Was die Hauptfigur dieser von Showrunnerin Sarah Thorp kreierten Psychotriller-Serie im Laufe von 10 Episoden dabei entdeckt, sind Gänsehaut hervorrufende Verbindungen, die den Jungen Noah (Jacobi Jupe) mit Elis eigener Familiengeschichte in Zusammenhang stellen. Wie Eli wird auch Noah von Albtraumszenen heimgesucht, die eine bedrohlich körperliche Form annehmen. Ein gemeinsames, weit in der Vergangenheit liegendes Geheimnis verbindet die beiden, und nur allmählich, Szene für Szene und Episode für Episode, enthüllen sich die Hintergründe.

Versatzstücke des Horrors mischen sich in den Psychothriller-Stoff

Schauspieler Billy Crystal schlüpft nach „Reine Nervensache“ abermals in die Rolle eines Psychiaters und Therapeuten, wenngleich diesmal in einer gänzlich anderen Tonalität als in der Krimikomödie um einen von Panikattacken geplagten Mafiapaten und seinen Seelenklempner. In „Before“ dominieren dunkle Einstellungen und Bilder, in denen immer wieder Motive der Verflüssigung und der Bedrohung durch Ertrinken anklingen. Dem von Visionen heimgesuchten Jungen will der Psychiater Eli helfen und gerät mit seinen rein wissenschaftlichen Methoden an die Grenze des für ihn Machbaren. Die gemeinsame „Wahrheit“, um die Noah wie Eli in „Before“ kreisen, scheint vielmehr im parapsychologischen Raum verortet zu sein, doch will Eli seinen streng methodischen Ansatz zunächst nicht aufgeben.

In „Before“ mischen sich mitunter Versatzstücke des Horrors in das Psychothriller-Szenario. Die Visionen des Jungen nehmen so im Laufe der Handlung immer gegenständlichere und kreatürlichere Formen an, er hat gewalttätige Ausbrüche und spricht „in fremden Zungen“. Eine Möglichkeit, den Ursachen der verstörenden geistigen Hervorbringungen des Jungen auf den Grund zu gehen, scheint die Hypnose. Eile ist jedenfalls geboten, denn die Zustände des Kindes erweisen sich in der psychiatrischen Einrichtung, in der Noah untergebracht ist, irritierenderweise als hochansteckend.

Im Graubereich zwischen Wissenschaft und Glauben

„Before“ erzählt dabei auf höchst eindringliche Art und Weise auch von der Macht des Glaubens sowie der (Auto-)Suggestion. Welche psychologischen Prinzipien verbinden uns Menschen, und können unsere Träume und Traumata gar über unsere eigene Lebenszeit hinausreichen? Finale Antworten auf diese Fragen liefert die überaus gelungene Serie nicht und verweist mit den Worten des Protagonisten Eli – „wir haben es mit einer Wissenschaft zu tun, die wir noch nicht verstehen“ – auf einen Graubereich zwischen Wissenschaft und Glauben.

Der Facetten menschlicher Trauer nimmt sich „Before“ dabei letztlich in ausgesprochen tröstlicher Form an: Ein Ausweg aus ihr findet sich stets nur in der Zuwendung zu den Mitmenschen. Billy Crystal verkörpert den engagierten und stets zu radikalen Methoden der Konfrontation bereiten Therapeuten mit Tiefgang und an der Grenze zum Selbstverlust. Bereits am Anfang der Miniserie konstatiert der Psychiater, er habe das Gefühl, „im Traum eines anderen gefangen“ zu sein. Dieses Gefühl vermögen die Filmemacher atmosphärisch dicht und spannungsreich in eine filmische Form zu übersetzen.

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