ZEIT Verbrechen - Dezember

Drama | Deutschland 2024 | 55 Minuten

Regie: Mariko Minoguchi

Eine Episode der Anthologieserie „ZEIT Verbrechen“, die auf dem gleichnamigen True-Crime-Podcast beruht: Nach einem Alkoholexzess beim Besuch einer Diskothek findet sich ein 18-Jähriger auf einer verlassenen Landstraße wieder und versucht, den Heimweg anzutreten. Seine Freunde, die Polizei, Ersthelfer und Anwohner nehmen ihn und seinen alkoholisierten Zustand zwar zur Kenntnis, seine Lage aber nicht ernst genug, um zu intervenieren. Der darauffolgende Tod des jungen Mannes, als er durch ein Auto angefahren wird, wirft die Frage auf, wer die Schuld an seinem Ableben trägt. Ein von einem starken jungen Hauptdarsteller getragener Film um einen tragischen, unnötigen Tod. Fragmentarische Statements bilden ein Mosaik kollektiven Versagens beim Versuch, mit Aufmerksamkeit und Empathie einem Hilfsbedürftigen beizustehen. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
X Filme Creative Pool
Regie
Mariko Minoguchi
Buch
Mariko Minoguchi
Kamera
Felix Pflieger
Musik
Lorenz Dangel
Schnitt
Andreas Menn
Darsteller
Samuel Benito (Tim) · Lisa Hagmeister (Bianca Decker) · Kailas Mahadevan (Roland Decker) · Sebastian Zimmler (Herr Lange) · Aljoscha Stadelmann (Herr Hartmann)
Länge
55 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama | Episodenfilm | Krimi | Serie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion

Wie kann so etwas nur passieren? Ist es die Ignoranz aller Beteiligen? Ist es Polizeiwillkür oder zumindest Sorgfaltspflichtverletzung? In einer Samstagnacht wird der 18-jährige Tim (Samuel Benito) auf stockdunkler Landstraße angefahren und erliegt seinen Verletzungen.

Regisseurin Mariko Minoguchi beginnt ihren Film „Dezember“ mit einem Diskoabend unter Freunden. Trinken und Tanzen, bis zum Umfallen. Völlig alkoholisiert und kaum einer Artikulation mehr fähig, verlässt der frisch in die Gegend gezogene Tim die Diskothek und wird dabei mehrfach von der Polizei, von einem Ersthelfer-Team und besorgten Anwohnern der Diskothek angetroffen. Alle reden mit ihm, alle nehmen die Lage des netten, indes nicht mehr Herr seiner Sinne seienden Jugendlichen nicht richtig ernst. Alle denken nicht nach, sondern gehen einfach davon aus, der freundliche, gefasst an seinem Heimweg arbeitende Junge könne sich schon selbstbestimmt ins Sichere und Warme bringen. Nur die Serienzuschauer, die das ganze Drama als stumme Zeugen beobachten, ahnen, dass hier ein junger Mensch besagte Dezembernacht nicht durchstehen wird.

Ebenso elliptisch wie niederschmetternd beginnt Minoguchis mit kurzen, fragmentarischen Statements von Zeugen, Freunden und eben der Polizei, die sich alle der Tragik, aber nicht der eigenen Schuld bewusst sind. In der Gesamtheit entsteht aus diesem Mosaik indes das Bild einer kollektiven groben Fahrlässigkeit. Nicht zuletzt die Polizei, von den regelmäßigen Partywochenenden und ihren alkoholgetriebenen Auswüchsen abgestumpft und sowieso überlastet, versagt im Fall des 18-Jährigen Tim. Brillant inszeniert Minoguchi dessen Unbeholfenheit mit einer starr auf das Gesicht des Protagonisten fixierten Kamera. Brillant auch Hauptdarsteller Samuel Benito, der seine Figur in einer herzzerreißenden Mischung aus kindlicher Hilflosigkeit und bedusteltem Phlegma verkörpert. Wie konnte dieser Tod nur passieren? „Dezember“ gibt darauf eine Antwort. Sie dürfte niemandem der Beteiligten gefallen.

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