Kizazi Moto: Generation Fire
Animation | USA/Südafrika 2023 | 157 (zehn Folgen) Minuten
Regie: Shofela Coker
Filmdaten
- Originaltitel
- KIZAZI MOTO: GENERATION FIRE
- Produktionsland
- USA/Südafrika
- Produktionsjahr
- 2023
- Produktionsfirma
- Triggerfish
- Regie
- Shofela Coker · Raymond Malinga · Ahmed Teilab
- Buch
- Shofela Coker · Tafadzwa Hove · Raymond Malinga · Terrence Maluleke · Spoek Mathambo
- Länge
- 157 (zehn Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Animation | Anthologie-Serie
Eine Animations-Anthologieserie mit afrofuturistischen Geschichten von Künstlern aus Ägypten, Kenia, Nigeria, Südafrika, Uganda und Simbabwe.
So sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus: eine Cyborg-Rinderherde grast auf einer Weide inmitten einer Wüstenlandschaft. Der Hirtenjunge Noah und seine Eltern bewachen die Tiere mit einem implantierten Zauberstein, damit sie die Herde zusammenhalten können. Noah wäre gerne ein kämpferischer Held wie in den Legenden, doch die Mutter erinnert ihn daran, dass jede Entscheidung des Hirten Einfluss auf die Erde und die Tiere hat. Erst als ein Monster angreift, kann der Junge mit seinen Kräften die Herde verteidigen.
Die erste Folge der Anthologie-Serie „Kizazi Moto: Generation Fire“ zeigt bereits die thematischen Spannungsfelder, in denen sich die einzelnen Kurzfilme bewegen: Ackerbau und Hochtechnologie, Tradition und Moderne, Individuum und Kollektiv. Wobei die Begriffe nicht zwangsläufig als Gegensatzpaare funktionieren, sondern auch neuartige Hybride formen können. Die Disney-Serie, die unter der Produktionsleitung von „Oscar“-Gewinner und „Spider-Verse“-Regisseur Peter Ramsey entstanden ist, versammelt Arbeiten von Animationsstudios aus Ägypten, Kenia, Nigeria, Südafrika, Uganda und Simbabwe, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Afrofuturismus auseinandersetzen.
Postkoloniales Dilemma
Das Konzept der Anthologie-Serie erlaubt es, vielfältige Zukunftsszenarien über den afrikanischen Kontinent unabhängig von der westlichen Perspektive zu imaginieren. Disney – genauer Marvel – hat bereits Erfahrung und Erfolg in Sachen Afrofuturismus mit den beiden „Black-Panther“-Filmen gehabt und weitet nun das Ganze in Kooperation mit den afrikanischen Kreativen im Streaming-Bereich aus. Dass Disney dabei als „Mutterschiff“ fungiert, hat den Vorteil, dass die Serie weltweit ein breites Publikum finden kann. Es hat aber auch den Nachteil oder eher den bitteren Beigeschmack, dass damit ein westlicher Megakonzern an der erblühenden Animationsszene in Afrika mitverdient.
Abgesehen von diesem Dilemma geben die einzelnen Episoden aufschlussreiche Einblicke in Welten, die vor Energie vibrieren, denen aber auch Eruptionen drohen. In der zweiten Folge zum Beispiel tritt in dem zukünftigen Township Soweto ein Junge gegen einen galaktischen Rennfahrer an, um sein Viertel vor dem Abreißen (ergo Gentrifizieren) zu retten. Mithilfe eines Rituals seiner Mutter, worin sie die Vorfahren beschwört, kann der Sohn das Rennen gewinnen und Soweto erhalten. In einer anderen Folge landet eine Junge in einem Paralleluniversum, in dem Simbabwe nie kolonialisiert wurde und nun aus Hochhäusern und Hologrammen besteht. Ein Werbeschild wirbt mit einer Safari durch New York – eine Umkehrung der asymmetrischen Verhältnisse zwischen den Kontinenten. Doch gerade die Diskrepanz zwischen der realen und alternativen Welt führt dazu, dass die Kinder von den Eltern getrennt leben.
Jede Folge hat ihren eigenen visuellen Charme
In den schwächeren Folgen der Serie treten solche politischen Dimensionen eher in den Hintergrund. Die Geschichte einer Mutprobe zweier Surffreunde, einer Hexe und eines Oktopus funktioniert als reine Abenteuergeschichte mit Fantasy-Elementen. Spannend ist in allen Fällen, welche unterschiedlichen Ästhetiken verwendet werden. Durch die unterschiedlichen Techniken von 2D, 3D, CGI bis Stop Motion hat jede Folge ihren eigenen visuellen Charme.
Der Farbenrausch ist überwältigend und die Muster der Kleider oder Tattoos bedienen keinen Exotismus, sondern sind in Europa unbekannte Symbole wie die Totems von Simbabwe, die sich auf den Flügeln eines Riesenadlers befinden.
Dystopie vs. Utopie
Erzählerisch richtet sich „Kizazi Moto“ tendenziell an ein jugendliches Publikum. Es geht viel um Coming-of-Age-Storys: Zwei Freunde, die sich duellieren, ein Influencer, der sich mit seiner Familie versöhnt, ein Mädchen, das sich sein Totem aus dem Ahnenreich ergattert, eine Tochter, die die Zauberkräfte ihrer Mutter rettet. In dieser Episode entkommen Mutter und Tochter einer Bergbaufirma und Cyborg-Insekten, die dem Boden Rohstoffe aussaugen. Hier weist die Serie auf die anhaltende Schädigung der Natur hin, die global betrachtet zum Nachteil der ganzen Menschheit ist. Mutter und Tochter fliehen in ein alternatives Paradies. In solchen Momenten erfüllt die Serie eine Sehnsucht, die nichts mit den westlichen Dystopien zu tun haben will. Hier ist die Zukunft (noch) möglich.